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AKTION/343: Castor-Transport - Landesregierung stiehlt sich aus der Verantwortung (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 17. Februar 2011
16. Februar 2011

Castor-Transport: Landesregierung stiehlt sich aus der Verantwortung

BUND: Atommüll-Transport entlarvt Lüge vom billigen Atomstrom


Stuttgart/Karlsruhe. Gemeinsam mit einem breiten Bündnis an Atomkraftgegnern hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, heute Nacht gegen den Transport von stark strahlendem Atommüll von Karlsruhe nach Lubmin protestiert. Spontan waren in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch rund 700 Teilnehmer einer genehmigten Kundgebung in Richtung Transportstrecke gezogen und hatten diese auf mehreren hundert Metern besetzt. Gegen 2 Uhr nachts begann die Polizei die friedliche Blockade aufzulösen und nahm 310 Personen in Gewahrsam, um das Durchfahren des Atommüllzuges zu ermöglichen. "Der Castor-Transport der verglasten Karlsruher Atomsuppe steht stellvertretend für den Irrsinn der Atomwirtschaft, bei der Verträge offenbar nichts gelten", sagte der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß. Genauso wie die Bundesregierung einen Diener vor der Atomlobby machte, indem sie den Atomkonsens aufkündigte, ignoriert der Castortransport das 2010 beschlossene "Regionale Raumentwicklungsprogramm Vorpommern" - das eine Nutzung des Zwischenlagers ausschließlich für Atommüll aus der ehemaligen DDR vorsieht. Der Atommüll wurde zu großen Teilen in Obrigheim und Neckarwestheim produziert. "Es ist nicht einzusehen, warum der strahlende Müll aus Baden-Württemberg nun auf eine gefährliche Reise nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht wurde. Die Landesregierung darf sich nicht aus der Entsorgungsverantwortung stehlen", sagte der BUND-Landesgeschäftsführer. Die einzige Antwort auf das ungelöste Problem der Lagerung von Atommüll kann nur heißen: Keine weitere Produktion von Atommüll, sofortiger Atomausstieg. Frieß: "Andernfalls werden die Menschen noch viele weitere Male dem Risiko des Atommülltransports ausgesetzt, von der Gefahr eines Unfalles in den Atomkraftwerken ganz zu schweigen."

Der Transport entlarvt laut BUND einmal mehr die Lüge vom billigen Atomstrom: Für die Entsorgung der Hinterlassenschaften der still gelegten Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK), die als Dienstleistung für die Energieversorger abgebrannte Brennstäbe aufarbeitete, werden nach der letzten Kostenschätzung von 2007 insgesamt 2,63 Milliarden Euro anfallen. Das Verursacher-Prinzip wird dabei jedoch missachtet: 70 Prozent der Strahlungsbelastung kommt aus kommerziellen Atomkraftwerken, der Beitrag der Atomindustrie ist dagegen auf einen gedeckelten Anteil von maximal 40 Prozent festgelegt. Frieß: "Hier bezahlt der Steuerzahler Milliarden für die Entsorgung von Atommüll aus der Stromproduktion sowie aus Forschungsarbeiten, von denen die Atomindustrie profitiert."


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Quelle:
Presseinformation, 17. Februar 2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2011