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KOHLEALARM/168: Klimakampf und Kohlefront - Schockambivalenz ... (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 1. Juli 2015

Kohlestreit: BUND kritisiert "Klimaschutz-Placebo"

Umweltverband fordert Kohleausstiegsgesetz und Umsiedlungsstopp / RWE plant derweil neues 1.000 MW-Kraftwerk


Düsseldorf, 01.07.2015 | Im politischen Streit um das Abschalten von Kohlekraftwerken fordert der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Braunkohle. "Das jetzt diskutierte Abschalten von fünf RWE-Kraftwerksblöcken ist nichts weiter als ein Klimaschutz-Placebo", sagte BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen. "Um die Klimaschutzziele in Bund und Land erreichen zu können, müssen alle alten Braunkohlenkraftwerksblöcke sukzessive vom Netz gehen. Wir brauchen einen gesetzlichen Rahmen zum vollständigen Kohleausstieg."

17 der 20 Kraftwerksblöcke in den RWE-Braunkohlenkraftwerken im Rheinland sind zwischen 39 und 50 Jahren alt. Insgesamt verfügen die RWE-Braunkohlenkraftwerke über eine Kapazität von 10.693 Megawatt. Zusammen haben sie in 2014 etwa 81 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Das sind etwa 27 Prozent aller Treibhausgasemissionen des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die 1965 bis 1970 in Betrieb genommenen Kraftwerksblöcke Niederaußem C, Weisweiler E sowie Frimmersdorf P und Q kommen zusammen auf eine elektrische Leistung von 1.169 Megawatt. "Diese Kraftwerke würden ohne jede weitere Maßnahme in den nächsten Jahren altersbedingt vom Netz genommen werden müssen. Es wäre ein Unding, wenn die Politik es zuließe, dass dieses natürliche Kraftwerkssterben jetzt auch noch vom Steuerzahler und Stromkunden versilbert wird", kritisierte der BUND-Experte Jansen. Der einmalige Eingriff durch die Herausnahme nur dieser Kraftwerke bewirke damit bis 2020 kaum zusätzliche CO2-Einsparungen. "Alles in allem wäre der Klimaeffekt gering", so Jansen. Selbst wenn etwa 10 Prozent der derzeit in den RWE-Braunkohlenkraftwerken installierten Leistung vom Netz ginge, bleibe die Braunkohle der mit Abstand größte Negativposten in der Klimabilanz des Landes.

Dass angesichts der Debatte um das Abschalten der besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke die Bezirksregierung Köln jetzt das Genehmigungsverfahren für ein neues 1.000 Megawatt-RWE-Braunkohlenkraftwerk (BoAplus) in Bergheim-Niederaußem gestartet hat, hält der BUND für "aberwitzig". Deutlicher könne man nicht dokumentieren, wie konzeptionslos die derzeitige Energie- und Klimaschutzpolitik sei.

Auch die unlängst auf den Weg gebrachte Umsiedlung von weiteren 1.600 Menschen im Tagebaugebiet Garzweiler II sieht der BUND als Beleg für die "unverändert praktizierte Kohlevorrangpolitik der Landesregierung". "Das ist hochgradig verantwortungslos", konstatierte Jansen. "Für eine echte Energiewende müssen wir alle weiteren Umsiedlungen stoppen, keine neuen Kohlekraftwerke genehmigen, alle Braunkohlentagebaue massiv verkleinern und die klimaschädlichsten Drecksschleudern bis 2020 vom Netz nehmen."

Mehr Infos:
www.bund-nrw.de/braunkohle

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 01.07.2015
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2015

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