Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

VÖGEL/862: Public Science widerlegt Vorurteile und Mythen bei Rabenvögeln (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 15. Januar 2013

NABU: Public Science widerlegt Vorurteile und Mythen



Neumünster, 15. Januar 2013: In Schleswig-Holstein haben bei der Stunde der Wintervögel nunmehr über 3.700 Vogelfreunde mehr als 108.000 Vögel gemeldet. Damit wurde das Vorjahresergebnis bereits weit übertroffen. Nur zum Teil enthalten sind derzeit die per Post übersandten Meldebögen. Mit einem Endergebnis wird daher erst Ende des Monats gerechnet. Schon jetzt zeigt sich aber: Die "public science"-Aktion des NABU widerlegt allgemeine Vorurteile und Mythen, so zur angeblichen Schädlichkeit unserer Rabenvögel. Der NABU fordert als Konsequenz die Landesregierung auf, die Jagdzeiten für Elstern und Rabenkrähen aufzuheben.

Mittlerweile erlauben die Daten der seit drei Jahren laufenden public science-Projekte "Stunde der Wintervögel" sowie die sechsjährige Erfassung im Rahmen der "Stunde der Gartenvögel" nach britischem Vorbild erste Aussagen zu längerfristigen Bestandstrends und biologischen Zusammenhängen. Besonders die Rabenvögel stehen im Fokus der Öffentlichkeit, denen von Laien ein gravierend negativer Einfluss auf die Singvogelbestände nachgesagt wird. Die schleswig-holsteinische Landesregierung hatte im Jahr 2005 die ganzjährige Schonzeit für Rabenkrähe und Elster u.a. mit der Begründung aufgehoben, Amseln, Finken und Rotkehlchen helfen zu wollen. Doch eine Bestandsreduktion bei Rabenvögeln und ein daraus behaupteter positiver Effekt für Singvögel lassen sich bis heute nicht nachweisen, wie schon früher auch wissenschaftliche Untersuchungen zeigten:

Elstern nehmen nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch bundesweit nur leicht ab. Die Zahl der Beobachtungen von Rabenkrähen bleibt weitgehend stabil. Ein Effekt der Bejagung auf die Bestandsgröße ist im Siedlungsbereich damit insgesamt nicht zu erkennen.

Die Amsel nimmt sowohl als Brut- wie Wintervogel in der Beobachtungsintensität über die Jahre nahezu beständig ab, Ringeltauben legen dagegen in der Brutzeit überwiegend zu. Bei Buch- und Grünfinken ist die Zahl in der Brutzeit beobachteter Individuen insgesamt leicht abnehmend bzw. weitgehend stabil. Ähnlich verhalten sich auch Rotkehlchen und Bachstelze. Leichte Zunahmen zeigen in Schleswig-Holstein seltenere Arten wie Stieglitz und Gimpel.

Obwohl seitens der Jagdverbände behauptet: Auch besondere jahrweise Abhängigkeiten zwischen Rabenvögeln und anderen offen brütenden, häufigen und leicht bestimmbaren kleinen Singvögel sind dabei nach den Daten der NABU-Aktion nicht zu belegen und damit keine direkte Abhängigkeit gegeben. Viel wahrscheinlicher und teils nachgewiesen ist ein starker Einfluss von Witterung, Härte des Winters, aber auch der Gartengestaltung auf die Bestandshöhe.

Für Mythen bezüglich der Rolle von Rabenvögeln besteht bei vorurteilsfreier Betrachtung kein Raum mehr. Der NABU fordert die schleswig-holsteinische Landesregierung daher auf, bei der anstehenden Änderung der Landesjagdzeitenverordnung als eine der wichtigsten Anliegen Rabenvögel wieder unter Vollschutz zustellen. Die Tötung von Tieren bedarf eines vernünftigen Grundes. Dieser ist nicht gegeben, die weitere Bejagung der Tiere damit auch ethisch nicht vertretbar.

*

Quelle:
Presseinformation, 15.01.2013
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2013