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VÖGEL/853: Interview mit Helmut Opitz - Geschichte und Erfolge der Kampagne "Vogel des Jahres" (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 12. Oktober 2012

Interview zur Geschichte und den Erfolgen der Kampagne "Vogel des Jahres"



Helmut Opitz, NABU-Vizepräsident und Ornithologe, betreut als einer der Fachexperten die größte verbandsübergreifende Aktion seit über 28 Jahren. Inzwischen gibt es über 20 "Naturobjekte des Jahres".

Was ist das Besondere am "Vogel des Jahres"?

Der "Vogel des Jahres" ist der Klassiker. Wir waren die Ersten, die über eine Art versucht haben, Aufmerksamkeit für die Natur zu schaffen. Die Wahl des Jahresvogels ist einerseits ein Thema für die Medien und schafft Öffentlichkeit für eine Art oder einen Lebensraum. Gleichzeitig wirkt sie direkt in den Verband, sodass unsere Gruppen vor Ort etwas für den jeweiligen Vogel und oder seinen Lebensraum tun können. Dass es inzwischen so viele Nachahmer gibt, zeigt, dass die Kür zu einer Art des Jahres immer noch ein gutes öffentlichkeitswirksames Instrument ist, um für diese Aufmerksamkeit und eine Lobby zu schaffen.

Hat die Kampagne Erfolge für den Artenschutz gebracht?

Der Wanderfalke, 1971 der erste Jahresvogel, ist eine Erfolgsgeschichte. Er war vom Aussterben bedroht, heute gibt es wieder mehr als 600 Brutpaare in Deutschland. Die konsequente Bewachung der Horste durch Naturschützer, das Verbot von Pestiziden Anfang der 1970er Jahre und die Kampagnen-Arbeit haben dem schnellsten Vogel der Welt geholfen. Gut getan hat die Wahl auch dem Rotmilan, Titelträger 2000, für den Deutschland eine besondere Verantwortung hat. Seitdem werden für die Jahresvögel gemeinsam mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) die bundesweiten Bestände erfasst. Das schafft einen Überblick, wie es um die Vögel steht und was noch zu tun ist. So kann den Entscheidern in der Politik mit klaren Daten gezeigt werden, wo es Missstände gibt. Mit dem Kormoran 2010 haben wir die Anglerlobby verärgert, aber auch die öffentliche Debatte darüber geführt, dass es nicht zeitgemäß ist, über "gute" und "schlechte" Arten zu entscheiden, sondern, dass Lösungen gesucht werden, die allen Arten eine Chance lassen.

Welche Kriterien muss ein Vogel erfüllen, um "Vogel des Jahres" zu werden?

Es sollen möglichst folgende Kriterien erfüllt sein: bundesweite Bedeutung, allgemeine Bekanntheit und Sympathie, Beteiligungsmöglichkeiten für die Bevölkerung, Aktionsmöglichkeiten für die NABU-Gruppen, die Darstellbarkeit von Natur- oder Artenschutzproblemen ebenso wie von Naturschutz-Zielen. Es ist aber kein Ausschlusskriterium, wenn einer der Punkte nicht erfüllt wird.

Wer entscheidet über den jeweiligen "Vogel des Jahres"?

Gewählt wird der Jahresvogel von einem Gremium, das sich aus dem NABU- Präsidium, den Landesvorsitzenden, den Sprechern der Bundesfachausschüsse, dem Vorstand der Naturschutzjugend und einem Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) zusammensetzt.

Gehen dem NABU nicht bald die Vögel aus?

Keine Sorge. In Deutschland gibt es 260 heimische Brutvögel, da haben wir noch ein paar Kandidaten. Solange wir in Deutschland und weltweit die intensive Landnutzung, die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, Ressourcenausbeutung und Umweltverschmutzung zulassen, werden Lebensräume und Arten weiter bedroht sein. Der Klimawandel kommt auch noch dazu und wirkt sich auf Lebensräume aus. Die Natur braucht auch in Zukunft eine Lobby. Die Wahl zum "Vogel des Jahres" von NABU und LBV leistet dazu einen Beitrag.

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Quelle:
NABU Pressedienst, 12.10.2012
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2012