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VÖGEL/734: Alarmierender Amselschwund? (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 23. September 2011

Alarmierender Amselschwund?

Vogelfreunde sehen weniger Amseln / Sterben durch Tropenvirus befürchtet / Usutu-Virus in Süddeutschland nachgewiesen / Amseln leben durch Mauser im Herbst zurückgezogener / NABU ruft zu Meldungen toter Amseln auf


(Bremen, den 23/09/11) Die Amsel ist eine der beliebtesten und bekanntesten Vogelarten der Städte. Vogelfreunde beobachten sie gerne an der Futterstelle auf dem Balkon oder im Garten. In den vergangenen Wochen riefen besorgte Mitbürger beim NABU an, die die Tiere vermissen. Schnell keimte der Verdacht einer neuen Vogelseuche auf und tatsächlich wurde vor wenigen Tagen in Süddeutschland das afrikanische Usutu-Virus in toten Amseln nachgewiesen. Deshalb rufen die Naturschützer nun zur Meldung toter Amseln auf.

"Es ist einerseits völlig normal, dass ab Spätsommer kaum Amseln zu sehen sind", erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Im August und September legen sich die Tiere ein neues Federkleid zu. Sie leben in dieser Zeit sehr zurückgezogen und sind deswegen seltener anzutreffen. "Die Mauser ist für alle Vögel eine sehr anstrengende und kräftezehrende Prozedur, dafür brauchen sie Ruhe", so Hofmann. Der beliebte Gesang der Amsel-Hähne verstummt im Herbst ebenfalls natürlicherweise, weil die Paarungszeit abgeschlossen ist.

Auffällig ist jedoch, dass vor allem süddeutsche Landesverbände des NABU diesen Herbst wesentlich mehr Anfragen zu verschwundenen Amseln bekamen. Welche Rolle das aus Afrika stammende Tropenvirus dabei tatsächlich spielt, ist aber noch nicht eindeutig geklärt. "Inzwischen gibt es zwar einige Tiere, die durch das Usutu-Virus verendet sind, im Raum Bremen gab es jedoch keinen Nachweis", betont Sönke Hofmann.

Von den wenigen Fällen ließen sich noch keine Rückschlüsse ziehen. Ob es wirklich ein Amselsterben wie vor zehn Jahren in Österreich gibt oder es nur ein lokaler Ausbruch ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. "Es ist durchaus möglich, dass das Usutu durch die kühlen Herbsttemperaturen ausgebremst wird, schließlich braucht ein Tropenvirus warmes Klima, um sich zu vermehren", so der NABU.

Um die Entwicklung zu beobachten, ruft der NABU zur Meldung toter Amseln auf: "Wer eine tote Amsel findet, die nicht offensichtlich durch Fensterscheibe oder Katze gestorben ist, sollte sich bei uns melden. Über das Veterinäramt können frische tote Amseln auf den Virus getestet werden." Schon länger tote Vögel können einfach über die Mülltonne entsorgt werden. Auch wenn das Tropenvirus die Amseln dezimieren sollte, werden sie nicht gänzlich von der Bildfläche verschwinden, beruhigt der NABU.

"Nach einigen Jahren werden die Amselbestände immun und erholen sich wieder", sagt Sönke Hofmann. Eine "Gefahr für den Menschen" hält der NABU-Geschäftsführer für kaum gegeben. "Das ist reine Panikmache. Es gibt keinen einzigen menschlichen Todesfall durch das Usutu-Virus." Zudem werden die Symptome übertrieben dargestellt. "Wer gesund ist und ein funktionierendes Immunsystem hat, merkt wahrscheinlich nicht einmal, wenn er infiziert ist", erklärt Hofmann.

Tote Amseln können unter 04 21 / 3 39 87 72, info@NABU-Bremen.de oder auf Facebook unter "NABU Bremen" gemeldet werden.


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Quelle:
Pressemitteilung, 23.09.2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. September 2011