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VÖGEL/480: Sprung nach vorn für Wanderfalken - Helfer für Beringungssaison 2009 gesucht (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 6. März 2009 / Artenschutz

Sprung nach vorne für Wanderfalken in NRW

NABU sucht Helfer mit Erfahrung im Industrieklettern für Beringungssaison 2009


Düsseldorf - "Dem Wanderfalken in NRW geht es gut", das war das Fazit der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) im NABU NRW auf ihrem Jahrestreffen am 08.März in Recklinghausen. Auch im vergangenen Jahr konnten sich die nordrhein-westfälischen Wanderfalken weiter erholen, der erfolgreiche Anstieg in Brutpaar- und Jungvogelbestand der letzten Jahre setzte sich in 2008 fort: Von 114 Revierpaaren haben 101 Paare mit einer Brut begonnen. Erfolgreich waren davon 82 Wanderfalkenpaare. Sie brachten 232 Jungfalken zum Ausfliegen, 58 mehr als im Vorjahr.

"Das ist ein großer Sprung nach vorne, der aber irgendwie in der Luft lag", freute sich Dr. Peter Wegner, Sprecher der AG Wanderfalkenschutz im NABU NRW. In den letzten drei Jahren seien die Jungenzahlen bei etwa 170 pro Jahr stagniert, während die Zahl der nachgewiesenen Revierpaare im gleichen Zeitraum um 36 % gestiegen sei. "Junge Paare brauchen einfach Zeit, ihren Beitrag zu den Nachwuchsziffern zu liefern. In diesem Jahr platzte nun der Knoten, daran konnte auch ein zum Teil regennasses und kaltes Frühjahr nichts mehr ändern", erklärte Wegner den erfreulichen Zuwachs.

Tragende Säulen der Wanderfalkenpopulationen seien nach wie vor die Regierungsbezirke Düssel-dorf und Arnsberg. Der Regierungsbezirk Düsseldorf weise mit 36 Brutpaaren weiterhin die höchste Paardichte auf. Hier flog rund ein Drittel aller in NRW flügge gewordener Falken aus. Dicht auf folgt der Regierungsbezirk Arnsberg mit 27 Brutpaaren, die 63 Jungtiere zum Ausfliegen brachten. Kontinu-ierlich und relativ am erfolgreichsten entwickelte sich der Regierungsbezirk Münster. Hier flogen 35 Jungfalken aus, 5 mehr als im Regierungsbezirk Köln. In Ostwestfalen (RB Detmold) konnte ein Zu-wachs um 3 Brutpaare verzeichnet werden.

Einziger Wermutstropfen dieser positiven Entwicklung sei, dass die AGW aufgrund der raschen Aus-breitung des Wanderfalken nicht mehr alle neuen Revierpaare sofort erfasse. "Trotz guter Präsenz der AGW-Mitarbeiter in fast allen Landesteilen bleiben einige wenige Paare zunächst unentdeckt und auch die Beringung der Jungtiere kann nicht mehr vollständig erfolgen", so Wegner. Deshalb suche die AGW dringend interessierte, ehrenamtliche Helfer, die Erfahrung im Industrieklettern mitbringen und zur Beringungszeit Schornsteine erklimmen oder sich von Autobahnbrücken abseilen.

Ernsthafte Sorgen bereitet den Wanderfalkenschützern allerdings eine andere Entwicklung: Gerade einmal 7 Wanderfalkenpaare brüteten in NRW an Felsen, ihrem natürlichen Brutstandort. Zum Einen mache der Uhu als direkter Konkurrent dem Wanderfalken das Leben an Felsstandorten schwer, zum anderen gäbe es praktisch überall in NRW, wo zum Klettern geeignete Felsen und Steinbrüche vor-handen sind, aktuell Probleme mit illegalem und legalem Klettersport. Selbst dort wo in langwierigen und komplizierten Verhandlungen zwischen Klettersportlern, Naturschützern und Behörden Felsen zum Schutz der typischen Tier- und Pflanzenwelt solcher Standorte für den Klettersport gesperrt wur-den, erhöhe die Kletterlobby den Druck, auch solche Felsen wieder zum Klettern freizugeben. Dabei sei davon auszugehen, dass es ein "naturverträgliches" Klettern nicht gibt. "Brutplätze von Uhu und Wanderfalke sind ganzjährig für den Klettersport zu sperren", forderte Wegner auf der Tagung. Der einmalige und seltene Lebensraum Fels dürfe nicht den Interessen einer rücksichtslosen Spaßgesell-schaft geopfert werden.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 13/09, 6. März 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
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Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2009