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VÖGEL/1100: Rückgang der Vogelwelt auch in Thüringen belegt (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 19. Oktober 2017

Zumeldung des NABU Thüringen zur PM Nr. 116/17 des NABU-Bundesverbands "NABU: 12,7 Millionen Vogelbrutpaare in Deutschland verloren" -

Rückgang der Vogelwelt auch in Thüringen belegt


Jena - Laut einer aktuellen Auswertung des NABU sind in Deutschland in nur zwölf Jahren 12,7 Millionen Vogelbrutpaare verloren gegangen. Das entspricht einem Minus von 15 Prozent im Untersuchungszeitraum zwischen 1998 und 2009. Parallel hat der Anteil an artenreichen Wiesen und Weiden oder Brachflächen drastisch ab-, der intensive Anbau von Mais und Raps dagegen stark zugenommen.


Ackerhummel an einer Löwenzahnblüte - Foto: © NABU/H. May

Ackerhummel
Foto: © NABU/H. May

Auch in Thüringen existieren Belege für einen drastischen Rückgang bei Brutvögeln.

"Der Kiebitz im Werratal konnte zum Beispiel 1966 mit 50 Brutpaaren aufwarten. Heute kommen dort nur noch 5 bis 10 Brutpaare vor. Dramatischere Erkenntnisse gibt es über die Feldlerche im Altenburger Land. 1990 konnten dort auf 31 Quadratkilometer noch rund 900 Brutpaare festgestellt werden. In den Jahren 2007 und 2008 waren es nur noch 90 Brutpaare", berichtet Klaus Lieder, der Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie im NABU Thüringen. Ebenso sind im Altenburger Land die Brutvorkommen von Rebhuhn, Steinkauz, Raubwürger, Grauammer und Ortolan erloschen. Feldschwirl, Feldlerche, Sumpfrohrsänger, Stieglitz und Bluthänfling haben stark abgenommen. "1979 brüteten 130 Kiebitzpaare im Landkreis Greiz und in der Stadt Gera, 2017 sind es noch 3 Brutpaare. Vom Rebhuhn gab es 1955 noch mehr als 200 Paare im gleichen Gebiet, 1977 waren es noch 30 Brutpaare, 2000 weniger als 10 Brutpaare und heute gibt es keine mehr", so Lieder.

Nach NABU-Einschätzung ist ein direkter Zusammenhang zwischen dem Vogelsterben und dem massiven Insektenrückgang sehr wahrscheinlich. Es ist davon auszugehen, dass die intensive Landwirtschaft der maßgebliche Treiber für die stark abnehmenden Insektenbestände ist. Der übermäßig gesteigerte Einsatz von Pestiziden auf den Äckern vernichtet Insekten und Würmer, die Futtergrundlage unserer Vögel. Hier bestehe der größte Handlungsbedarf. Es ist höchste Zeit für einen Kurswechsel in der Agrarpolitik auf EU- und Bundes-, aber auch auf Landesebene.


Die komplette Auswertung und weitere Informationen unter:
www.NABU.de/vogelsterben

Der Nationale Bericht Deutschlands nach Art. 12 der Vogelschutzrichtlinie an die EU ist verfügbar unter
www.bfn.de/0316_vsbericht2013.html

Webseite zum Insektensterben:
www.NABU.de/insektensterben

Link zur frei zugänglichen Insektenstudie "More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas":
http://journals.plos.org/plosone/

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Quelle:
Pressemitteilung, 19.10.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2017

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