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MELDUNG/394: Auffallendes Entensterben auf der Plöner Seen-Platte (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 7. November 2016

NABU: Auffallendes Entensterben auf der Plöner Seenplatte

Vor allem Reiherenten betroffen


Neumünster, 7. November 2016: Seit 5 Tagen mehren sich auffallend Funde von toten Reiherenten und wenigen weiteren Wasservögeln auf der Plöner Seenplatte. Stichprobenhafte Uferkontrollen erbrachten am 6. November 2016 über 80 tote Reiherenten, und je einen Höckerschwan, Silber- und Mantelmöwe sowie ein Blässhuhn. Die Funde der Reiherente konzentrieren sich auf jene Gewässer wie den Schöhsee, die von der nachtaktiven Vogelart als Tagesschlafplatz genutzt werden, und den Großen Plöner See, der als zentrales Nahrungsgewässer fungiert. Die Reiherente ist Brutvogel in Schleswig-Holstein, vor allem aber Winterquartier für skandinavische Vögel. Seit ca. 25-30 Jahren liegt der Winterbestand im Lande bei rd. 50.000-80.000 Vögeln. Etwa 30.000 überwintern nach den Ergebnissen der Wasservogelzählungen der vergangenen Jahre auf der Seenplatte des Kreises Plön.

Infektion als Ursache?

Die genaue Ursache für das Sterben ist bislang unbekannt. Als Ursache der unnatürlichen Häufung der Funde ist möglicherweise von einer Infektion auszugehen. Da vor allem die Reiherente betroffen scheint - aber weniger andere, ebenfalls zahlreich an den Gewässern auftretende Arten wie Stockente, Haubentaucher, Graugans oder Blässhuhn - ist bislang von einer eher artspezifischen Infektion auszugehen, vergleichbar mit dem Usutu-Virus, welches vor allem Amseln trifft. Da die Vögel je nach Wind und Störungen zwischen verschiedenen Gewässern wechseln, können auch an anderen Seen tote Enten auftauchen.

Funde melden

Funde mögen mit Datum, Anzahl, Art, Fundort und ggf. Ringnummern von Kennzeichen an die NABU Landesstelle Wasser in Plön, Tel. 04522-2173, Carsten.Pusch@NABU-SH.de, mitgeteilt werden. NABU und örtliche Ornithologen und Wasservogelzähler der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft werden die Entwicklung weiterhin aufmerksam verfolgen. Über Neuigkeiten zum Sterben wird auf dieser Internetseite aktuell berichtet werden.

Kritische Konzentration von Wasservögeln

Einmal mehr zeigt sich, wie kritisch es ist, wenn sich die Restnatur des Landes auf die wenigen als Schutzgebiete ausgewiesenen Fläche konzentrieren soll. Was sich für Brutvögel an den Küsten in den viel zu kleinen Schutzgebieten bereits negativ entwickelt hat, weil die verblieben Brutvögel ohne Ausweichmöglichkeit unter starker Fuchs- und Marderprädation leiden, ist auch für Wasservögel kritisch, wenn Störungen und andere Beeinträchtigungen viele Gewässer entwerten und sich die Wasservögel auf immer weniger Fläche konzentrieren müssen. Hier können dann Infektionen möglicherweise besonders schnell zum Tragen kommen. Da kann ein kleines Ereignis erhebliche negative Folgen für die Bestände nach sich ziehen.

Weitere Infos unter www.NABU-SH.de

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Quelle:
Presseinformation, 07.11.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2016

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