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MELDUNG/313: Dringender Handlungsbedarf gegen Stromtod von Vögeln (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 30. September 2015

BAG Stromtod formuliert dringenden Handlungsbedarf
Bundesarbeitsgemeinschaft einigt sich bei Tagung am Altmühlsee auf ein deutschlandweites Vier-Punkte Forderungspaket


Hilpoltstein, 30.09.2015 - Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und sein bundesweiter Partner, der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern umgehende Schutzmaßnahmen an Mittelspannungsmasten gegen Stromtod von Vögeln. Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Stromtod hat bei ihrer Tagung in Muhr am See deshalb vier Forderungspunkte mit dringendem Handlungsbedarf aufgestellt.

Erfolgreicher Abschluss der gemeinsamen Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Stromtod von LBV und seinem bundesweiten Partner NABU. Unter Einbeziehung aktueller Problemfälle und bisheriger Unfälle an unzureichend gesicherten Strommasten wurde ein weiterer Handlungsbedarf diskutiert. Die Teilnehmer verabschiedeten daher folgende Resolution:

• Da die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes zur Sicherung aller gefährlichen Mittelspannungsmaste bis Ende 2012 nicht erfüllt wurden, fordert die BAG Stromtod für dieses Vollzugsdefizit eine Überprüfung durch die Behörden, deren Kontrolle bisher äußerst unbefriedigend verlaufen ist.

• Altlasten mit wirkungslosen Maßnahmen müssen nach neuem Standard zügig nachgebessert werden.

• Eisenbahnbetreiber sind seit 2010 gesetzlich verpflichtet, vogelsichere Oberleitungsanlagen zu errichten. Hierfür und die dringend erforderliche Nachrüstung tausender bestehender Masten gibt es immer noch keine zufriedenstellende Richtlinie. Von DB Netz wird gefordert, in den laufenden Verhandlungen endlich zum Abschluss einer rechtskonformen Vogelschutzrichtlinie zu kommen.

• Die Internationale Umsetzung der Bonner und Berner Konvention muss zügig verfolgt werden, um gefährdeten Großvogelarten auch auf den Zugwegen und in den Winterquartieren zu schützen.

"Wir haben in Bayern aktuell immer noch mindestens über 10.000 ungesicherte gefährliche Strommasten. Dazu kommen viele Maste mit ungenügender Sicherung, an denen immer noch Störche und andere seltene Großvögel sterben, weil die Entschärfungsmaßnahmen nicht wirken", so Oda Wieding, LBV-Fachfrau zum Thema Stromtod.

"Ein ähnliches Bild zeigt sich in ganz Deutschland", so Eric Neuling, NABU-Stromnetzexperte. Ein Großteil der Netzbetreiber hat die Gesetzeslage respektiert, und die Masten nach dem neuesten Stand der Technik, der gut definiert ist und beachtet werden muss, entschärft. Bedrohte Großvogelbestände haben dadurch unmittelbar profitiert. "Ein Teil der Firmen hält sich aber nicht an die gesetzlich vorgeschriebene Pflicht zur Entschärfung, oder praktiziert weiterhin Bastellösungen, die nicht alle Vögel vor dem Stromtod schützen", sagt Neuling. Diese Defizite bedrohen weiterhin die Ausbreitung und Wiederansiedlung seltener, stark gefährdeter Großvogelarten wie Steinadler oder Fischadler, besonders in Süddeutschland.

"Ganz dringend sind jetzt auch die Verhandlungen mit der Bahn zum Abschluss zu bringen und wirkungsvolle Vogelschutzmaßnahmen an Oberleitungen einzusetzen", erklärt Winfried Böhmer, Sprecher der BAG Stromtod.

"Auch im Ausland, vor allem auf den Zugwegen und in den Winterquartieren muss umgehend Unterstützung der dortigen Vogelschutzverbände stattfinden", so Dr. Dieter Haas, Vorsitzender der BAG Stromtod. Für die europäischen Störche, Adler und Geier, die in Afrika überwintern, stellen solche Verluste immer noch eine primäre Gefährdungsursache dar.

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Quelle:
Presseinformation, 30.09.2015
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2015

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