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MELDUNG/240: Der Biber - Heimischer Gestalter mit Biss (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 26. Januar 2015

Der Biber - Heimischer Gestalter mit Biss

NABU Thüringen berät bei Biberfragen



Jena. Seit 8 Jahren siedeln Europäische Biber wieder dauerhaft in Thüringen und wer jetzt im Winter an unseren Flüssen und Bächen entlangwandert, kann mit etwas Glück Spuren vom Biber entdecken. Dies bestätigt auch Marcus Orlamünder, der Bibermanger des NABU Thüringen. "Zu dieser Jahreszeit werden uns öfter Biberspuren gemeldet als Sommer", sagt der Experte. "Besonders charakteristisch sind die sogenannten Kegelschnitte an Gehölzen. Aber auch die vegetationsfreien Ausstiege des Bibers am Gewässerufer sind jetzt gut zu sehen."

Im Außeneinsatz - Foto: © NABU Thüringen

Bibermanager Marcus Orlamünder
Foto: © NABU Thüringen

Der Winter ist für Marcus Orlamünder eine gute Zeit, um nach neuen Biberrevieren zu suchen. Während seiner Tätigkeit trifft er oft auf Menschen, die sich für den Biber interessieren und kommt mit ihnen ins Gespräch. Falls sich tatsächlich ein Biber in der Region aufhält, bekommt er häufig wertvolle Hinweise. "Die Menschen vor Ort sind dem Biber meist wohlgesonnen und sie freuen sich über seine Anwesenheit", berichtet der Bibermager. Verunsichert durch Negativberichte aus anderen Regionen, gibt es dennoch manchmal Bedenken gegenüber dem Biber. "Solche Bedenken können meistens durch eine gezielte Aufklärung und Beratung aus dem Weg geräumt werden", stellt Marcus Orlamünder immer wieder fest.

Durch Nagung gefällter Baum - Foto: © NABU Thüringen

Nagung
Foto: © NABU Thüringen

In Thüringen breitet sich der scheue Nager an Saale, Werra, Ilm, Rodach und weiteren Gewässern langsam, aber stetig aus. In Revieren, in welchen die Biber sesshaft wurden, wollen sie ihr Leben lang bleiben. Mit zwei Jahren verlassen nur die Jungbiber den Familienverband und suchen sich ein neues Zuhause. Das ist meist nicht direkt in der Nachbarschaft, sondern eventuell sogar 50-100 km flussauf- oder abwärts. Vor allem in bisher unbesiedelten Gewässersystemen sind die Wanderwege besonders weit, was in Thüringen zutrifft. Der Biber braucht neben dem Gewässer ausreichend Nahrungsgehölze und ruhige Uferbereiche wo er einen Bau oder eine Burg anlegen kann. Wenn der Wasserstand im Gewässer zu niedrig ist, kann der Biber auch Dämme anlegen, um sich die Reviernutzung zu sichern.

Ein Biber am feuchten Ufer in Aktion - Foto: © P. Wächterhäuser/naturlichter.de

Biber
Foto: © P. Wächterhäuser/naturlichter.de

"Durch seine Aktivitäten wie Grabungen, Dammbau und die Fällung von Gehölzen ist der Biber ein großartiger Gestalter in unseren Auen", erzählt Marcus Orlamünder begeistert. Diese Gestaltungskraft hat die Flussbereiche in Eurasien und Nordamerika über Millionen Jahre geprägt. Es entstanden vielfältige Strukturen wie Totholz, Kleingewässer, Feuchtwiesen oder offene Bodenstellen am Ufer. Damit schafft der Biber zahlreiche Lebensräume für Libellen, Amphibien und Reptilien sowie für Fische und Vögel. Mit seiner Tätigkeit schafft er eine große Artenvielfalt. "Wir Menschen verwenden viel Geld und Energie darauf, um die Biodiversität in der Welt zu erhalten", stellt der Biberexperte fest. "Wenn wir die Lebensweise des Bibers akzeptieren, bleibt die Artenvielfalt in Gewässernähe auf natürliche Weise erhalten. Probleme mit Bibern entstehen oft nur dort, wo intensive Landnutzung stark in die Natur eingreift. Deshalb ist der Schutz von Uferrandstreifen in der Aue auch besonders wichtig."

Trotz der vielen positiven Leistungen, die der Biber vollbringt, muss in der Kulturlandschaft Rücksicht auf die Landnutzung genommen werden. Häufig sind Acker- oder Grünlandflächen am Gewässer betroffen, wenn der Biber aktiv ist. Auch Biber in Obstkulturen, Kleingärten oder Fischteichen können zu ernsthaften Schäden führen. Hierbei und am besten im Vorfeld nimmt das Bibermanagement des NABU Thüringen eine Vermittlerrolle ein. Laut dem NABU muss der Biber weiterhin die Möglichkeit bekommen, sich in Thüringen auszubreiten, aber die Interessen der Landnutzer dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. "Deshalb suchen wir das Gespräch unter anderem mit Landwirten, Forstleuten, Kleingartenbesitzern, Wasserwerksbetreibern und Teichwirten. Es müssen gemeinsame Lösungen gesucht werden, die alle Interessen berücksichtigen. Das erfordert eine individuelle Bewertung und Beratung im entsprechenden Fall", so Marcus Orlamünder. Auch präventiv kann man tätig werden, indem man Bäume vorm Benagen schützt, Ufer befestigt oder Biber aus sensiblen Bereichen fernhält. Es gibt aber zu bedenken: Der Biber ist besonders geschützt und wird nach der Roten Liste in Thüringen als stark gefährdet eingestuft. Es ist verboten ihm nachzustellen, ihn zu fangen beziehungsweise seine Wohnstätten und Dämme zu beschädigen oder zu zerstören.

Wer Bibernagungen und -spuren findet, ist aufgerufen diese dem NABU Thüringen beziehungsweise den zuständigen Unteren Naturschutzbehörden mitzuteilen. Das Projekt "Bibermanagement in Thüringen" läuft noch bis Juni 2015. Betroffene und Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich mit Fragen und bei Konflikten gerne an den NABU Thüringen wenden. Während der verbleibenden Projektlaufzeit sind außerdem noch eine Exkursion und eine Biber-Informationsveranstaltung geplant.

Weitere Informationen:
www.NABU-Thueringen.de

Das Projekt "Bibermanagement in Thüringen" wird über die Förderinitiative ländliche Entwicklung in Thüringen (FILET), Programm Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL) gefördert. Die Fördermittel werden von der Oberen Naturschutzbehörde im Thüringer Landesverwaltungsamt ausgereicht.

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Quelle:
Pressemitteilung, 26.01.2015
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2015


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