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MELDUNG/162: "Storchenaufzucht live" (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 5. März 2014

Förderung für "Storchenaufzucht live" / Rückblick Storchsaison 2013

"Storchenaufzucht live" bietet eindrucksvolle Einblicke in das Nistgeschehen



Potsdam - Mit 23.904 Euro Lottomitteln unterstützt Brandenburgs Umweltministerium das Projekt "Storchenaufzucht live" des Besucherzentrums Rühstädt. Ministerin Anita Tack hat heute einen symbolischen Scheck an den NABU-Landesvorsitzenden Friedhelm Schmitz-Jersch und die Leiterin des Besucherzentrums Rühstädt Petra Schlaugat überreicht. "Kaum ein anderer Vogel ist so populär wie der Weißstorch. Eindrucksvolle Einblicke in das Nistgeschehen sind bei jung und alt beliebt und faszinieren seit Jahren die Gäste des Storchendorfes", so Tack. Bis zu 1.400 Brutpaare werden in Brandenburg pro Jahr registriert.

Das Storchendorf Rühstädt im Biospährenreservat "Flusslandschaft Elbe - Brandenburg" ist alljährlich Anziehungspunkt für tausende einheimische und ausländische Touristen. Nirgendwo in Deutschland brüten so viele Störche wie in Rühstädt. Über Jahrzehnte wurden mehr als 30 Brutpaare direkt im Ort gezählt. 1996 hat das Dorf von der Stiftung Euronatur den Titel "Europäisches Storchendorf" erhalten. Seit 1997 informiert die NABU-Ausstellung "Weltenbummler Adebar" über die hier brütenden Weißstörche - auch mittels einer Nest-Kamera. Die Übertragung der Szenen aus dem Nest ist ein wesentlicher und beliebter Punkt der Ausstellung.

Besucherinnen und Besucher können über eine Kamera live dabei sein, wenn das Storchenpaar im Nest auf dem Dach des Besucherzentrums seine Jungen aufzieht. "Die Übertragungstechnik ist in die Jahre gekommen, veraltet und zum Teil defekt, die Bildqualität nicht mehr zeitgemäß. Eine Modernisierung ist deshalb dringend erforderlich", erläuterte Petra Schlaugat, Leiterin des Besucherzentrums Rühstädt. Allein konnte der NABU-Landesverband die Kosten von insgesamt fast 30.000 Euro für die Erneuerung nicht stemmen. Schmitz-Jersch: "Wir freuen uns über die Unterstützung und wollen pünktlich zum Saisonstart am 1. April mit der Installation fertig sein." Neben der verbesserten Qualität der gezeigten Bilder soll künftig ein interaktives Modul ermöglichen, dass Gäste selbst auswählen können, welche Szenen des Brut- und Aufzuchtverhaltens sie ansehen wollen.

Noch ist der Weißstorch in Brandenburg als gefährdet und in Berlin als vom Aussterben bedroht eingestuft. Gründe dafür sind der Verlust von Feuchtgebieten bzw. die Beeinträchtigung an Nahrungsflächen durch Monokulturen und den Einsatz von Bioziden. "Wir wollen jede Gelegenheit nutzen, um für den Weißstorch und seinen Lebensraum zu werben. Die Ausstellung in Rühstädt und die Livebeobachtung der Aufzucht sind eine gute Möglichkeit, Sympathie und Verständnis für diesen großen Vogel zu wecken", sagte Tack.

Das Besucherzentrum Rühstädt, das vom NABU und der Naturwacht gemeinsam betreut wird, bietet vom 1. April bis 30. September täglich von 10 bis 18 Uhr vielfältige Informationen zur Natur des UNESCO-Biosphärenreservates und zum Europäischen Storchendorf. Außerhalb der Saison ist ein Besuch der Ausstellung nach Anmeldung möglich:

Besucherzentrum Rühstädt, Neuhausstraße 9, 19322 Rühstädt Tel. 038791/98024, NABU-Besucherzentrum@t-online.de


In ganz Brandenburg wurden im vergangenen Jahr 1351 Horstpaare mit 1871 flüggen Jungstörchen gezählt.

Zum Vergleich: Ein Höchststand wurde im Jahr 2004 erzielt: 1409 Horstpaare; Gesamtzahl flügger Junge 3279.

Bernd Ludwig, Leiter der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im NABU Brandenburg zu den Gründen:
"Die Hauptursachen für die Schwankungen im Brutbestand und Brutergebnis sind: unterschiedliche Ankunft der Brutpartner, Witterung, Kämpfe sowie Nahrungsmangel durch Intensivierung der Landwirtschaft, Wegfall der Brachen und des Feldfutteranbaus mit hohem Insekten- und Wühlmausbestand und durch verstärkten Energiepflanzenanbau.
Besonders katastrophal wirken sich neben dem Nahrungsmangel auch Starkregen mit Kälteeinbrüchen kurz nach der Huderperiode aus. Die 1030 toten Nestjungen in 2013 sind besonders in Ost- und Südbrandenburg auf einen Dauerregen am 25./26.06., der mit einem Temperatursturz von maximal 26,3°C und minimal 13,5°C am 24.06. auf maximal 14,3°C am 25.06. und minimal 6,6°C am 27.06. einher ging, zurückzuführen. Die meist schon durch Nahrungsmangel geschwächten pulli verklammten völlig durchnässt im Horst und verendeten. Die Anzahl der flüggen Jungen/Horstpaar (JZa) betrug nur 1,39. Gute Brutergebnisse gab es 2013 nur in der Prignitz, der West-Ostprignitz und im Westhavelland, wo die Extremniederschläge ausblieben."

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Quelle:
Pressedienst, 05.03.2014
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. März 2014