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INSEKTEN/179: Schmetterling des Jahres - Landesregierung muss naturnahe Wälder besser fördern (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 9. Dezember 2010

BUND kürt den Großen Schillerfalter zum Schmetterling des Jahres 2011

Landesregierung muss naturnahe Wälder und Waldränder besser fördern


Stuttgart. Der BUND hat den Großen Schillerfalter zum Schmetterling des Jahres ausgerufen. Der Große Schillerfalter sei einer der größten und schönsten Tagfalter in unseren Regionen, zugleich jedoch auch ein Beispiel für die Bedrohung der Arten und ihrer Lebensräume, begründete die Jury ihre Entscheidung. Der immer seltener werdende Schmetterling ist auf naturnahe Mischwälder angewiesen, in denen die Sal-Weide wächst. Die Weide dient ihm zur Eiablage sowie als Futterpflanze für die Schmetterlingsraupen. In Forsten, die einseitig mit Fichten oder Kiefern bepflanzt sind und die keine gut strukturierten Waldränder aufweisen, kann der Schmetterling nicht überleben. In Deutschland und in Baden-Württemberg steht der Große Schillerfalter auf der Vorwarnstufe der Roten Liste.

"Die Hälfte der Großschmetterlinge in Baden-Württemberg - zu denen auch der Große Schillerfalter gehört - steht auf der Roten Liste. Fünf Prozent von ihnen sind bereits ausgestorben", erklärt die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender und ergänzt: "Das Internationale Jahr der Biodiversität 2010 geht zu Ende, ohne dass wir dem Artensterben Einhalt gebieten konnten. Im nächsten Jahr, dem Internationalen Jahr der Wälder, erwarten wir von der Landesregierung, dass sie endlich konsequent und wirkungsvoll handelt, um die Artenvielfalt in Wald und Offenland zu erhalten. Davon würde auch der Große Schillerfalter profitieren."

Der BUND engagiert sich im Rahmen seines mehrjährigen Naturschutzschwerpunkts "Schmetterlingsland Baden-Württemberg" im besonderen Maße für die Lebensräume von Schmetterlingen, darunter naturnahe Waldränder. Auch die "Abenteuer Faltertage", die der BUND seit 2005 jährlich durchführt, dient dem Schutz der Schmetterlinge. Dabei werden unter Mithilfe der Bevölkerung leicht erkennbare Schmetterlingsarten gezählt.


Hintergrundinformationen zum Großen Schillerfalter

Der Große Schillerfalter gehört zu den wenigen Schmetterlingen, die sich nicht von Blütennektar ernähren, sondern hauptsächlich von tierischen Produkten wie Exkrementen und Aas. Am späten Vormittag fliegt er aus den Baumwipfeln hinab, um an feuchtkühlen Waldrändern, auf Lichtungen oder Waldwegen Wasser und Nahrung aufzunehmen. Der Große Schillerfalter hat einen ausgeprägten Geruchssinn und lässt sich zur Beobachtung mit stark riechendem Käse anlocken.

Mit über sieben Zentimetern Flügelspannweite bei den Weibchen gehört der Große Schillerfalter zu den größten Schmetterlingen Europas. Die blau schillernden Flügel der Männchen, nach denen der Schmetterling benannt ist, sind auf winzige Luftkammern in den Flügelschuppen zurückzuführen. Die weiblichen Schmetterlinge haben eine dunkelbraune Färbung. Charakteristisch sind bei Weibchen und Männchen weiße Flecken auf den vorderen Flügeln sowie eine weiße Binde und ein kleiner Augenfleck auf den hinteren Flügeln.

Im Sommer finden sich Männchen und Weibchen zur Paarung in den Wipfeln markanter Eichen oder Buchen, die den Wald überragen. Das Weibchen legt seine Eier einzeln an die Blätter von niedrigen Sal-Weiden ab. Sind die Raupen geschlüpft, klettern sie an die Spitze der Blattoberseite. Von dort fressen sie das Blatt beidseitig ab und lassen nur die mittlere Blattader unversehrt. Es entsteht so ein typisches Fraßbild. Die bräunlichen gut getarnten Raupen überwintern nahezu ungeschützt an den Spitzen der Weidenzweige. Im Mai verpuppen sich die Raupen, nur wenig später, Ende Mai, schlüpfen die Schmetterlinge. Der Falter fliegt bis Ende Juli, in kühleren Gebieten auch länger.

Der Große Schillerfalter kommt in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas sowie Asiens vor.

In Deutschland steht der Schillerfalten auf der Vorwarnliste. Die Bestände des Großen Schillerfalters gehen in Deutschland zurück, weil junge Weidenbüsche häufig von Förstern entfernt werden, da ihr Holz nur wenig Geld einbringt. Weiden bieten aber auch Larven vieler anderer Insekten Lebensraum und sind für Bienen als erste Nahrung im Jahr von großer Bedeutung.


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Quelle:
Presseinformation, 9. Dezember 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2010