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GESCHÄFTE/105: Verbände fordern Verbot des Tropfsteinhandels in Europa (VDHK)


Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. - Pressemitteilung - Ramsau, den 9. September 2008

Tropfsteine - gefährdete "Arten"

- Verbände fordern Verbot des Tropfsteinhandels in Europa
- Schauhöhle bittet um Rückgabe eines gestohlenen Stalagmiten


Analog dem Handelsverbot für bedrohte Tierarten fordern die höhlenforschenden Verbände Europas ein Verbot des Handels mit Tropfsteinen.

"Leider gibt es auf Mineralienbörsen und im Internethandel immer wieder Angebote. Die Herkunft von Höhleninhalten zu beweisen ist immer schwierig", meint Bärbel Vogel, Vorsitzende des Verbandes der deutschen Höhlen-und Karstforscher e.V.

Der dreiste Diebstahl eines Stalagmiten aus der Binghöhle in der Fränkischen Schweiz (Bayern) [1] macht deutlich, dass ein dringender Handlungsbedarf besteht. Die Betreiberin der Schauhöhle, Katja Schönhöfer-Huhn, bittet nun die Diebe um Rückgabe des Millionen Jahre alten Naturwunders, da der materielle Wert sehr gering sei. "Tropfsteine sind auf Grund ihrer kristallinen Struktur zur Schmuckherstellung nicht geeignet und verlieren außerhalb der Höhlen rasch ihren Glanz. Im Wohnzimmer wirkt so etwas nicht. Es wäre schön, wenn wir den Tropfstein wieder an seinem Platz aufstellen könnten."

Tropfsteine sind unterirdische Klimaarchive. Wie bei einem Baum mit seinen Jahresringen, beeinflussen auch unterirdisch die Umweltbedingungen das Wachstum. So kann die Wissenschaft anhand von Tropfstein-Wachstumsphasen Warm- und Kaltzeiten bestimmen.

Bereits im Januar diesen Jahres hatte der spanische EU-Abgeordnete Mikel Irujo eine Anfrage zum Tropfsteinhandel an die Europäische Kommission gestellt. Diese hat sich jedoch für nicht zuständig erklärt. "Völlig unverständlich", findet Mikel Irujo "denn beispielsweise in den USA ist das seit 1988 verboten." Irujo hat mittlerweile eine zweite Anfrage an die Kommission gerichtet. Zwischenzeitlich wurde eine Deklaration zum Höhlenschutz ins Europäische Parlament eingebracht. Erstmals soll europaweit der Schutz der Höhlen- und Karstgebiete sowie der Höhleninhalte behandelt werden. Dazu sind allerdings noch die Unterschriften von über der Hälfte aller Abgeordneten des Europäischen Parlaments nötig.

Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V., die Europäische Speläologische Föderation sowie der weltweite Speläologische Verband UIS hoffen mit einer Werbekampagne auf die Bedrohung dieser unterirdischen Schätze aufmerksam zu machen, um damit einen einheitlichen Schutzstatus in Europa zu erhalten.

Bärbel Vogel, Vorsitzende des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V.

[1] Coburger Tageblatt 9.9.2008: "Keine Spur vom Märchenschloss-Turm" www.coburgertageblatt.de/cms/?id=801&MappeCID=s$z37~mrsybikme-pavwhau


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Quelle:
Pressemitteilung, 09.09.2008
Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V.
Graßlergasse 24, 83486 Ramsau
Tel. 08657/983787
Internet: www.vdhk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2008