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GESCHÄFTE/087: Rücksichtsloser Ausverkauf von Somalias Tierwelt (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 22. Februar 2007 - Afrika/Illegaler Tierhandel

NABU: Rücksichtsloser Ausverkauf von Somalias Tierwelt

Alarmierende Studie zu illegalem Wildtierhandel am Horn von Afrika


Berlin - Der NABU befürchtet einen rücksichtslosen Ausverkauf von Somalias Tierwelt. Begünstigt durch den andauernden Bürgerkrieg und fehlende Rechtsgrundlagen, nimmt das Ausmaß an Wilderei und des illegalen und unkontrollierten Wildtierhandels in dem Land am so genannten Horn von Afrika drastisch zu. Das geht aus einer aktuellen Studie des NABU und anderer international tätiger Artenschutzorganisationen hervor. Ziel von Fang und Bejagung ist der lukrative Export lebender Tiere ins reiche Ausland. Hauptabnehmer sind Privatpersonen im arabischen ( u.a. in den Vereinigten Arabischen Emiraten) und südostasiatischen Raum. Die Tiere enden in Privatsammlungen oder, wie z.B. Zwergantilopen, als Jagdobjekte für die Falkenjagd.

Somalias Tierwelt ist im ostafrikanischen Raum durch den großen Artenreichtum und eine Vielzahl an Endemiten (d.h. nur sehr regional vorkommende Arten) herausragend. Über 1.134 Wirbeltierarten wurden bisher nachgewiesen. Das Land wird bereits seit zwei Jahrzehnten von Bürgerkrieg geschüttelt und besitzt seit 16 Jahren keine Zentralregierung mehr. Der Studie zufolge werden bedrohte Großkatzen wie Löwen und Geparden, Antilopen und Gazellen sowie seltene Greifvogelarten und Reptilien exportiert. Je nach Gazellenart können zwischen 500 und 700 US- Dollar erlöst werden. Für Geparden- und Löwenjungtiere werden 1.000 bis 1.200 Dollar bezahlt. Genau Handelszahlen sind nur schwer zu ermitteln, da viele Transporte nicht erfasst werden. Allerdings konnten für die untersuchten Privattransportunternehmen allein in der Region um die Hauptstadt Mogadishu wöchentliche Lieferungen nachgewiesen werden, so dass je nach Tierart von Hunderten bzw. Tausenden exportierten Individuen ausgegangen werden muss. Zwischenhändler nutzen außerdem den rechtsfreien Raum des Landes, um Elfenbein aus anderen afrikanischen Ländern, in denen die Kontrollen schärfer sind, ins Ausland zu bringen.

"Wird der Handel mit den einzigartigen Tierarten nicht gestoppt, gehen zahlreiche Arten unwiderruflich verloren. Vor allem Silber-Dikdik- Antilopen oder Speke-Gazellen sind akut von der Ausrottung bedroht" sagte Jens-Ove Heckel, Regionalkoordinator der Antilopenspezialisten für Nordost-Afrika der Weltnaturschutzorganisation IUCN und Mitglied der NABU-Bundesarbeitsgemeinschaft Afrika. Die Tiere würden nach dem Fang meist unter schlechtesten Bedingungen bis zu ihrem Abtransport gehalten. Erfahrungsgemäß überlebe nur ein kleiner Teil der Tiere die Gefangenschaft und den Transport. Zentrale Autoritäten mit entsprechender Ausstattung zur Konfiszierung der Tiere fehlen. Private Flugpisten und Transportunternehmen sowie korrupte Zollbeamten erleichtern die Ausfuhr der Tiere, die häufig falsch deklariert als "Fracht" das Land verlassen.

Aus Sicht des NABU kann der illegale Wildtierhandel nur durch eine internationale Zusammenarbeit gestoppt werden. Da die notwendigen Rechtsgrundlagen für eine Beschränkung bzw. für ein Verbot des Wildtierhandels derzeit in Somalia selbst fehlen, ergeht ein dringender Appell an die zuständigen Behörden in den Empfängerländern, insbesondere den Import artengeschützter und bestandsgefährdeter Wildtierarten aus Somalia zu unterbinden. "Der exzessive Ausverkauf von Somalias biologischem Reichtum wird durch eine entsprechende Nachfrage und die Möglichkeit zum Import aufrechterhalten", erläuterte der somalische Biologe Osman Geedow Amir, der die Untersuchung durchführte. Nur durch ein aktive Aufklärungsarbeit vor Ort, könne Wilderei und illegaler Tierhandel bekämpft werden. "Die Somalis sind ein stolzes Volk und auf die Wahrung ihrer nationalen Identität bedacht. Somalias Tierwelt ist ein Teil dieser Identität, darin liegt eine große Chance für ihren langfristigen Schutz", so Amir.

Die Studie und Bilder sind im Internet zu finden unter www.NABU.de


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Quelle:
NABU Pressedienst 28/07, 22. Februar 2007
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), Pressestelle
Redaktion: K. Klinkusch, J. Theunissen, B. Pieper (ViSdP)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2007