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AKTION/150: NABU-Beobachtungstipp für September - Wo sind all die Vögel hin? (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 6. September 2013

NABU-Beobachtungstipp für September

Wo sind all die Vögel hin?
NABU NRW: Vogelzug ist jetzt in vollem Gange, Mauser neigt sich dem Ende zu



Düsseldorf - Noch vor wenigen Wochen waren Amseln, Meisen, Zaunkönige, Schwalben und Störche intensiv mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt. Überall war lautes Vogelgezwitscher zu hören und man konnte die Vogeleltern geschäftig hin und herfliegen sehen. Gerade in diesem Jahr waren die späten Bruten für den Arterhalt besonders wichtig, hatte das kalte, nasse Frühjahr doch hohe Verluste zur Folge. Doch jetzt ist es still geworden in unserer Kulturlandschaft. "Dies hat vor allem zwei Gründe", erklärt Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz des NABU NRW. "Zum einen fliegen zahlreiche Brutvögel schon wieder in ihre Überwinterungsgebiete, zum anderen ist noch Mauserzeit."

Nach der anstrengenden Brutzeit befinden sich neben den Amseln, die meisten unserer heimischen Standvögel in der Mauser. "Da werden aus prächtigen schwarzen Amselmännchen mit leuchtenden gelben Augenringen zerrupfte, struppige Kerle", so Jellinghaus. Den Weibchen gehe es nicht besser. Etwa drei bis vier Wochen Zeit benötigten die Tiere für die ‹Runderneuerung‹ ihrer ‹Leichtbauteile‹ während der Mauser. In dieser Zeit seien sie oft nur eingeschränkt flugfähig und daher schnell leichte Beute für jegliche Räuber. Deshalb und weil die Mauser eine sehr anstrengende Prozedur ist, lebten die Vögel, dann sehr zurückgezogen. Da sie zudem ihren Gesang fast vollständig einstellen würden, seien sie für uns Menschen zumeist ‹plötzlich verschwunden‹. "Ab Mitte September haben die meisten Singvögel aber ihre Mauser beendet und tauchen dann auch wieder in unseren Gärten auf", kann Jellinghaus die zahlreichen Vogelfreunde beruhigen.

Gesteuert werde der Mauserprozess nach einem angeborenen Zeitplan durch das Hormon Thyroxin. Jede Vogelart verfüge - vorwiegend unter dem Diktat klimatischer und biologischer Zyklen - über eine auf ihre Bedürfnisse und Lebensweise abgestimmte Mauserstrategie. "Die Mauser ist für alle Vögel unvermeidlich, weil sich ihr Gefieder abnutzt", erklärt der NABU-Vogelexperte. Exakt an der Stelle, wo die alte Feder gesessen hätte, entstehe eine passende neue. Gleichzeitig werden so auch Farben und Muster des Gefieders erneuert.

Der weitere Grund für das Verschwinden unserer heimischen Singvögel sei natürlich der Vogelzug, der jetzt schon wieder in vollem Gange sei. "Beginnend mit den Mauerseglern, die bereits Anfang August in ihre Überwinterungsgebiete starten, erstreckt sich der Vogelzug je nach Witterungsverhältnissen bis weit in den November hinein", so Jellinghaus. Den Mauerseglern folgten im August Nachtigall, Grasmücken, Kuckuck, Wespenbussard, Gartenrotschwanz und die Störche. Jetzt Anfang September starten neben Rauchschwalben und Buchfinkenweibchen auch Fischadler in Ihre Winterquartiere. Zur Hauptzugzeit Anfang Oktober verlassen laut Expertenschätzungen mehr als 50 Millionen Zugvögel ihre Brutgebiete in Deutschland, um eine Reise in wärmere Gefilde anzutreten. Eine noch größere Zahl wird Deutschland und damit auch Nordrhein-Westfalen überqueren und dabei an geeigneten Rastplätzen wie dem ‹Unteren Niederrhein‹, der ‹Weserstaustufe Schlüsselburg‹ oder den ‹Rieselfeldern Münster‹ auftanken, weiterziehen oder aber hier den Winter über Station machen.

"Dann lassen sich Schwalben, Stare und Wildgänse, aber auch zahlreiche Durchzügler aus Osteuropa, Sibirien oder Skandinavien besonders gut beobachten", weiß Jellinghaus. Deshalb lädt der NABU auch in diesem Jahr wieder alle Vogelfreunde zum gemeinsamen Vogelbeobachten ein. Im Rahmen des Birdwatch 2013 bieten der NABU am Wochenende des 5. und 6. Oktober bundesweit wieder zahlreiche fachkundig geleitete Exkursionen zum Höhepunkt des sichtbaren Vogelzuges über Deutschland an. Unter http://www.birdwatch.de gibt es die Möglichkeit zur direkten Online-Eingabe der Zugvogelbeobachtungen. Hier findet sich auch eine aktuelle bundesweite Terminübersicht zum BirdWatch.

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Quelle:
Pressemitteilung, 06.09.2013
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2013