Pressemitteilung Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom .04.2017
Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche
Ein Ausstiegsplan ist überfällig
Zum diesjährigen Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche am 24. April stellt der Bundesverband Menschen für Tierrechte fest, dass die EU-Mitgliedstaaten dem vereinbarten Ziel (1), Tierversuche vollständig zu ersetzen, immer noch nicht näher gekommen sind. Statt eine Gesamtstrategie zu verfolgen, handelten Politik, Wissenschaft und Industrie noch immer nach ihren eigenen Vorstellungen. Diese Mischung aus Chaos und Untätigkeit muss nach Ansicht des Verbandes dringend beendet werden. Der niederländische Abbauplan für Tierversuche müsse ein Weckruf sein.
"Am Masterplan führt kein Weg vorbei. Nur er kann die Entwicklung tierversuchsfreier Methoden voranbringen. Ohne einen systematischen Abbauplan kann der geplante Ausstieg aus dem Tierversuch nicht gelingen. Die Politik steht in der Pflicht, gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft, Industrie, Behörden und Tierschutz, diesen Plan zu erstellen und umzusetzen. Zu den Landtagswahlen und der Bundestagswahl wollen wir von den Parteien wissen, ob sie diesen Masterplan endlich in Angriff nehmen", so Dr. Christiane Baumgartl-Simons, stellvertretende Vorsitzende vom Bundesverband Menschen für Tierrechte.
Bisher haben nur die Niederlande einen Abbauplan für Tierversuche entwickelt (2). Die Planung unterteilt die Tierversuche in unterschiedliche Bereiche und beurteilt ihre Reduktionsmöglichkeit bis zum Jahr 2025. Danach könnten Tierversuche für regulatorische Sicherheitstest für Chemikalien, Lebensmittelzusätze, Pestizide und Tier- und Humanmedizinprodukte unter Einhaltung des gleichen Sicherheitsniveaus bis 2025 beendet werden. Bis dahin müssten jedoch mehrere komplexe tierversuchsfreie Tests (3) entwickelt werden. Es sei nicht sicher, ob dies bis 2025 erreicht werden könne.
Für den Tierrechtsverband ist der niederländische Abbauplan für Tierversuche ein notwendiger Weckruf. Bisher habe sich noch kein EU-Mitgliedstaat positiv zu diesem Plan geäußert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verwies sogar auf die Unverzichtbarkeit der Tierversuche in der Grundlagenforschung und unterstützt damit den Standpunkt der Allianz der Wissenschaftsorganisationen (4).
"Statt zu spalten, müssen alle Kräfte gebündelt werden, um die noch fehlenden Verfahren für die regulatorischen Sicherheitstest zu entwickeln. Dieser Bereich muss so schnell wie möglich tierversuchsfrei geprüft werden. Dabei ist es zweitrangig, ob der Ausstieg 2025 oder später erfolgt. Das Ende der Tierversuche in der Grundlagenforschung steht im Plan der Niederlande gar nicht zur Diskussion. Die Kritik der DFG ist damit gegenstandslos", stellt Baumgartl-Simons fest.
Nach Ansicht des Verbandes muss der zu erstellende Masterplan in erster Linie Einzelmaßnahmen zur Förderung der neuen Methoden enthalten, wie die Erhöhung der Forschungsgelder für tierfreie, humanspezifische Verfahren, die Ausweitung von Lehre und Forschung in diesem Bereich sowie eine Verkürzung der Prüf- und Anerkennungsverfahren für tierversuchsfreie Verfahren. Für die notwendige Erfolgskontrolle sei zudem unabdingbar, die Zunahme tierversuchsfreier Verfahren zu dokumentieren. Parallel hierzu müsste schnellstens ein Handbuch erarbeitetwerden, damit die vom Tierschutzgesetz geforderte Unerlässlichkeit und ethische Vertretbarkeit eines Tierversuchs nach wissenschaftlichen Regeln festgestellt werden kann.
(1) 2010 haben die EU-Mitgliedstaaten vereinbart, Verfahren mit lebenden Tieren für wissenschaftliche Zwecke und Bildungszwecke vollständig zu ersetzen, sobald dies wissenschaftlich möglich ist (Richtlinie 2010/63/EU, Erwägungsgründe 10, 46, Artikel 47 Absatz 1).
(2) Abbauplan der Niederlande unter: www.ncadierproevenbeleid.nl
(3) Insbesondere tierversuchsfreie Tests und Teststrategien zur Feststellung der Langzeittoxizität, Inhalationstoxizität, Entwicklungstoxizität, Reproduktionstoxizität, Immuntoxizität fehlen.
(4) Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen befasst sich mit
Fragen der Wissenschaftspolitik, Forschungsförderung und strukturellen
Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems. Mitglieder der
Allianz sind die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche
Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG), die Fraunhofer-Gesellschaft, die
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, die
Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die
Max-Planck-Gesellschaft, die Nationale Akademie der Wissenschaften
Leopoldina und der Wissenschaftsrat. Infos unter:
www.tierversuche-verstehen.de und www.tierversuche-verstehen.de/heldmaier-interview
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner
Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und
gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte
ein. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Aachen sind über 60 Vereine
sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im
Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster
politischer Ebene.
Der Verband Menschen für Tierrechte e.V. kämpft gegen jeglichen
Missbrauch von Tieren. Er verfolgt den Ausstieg aus dem Tierversuch
und das Ende der "Nutztier"-Haltung. Um diese Ziele zu erreichen,
ernennt der Verband beispielsweise das "Versuchstier des Jahres",
betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs und setzt sich für
eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und Lehre
ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der
Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft
sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der
Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben
einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten,
Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über
aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem
erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der
Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als
gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.
www.tierrechte.de
www.invitrojobs.com
www.satis-tierrechte.de
www.stadttauben.de
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Quelle:
Infodienst: Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 21. April 2017
52072 Aachen, Roermonder Straße 4a
Telefon der Pressestelle: 05237/231 97 90
E-Mail: elsner@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2017
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