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TIERVERSUCH/433: Deutschland kein europäisches Vorbild (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 29.09.2009

Deutschland bei Tierversuchen kein europäisches Vorbild


Zum Welttierschutztag am 4. Oktober haben die "Ärzte gegen Tierversuche" auf die großen Unterschiede bei der Einhaltung und Umsetzung der Tierschutzgesetzgebung in den EU-Mitgliedstaaten aufmerksam gemacht. Sie warfen der Politik vor allem in Deutschland vor, untätig gegenüber den großen Missständen bei Tierversuchen zu sein.

So gebe es in Schweden und Finnland deutlich mehr Transparenz bei Genehmigungen von Tierversuchsanträgen. Dort erhielten jede Bürgerin und jeder Bürger Einblick in die Anträge. "In Deutschland sind die Vorhaben der Experimentatoren streng geheim, paradoxerweise werden den Steuerzahlern aber die Kosten für die abwegigsten Tierversuche aufgebürdet", kritisierte die Biologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung.

Besonders kritikwürdig ist für den Verein, dass sich die Politik in Deutschland "dem Einfluss der vom Tierversuch profitierenden Kreise unterwirft" und sich selbst gegen ein Verbot von Versuchen an Menschenaffen sträube. Andere Länder wie Großbritannien, die Niederlande, Österreich und Schweden hätten Primatenversuche schon vor Jahren verboten. Sollte ein Verbot im Rahmen der derzeit laufenden Neugestaltung der Tierversuchsrichtlinie 86/609/EWG beschlossen werden, müsste sich auch Deutschland fügen. Die "Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen", die zahlreiche Organisationen vereint, sieht Chancen für eine deutlich tierschutzfreundlichere Richtlinie und hat dafür die Kampagne "12 Millionen Gründe" in Anspielung auf die Zahl der jährlich in Europa verwendeten Versuchstiere gestartet.

Die Kampagne sieht die öffentliche Meinung dabei auch in Deutschland hinter sich: Bei einer unabhängigen Umfrage im Frühjahr sprachen sich vier Fünftel von ihnen für ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen aus, die ohne konkreten medizinischen Bezug sind oder mit schwerem Leid für die Tiere einhergehen. Ebenso viele wollen, dass Informationen über Tierversuche öffentlich zugänglich sind.

Der Welttierschutztag geht auf Franz von Assisi (1181-1226) zurück, der als einer der ersten Tier- und Umweltschützer gilt und am 4. Oktober 1228 heilig gesprochen wurde. [mb]

Tierversuchsrichtlinie 86/609/EWG
http://europa.eu/legislation_summaries/environment/nature_and_biodiversity/l28104_de.htm

Position der Tierschutzverbände
http://www.de.eceae.org/a1_directive.php


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 34/09, 01.10.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 29.09.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2009