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POLITIK/606: Schweine ohne Luft (Ingolf Bossenz)


Schweine ohne Luft

Kommentar von Ingolf Bossenz, 11. Mai 2011


Sie wollen »die Möglichkeit und die Notwendigkeit eines Lebens ohne Töten« demonstrieren: Vegetarier aus Frankreich und anderen Ländern, die in Marseille (21. Mai) und Paris (11. Juni) das zehnte Jahr in Folge gegen die Haltung und Schlachtung von »Nutztieren« auf die Straße gehen und »ihre Solidarität mit Tieren zeigen«, wie es in einer Mitteilung der Veranstalter heißt. Immerhin werden in der EU jedes Jahr rund fünf Milliarden Tiere geschlachtet. Ein Vorgang, dessen Ungeheuerlichkeit indes allenfalls Minderheiten zu mobilisieren vermag und der für die öffentliche Reputation der Tierausbeutungsindustrie keinerlei Gefahr darstellt.

Erinnert sich noch jemand an den »Dioxin-Skandal«, der Deutschland zu Jahresbeginn wie ein Wüstensturm durchfegte? Der Millionen »verunsicherte« und Kommentatoren in die Attitüde alttestamentarischer Propheten fallen ließ? Dem Buße, Umkehr und Neubeginn folgen sollten? Der Furor der »Verbraucher« steigerte sich seinerzeit zu einem Maß, das nicht nur die eigene Gesundheit, sondern sogar das Wohl und Wehe der sogenannten Nutztiere in den Blick rückte. Die Demonstration Zehntausender in Berlin gegen Massentierhaltung und für eine Agrarwende war der Höhepunkt. Und der Schlusspunkt. Aus den dort mitgeführten Plastikschweinen ist lange die Luft raus. Wie aus der ganzen Angelegenheit.


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Quelle:
Ingolf Bossenz, Mai 2011
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 11.5.2011
http://www.neues-deutschland.de/artikel/197440.schweine-ohne-luft.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2011