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MELDUNG/317: Vogelgrippe - Deutscher Tierschutzbund fordert Präventionsstrategie (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 22. Februar 2017

Vogelgrippe: Deutscher Tierschutzbund fordert Präventionsstrategie


Aktuell grassiert die schlimmste Geflügelpestepidemie, die in Deutschland je auftrat. Angesichts dieser Entwicklung spricht sich der Deutsche Tierschutzbund für eine vorbeugende Strategie aus, um zukünftige Seuchenausbrüche tiergerechter eindämmen zu können. Bisher stützt sich das Vorgehen im Seuchenfall primär auf Bestandskeulungen und Aufstallungsgebote. Seit Anfang November 2016 sind in Deutschland nach dem Informationsstand des Deutschen Tierschutzbundes bereits über eine Millionen Vögel gekeult worden.

"Immer wieder massenhaft Tiere zu töten, die zum Teil völlig gesund sind, ist keine vernünftige und akzeptable Lösung für die dauerhafte Bekämpfung der Geflügelpest", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Solche Seuchengeschehen werden auch in Zukunft immer wieder auftreten, daher ist dringend eine nationale Präventionsstrategie erforderlich. Neben Aufstallungsgeboten und Notkeulungen im schlimmsten Fall, sollte überdacht werden, wie man das Ausmaß der Seuche in Zukunft minimieren und die Tiere schützen kann."

Eine Möglichkeit, den Viren zukünftig weniger Angriffsfläche zu bieten, sieht der Deutsche Tierschutzbund in einer Umstrukturierung der Geflügellandwirtschaft. Kleinere Bestände, eine geringere Tier- und Betriebsdichte sowie widerstandsfähigere Zuchtlinien, die unter tiergerechteren Haltungsbedingungen aufwachsen, könnten Viren weniger Verbreitungsoptionen bieten. Bei akut drohender Ansteckungsgefahr müssen alle verfügbaren Schutzmaßnahmen ergriffen werden, wobei die Stallpflicht für Freilandgeflügel möglichst vermieden werden muss, um tierschutzrelevante Folgen auszuschließen. Dass die Aufstallung der Tiere keine Garantie für die Verhinderung einer Ansteckung ist, zeigen die vielen Fälle von Geflügelpestausbrüchen in komplett geschlossenen Beständen.

Bisher völlig vernachlässigt ist die Methode einer Schutzimpfung, die die Symptomatik und vor allem die Virusausscheidung deutlich verringern würde, sodass eine weitere Verbreitung eingedämmt werden könnte. Die Bundesregierung sollte aus Sicht der Tierschützer daher dringend die Forschung intensivieren und die Finanzierung für eine kurzfristige Entwicklung von geeigneten Impfstoffen sicherstellen.

Risiko- und tierschutzorientierte Bewertungen erforderlich

Die Tötung von Tieren ist aus Tierschutzsicht nur im Falle des eindeutigen Nachweises hochaggressiver Geflügelpestviren akzeptabel, weshalb der Deutsche Tierschutzbund die vorsorgliche Keulung im Verdachtsfall immer wieder kritisiert. Aufstallungsgebote sollten außerdem nur für einzelne Regionen erlassen werden, wenn tatsächlich ein hohes Ansteckungsrisiko besteht und andere Schutz- und Hygienemaßnahmen nicht ausreichen. Bei der risikoorientierten Entscheidung müssen mögliche Beeinträchtigungen der Haltungsumgebung zulasten des Tierschutzes berücksichtigt und abgewogen werden.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 22. Februar 2017
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2017

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