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MELDUNG/064: System der Tierproduktion muss hinterfragt werden (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 12. Januar 2011

System der Tierproduktion muss hinterfragt werden


Ein auf Profit und billige Ware ausgerichtetes System der Tierproduktion ist anfällig für kriminelle Machenschaften. Diese sind dann nur noch schwer unter Kontrolle zu bringen, wie die aktuelle Entwicklung im Dioxinskandal zeigt. Die Folge: Verbraucher sind verunsichert und die Tiere werden zu Abfall deklariert und vernichtet. Der Deutsche Tierschutzbund fordert eine Umkehr in der Lebensmittelproduktion und einen Umgang mit Tieren, für den die Gesellschaft sich nicht mehr schämen muss. Hintergrund dafür ist die aktuelle angeordnete Tötung von Schweinen: Werden Tiere getötet, weil der Dioxingehalt im Fleisch die Grenzwerte überschreitet, ist das ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, stellen die Tierschützer fest.

Laut Tierschutzgesetz darf kein Wirbeltier in Deutschland ohne vernünftigen Grund getötet werden. Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, dazu: "Die Tiere sind nicht akut krank, sie könnten trotz der Dioxinbelastung weiterleben. Der vernünftige Grund einer Tötung, nämlich die Nahrungsgewinnung, ist nicht gegeben." Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an die zuständigen Behörden, Tiertötungen nicht als Schnellschüsse zu missbrauchen, um Sicherheit für die Verbraucher vorzutäuschen. Der Verband weist auch auf ein weiteres Problem in der Massentierhaltung hin: Wenn Betriebe gesperrt sind, die Tiere aber schlachtreif wären, kann das mit erheblichen Tierschutzproblemen verbunden sein. Schweine haben in der industriellen Mast ein sehr begrenztes Platzangebot, sie nehmen täglich an Gewicht zu, so dass eine Verlängerung der Mast, weil der Betrieb gesperrt ist, für sie eine weitere Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten bedeutet. Damit werden die ohnehin schon katastrophalen Haltungsbedingungen zusätzlich verschlimmert.

Der Deutsche Tierschutzbund hält eine Abkehr von der immer stärker werdenden Industrialisierung der Tierhaltung in der Landwirtschaft für unausweichlich. "Wir befinden uns auf einem agrarpolitischen Irrweg. Tausende von Betrieben in Deutschland werden von einem Verursacher geschädigt, wie in diesem Fall. Diese Industrialisierung birgt immer die Gefahr eines Flächenbrandes, weil sich die Folgen von gesundheitsschädlichen Belastungen oder auch Seuchen katapultartig zu Lasten von Mensch und Tier ausbreiten. Eine regional ausgerichtete Landwirtschaft als Kreislaufwirtschaft würde mehr Sicherheit schaffen und Mensch und Tier besser schützen", bilanziert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Und richtet den Blick auch auf den Verbraucher: "Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass das billige Fleisch jeden Tag mit artgerechter Haltung in Einklang zu bringen ist", so Apel weiter.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 12. Januar 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2011