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KOMMERZ/213: Händler setzen weiter auf Känguru-Fleisch (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 19. Juni 2019

Händler setzen weiter auf Känguru-Fleisch


Der Deutsche Tierschutzbund hat an insgesamt 43 Unternehmen appelliert, ihre Känguruprodukte aus dem Angebot zu nehmen. Die Jagd auf jährlich mehr als 1,5 Millionen Kängurus ist die größte Tötung landlebender Wildtiere weltweit und aus Tierschutzsicht höchst problematisch. Dennoch boomt der Verkauf von Kängurufleisch und Känguruleder. Bei den angeschriebenen Supermärkten, Frischfleischgroßhändlern, Tierfutterherstellern und - händlern sowie der Bekleidungsindustrie stößt die Tierschutzproblematik - ebenso wie die häufig auftretenden hygienischen Mängel bei Kängurufleisch - jedoch offensichtlich auf taube Ohren. Auf den Appell des Deutschen Tierschutzbundes hin verwiesen die meisten Unternehmen und Händler lediglich auf ihre Qualitäts- und Sicherheitsstandards, auf Kontrollen und darauf, dass Tierschutzgesetze eingehalten würden.

"Viele der Unternehmen sind offenbar nicht bereit, selbst Verantwortung für die angebotenen Produkte zu übernehmen und verweisen lediglich auf die Nachfrage durch die Verbraucher", sagt Anna Szczepanek vom Deutschen Tierschutzbund. Die Mehrheit der Verbraucher jedoch wüsste gar nichts davon, dass Kängurus in freier Natur auf grausame Weise getötet werden, so Szczepanek. "Wir raten daher den Verbrauchern - aber auch den Unternehmen - besser die Finger von Känguruprodukten zu lassen." Erfolg hatte der Appell der Tierschützer bei L. Stroetmann: Das Handelsunternehmen will in Zukunft auf Kängurufleisch verzichten.

Brutale Tötung und hygienische Mängel an der Tagesordnung

Deutschland ist der drittgrößte Importeur von Kängurufleisch und -leder weltweit. Das Fleisch wird in Restaurants und Supermärkten als Steak angeboten und teils zu Haustierfutter verarbeitet. Känguruleder versteckt sich etwa in Sportartikeln, in Outdoor- und Motorradbekleidung. Auch für deutsche Supermarktketten, wie Lidl, Metro, V-Markt und Sporthersteller, wie Adidas und Puma, werden in Australien Millionen Kängurus auf meist brutale Art getötet. Hinzu kommen jedes Jahr zahlreiche Jungtiere, die ohne ihre Mutter keine Überlebenschance haben. Wissenschaftler wie Tierschützer beklagen die Auslöschung von Beständen und befürchten, dass der Massenabschuss langfristig den Fortbestand der Kängurus gefährdet. Denn anders als vielfach behauptet sind Kängurus keine Plage, sondern vermehren sich nur sehr langsam. Hinzu kommt, dass Kängurufleisch auch aus Gesundheitsgründen bedenklich ist: Die nachtaktiven Tiere werden im Dunkeln, ohne Kontrolle durch einen Veterinär getötet, unter unhygienischen Bedingungen zerlegt und bei großer Hitze und ohne Kühlung über weite Strecken transportiert. Laboruntersuchungen von Proben aus dem Handel zeigen, dass das Fleisch oft mit Salmonellen und vor allem mit E. coli-Bakterien belastet ist. Um die Verkeimung des Fleisches zu vertuschen, ist es üblich, das Fleisch mit Milchsäure zu waschen, was in der EU allerdings nur bei Rindfleisch erlaubt ist.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 19. Juni 2019
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
In der Raste 10, D-53129 Bonn
Telefon: +49-(0)228-6049624, Fax: +49-(0)228-6049641
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2019

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