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KOMMERZ/199: Preispolitik auf dem Rücken der Tiere - Aldi und Norma senken Preise für Milchprodukte (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 10. Mai 2016

Preispolitik auf dem Rücken der Tiere:

Aldi und Norma senken Preise für Milchprodukte


Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert die Preispolitik der Lebensmitteldiscounter Aldi und Norma, die ihre Preise für konventionelle Milch und Bio-Milch aktuell gesenkt haben. Aus Tierschutzsicht senden die Discounter damit ein falsches Signal in Richtung Verbraucher, da der Preiskampf in erster Linie auf Kosten der Tiere geht. Auch Landwirte kämpfen aufgrund des ruinösen Milchpreises um ihre Existenz, was dringend notwendige Investitionen in der Tierhaltung unmöglich macht.

Aldi und Norma haben ihre Preise für konventionelle Milch um 13 Cent bzw. 25 Prozent pro Liter gesenkt. Bei der Bio-Milch von Aldi Nord und Süd sank der Preis um acht Cent. Auch andere Molkereiprodukte, wie Butter, Quark, saure Sahne, Joghurt und Käse, wurden billiger. "Aldi und Norma senden mit ihren Preissenkungen erneut ein völlig falsches Signal. Es mag sein, dass die Ursache im Überangebot liegt und es Strategien braucht, um den Milchmarkt zu stabilisieren. Aber Preissenkungen gehen zu Lasten der Tiere und letztlich auch der Landwirte und richten einen langfristigen Flurschaden an. Alle derzeit lauten Versprechen der Branche, man wolle mehr Tierwohl schaffen, werden so konterkariert", kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, denn: "Billigpreise erziehen die Verbraucher dahingehend, dass mittlerweile sogar Bio-Produkte billig zu haben sind. Doch jede Preissenkung senkt das Tierschutzniveau. Handel und Discounter müssen daher endlich ihre ethische Verantwortung wahrnehmen und auf tierische Produkte zu Billigpreisen verzichten. Denn darunter leiden nicht nur Milchkühe, sondern alle Tiere in den Ställen."

Seit Abschaffung der Milchquote können Landwirte so viel Milch produzieren, wie sie wollen, ohne an eine Mengenbegrenzung gebunden zu sein. Damit die Milch dem hohen Preisdruck auf dem Weltmarkt standhalten kann, wird sie verramscht. Viele Betriebe haben Tierbestände aufgestockt, um dennoch wettbewerbsfähig zu bleiben. Der zunehmende Preiskampf beeinflusst auch den Tierschutz in den Ställen: Landwirte, die vom Handel nur wenig Geld für ihre Milch erhalten, wirtschaften zunehmend am Existenzminimum. Für dringende Tierschutzinvestitionen im Stall fehlen die notwendigen finanziellen Mittel. "Unsere Kritik trifft auch alle andere Handelsunternehmen, die auf Kosten der Tiere im 'Fahrwasser' der auf Aldi und Norma aktuell verdichteten Schlagzeilen, Preise senken" ergänzt Schröder.

Tiere leiden unter dem Preiskampf

Milchkühe verbringen meist ihr ganzes Leben im Stall, circa ein Drittel der Milchkühe sogar noch in Anbindehaltung. Die Möglichkeit sich zu bewegen, bequem zu liegen oder mit Herdenmitgliedern in engeren Kontakt zu treten, bleibt den angebundenen Tieren verwehrt. Die Tiere selbst müssen immer mehr Leistung bringen, um wirtschaftlich rentabel zu sein: Lieferte eine Kuh im Jahr 1995 im Durchschnitt bereits 5.400 Kilogramm Milch pro Jahr, so sind es heute knapp 8.000 Kilogramm. Als Folge dieser hohen Milchleistung leiden die Kühe häufig an Stoffwechselstörungen, Euterentzündungen oder Klauenerkrankungen. Auch die Lebenserwartung der Tiere verkürzt sich deutlich.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 10. Mai 2016
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2016

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