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KOMMERZ/163: Siegel "Tiergerechte Haltungsform" ist irreführend (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 11. Juni 2010

Siegel Tiergerechte Haltungsform ist irreführend


Das Siegel "Tiergerechte Haltungsform" der Deutschen Gesellschaft für Geflügelwissenschaften (WPSA) ist eine Irreführung des Verbrauchers. Dies hat das Oberlandesgericht Oldenburg mit Urteil vom 3. Juni 2010 festgestellt und damit eine Kennzeichnung von Eiern aus Kleingruppenkäfigen mit diesem Siegel für unzulässig erklärt. Der Deutsche Tierschutzbund kämpfte gegen das Siegel seit dessen Einführung.

Die Käfiglobby muss damit eine Schlappe hinnehmen. Denn seit Herbst 2008 wirbt die Deutsche Gesellschaft für Geflügelwissenschaft e.V. - die deutsche Gruppe der World's Poultry Science Association (WPSA) - mit dem Siegel "Tiergerechte Haltungsform". Dieses hatte sie auch für Eier aus Kleingruppenkäfigen vergeben. "Mit dieser vermeintlichen "Orientierungshilfe" für Verbraucher sollte in Wirklichkeit nur der Absatz der unbeliebten Eier aus Kleingruppenkäfigen angekurbelt werden", erklärt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Nach Ansicht der Richter suggeriert das Siegel, dass es sich bei dieser tiergerechten Haltung um etwas Besonderes handele, was aber nicht der Fall sei. Tatsächlich entpuppt sich das Siegel als Mogelpackung, denn es werden lediglich die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten. Für das Oberlandesgericht Oldenburg ist das eine Werbung mit Selbstverständlichkeiten und damit unzulässig. Das Urteil hebt ein vorausgegangenes Urteil des Landgerichts Oldenburg auf, das das Zeichen noch für zulässig erklärt hatte.

Der Deutsche Tierschutzbund sieht sich mit dem Urteil bestätigt. Seit Einführung des Siegels hatte er sich vehement gegen eine Etablierung des Siegels auf dem Markt gewehrt: "Wenn mit dem Begriff "tiergerecht" geworben wird, erwarten die Verbraucher zu Recht höhere Tierschutzanforderungen an die Haltung und den Umgang mit den Tieren", so Apel weiter. Tiergerecht ist die Haltung in Kleingruppenkäfigen jedoch nicht, weil die Tiere kaum Platz haben und artgerechtes Verhalten unter diesen Bedingungen nicht möglich ist.

Beim Einkauf sollte man besser auf die eindeutig besseren Formen wie Freiland- oder biologische Legehennenhaltung zurückgreifen. Zusätzlich hilft das neue Siegel "Tierschutz geprüft" des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e. V. (KAT) beim richtigen Eierkauf. Es schreibt strengere Anforderungen an die Legehennenhaltung vor.

Weitere Informationen unter
www.tierschutzbund.de


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 11. Juni 2010
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2010