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KOMMERZ/162: Nach wie vor unzumutbare Zustände auf der "Terraristika" in Hamm (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 7. Juni 2010

Nach wie vor unzumutbare Zustände auf der "Terraristika" in Hamm


Beim Besuch der laut Veranstalter weltweit größten Reptilienbörse "Terraristika" in Hamm, die am 5. Juni stattfand, deckte der Deutsche Tierschutzbund wieder einmal grobe Missstände auf. Erneut konnten zahlreiche Verstöße gegen die Tierbörsen-Leitlinien des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) protokolliert werden. Schon beim Transport durch die aus ganz Europa anreisenden Händler, sind die Tiere extremen Belastungen und Stress ausgesetzt, noch immer sind viele Wildfänge mit an Bord. Behältnisse, in denen Tiere aufbewahrt wurden, waren absolut unzureichend und auch eine artgerechte Versorgung fand nicht statt. Tiere waren nicht vor Besucheranstürmen geschützt. Verkäufer vermittelten kaum Sachkenntnisse und veräußerten auch gefährliche Tiere an Laien.

"Die im Jahr 2006 vom BMELV veröffentlichten Leitlinien zur Ausrichtung von Tierbörsen unter Tierschutzaspekten sind in der Praxis unwirksam. Das für den Vollzug zuständige Veterinäramt in Hamm ist offensichtlich nicht in der Lage, deren Einhaltung durchzusetzen. So lange es keine bundeseinheitliche Verordnung gibt, die juristisch einklagbar wäre, werden wir immer wieder solch unzumutbare Zustände wie auf der "Terraristika" in Hamm vorfinden", erklärt die Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes, Brigitte Rusche.

Auf der Terraristika schüttelten Besucher die viel zu kleinen Plastikbehältnisse und nahmen die scheuen Tiere in die Hand. Darüber hinaus bieten die Behälter selten Rückzugsmöglichkeiten und sind meist unzureichend beschriftet. Mengenrabatte verleiteten zu Spontankäufen. Besonders Wildfänge, die noch vor wenigen Monaten in Freiheit waren und lange Transportwege hinter sich haben, litten unter Stress. Fluchtversuche, dauernde Drohgebärden und Apathie waren zu beobachten. Viele kommerzielle Händler, die aus ganz Europa anreisten, sprachen kein Deutsch, sodass keine fachliche Beratung stattfand. Auch giftige Tiere konnte jeder - trotz des Vorfalles mit der entflohenen "Monokel-Kobra" in Mülheim, die auf der letzten Terraristika gekauft worden war - ohne Einschränkung erwerben.

Anstatt das sowieso schon unübersichtliche Angebotsspektrum auf Reptilien und Amphibien zu beschränken, wurden auch Säugetiere für die Heimtierhaltung angeboten - wie z. B. nachtaktive Weißbauchigel ohne Rückzugsmöglichkeiten oder eigentlich solitär lebende Streifenhörnchen in Gruppen in kleinen, durchsichtigen Makrolon-Käfigen.

"Diese Tierqual darf nicht akzeptiert werden - Reptilien sind keine Gegenstände, sondern sensible Lebewesen!", so Brigitte Rusche. Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein endgültiges Verbot des Verkaufs von Wildfängen, gefährlichen Tieren und allen Tieren, die in Privathaushalten nicht artgerecht gehalten werden können. Die Tierbörsenleitlinien des BMELV müssten in eine Verordnung umgewandelt werden. Alle Verstöße könnten dann gerichtlich geahndet werden.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 7. Juni 2010
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2010