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KOMMERZ/149: Geklonte Hunde - die Illusion der Unsterblichkeit (tierrechte)


tierrechte 3.08 - Nr. 45, August 2008
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Geklonte Hunde
Kommerz - und die Illusion der Unsterblichkeit

Von Marion Selig


Unter dem Motto 'Best friends again' - 'Wieder beste Freunde' - will das US-amerikanische Biotechnologie-Unternehmen BioArts International in die kommerzielle Produktion von geklonten Hunden einsteigen. BioArts ruft in Hundehaltern - und damit potenziellen Kunden - die Illusion hervor, der geliebte Hund könnte geklont und damit nach seinem Tod gleichsam zum Leben erweckt werden und alles sei wieder so wie zu der Zeit, als der treue Begleiter noch da war.


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Doch selbst wenn ein Tier geklont wird und sein Klon weitestgehende genetische Übereinstimmung aufweist, so ist der Klon doch ein eigenes Lebewesen, wächst zu einem späteren Zeitpunkt auf und unterliegt anderen Einflüssen. Er kann anders aussehen, andere Eigenschaften haben und andere Verhaltensweisen entwickeln. Ein Lebewesen zu klonen, dadurch über seine genetische Ausstattung in höchstem Maß zu bestimmen und die Erwartung, das geklonte Tier auf diese Weise wieder zu 'erschaffen', verletzen die genetische Identität und die Würde des erzeugten Klons und werden ihm nicht gerecht. Der Klon wird darauf reduziert, eine 'Kopie' des geklonten Tieres zu sein.

Doch BioArts geht es nicht wirklich darum, Menschen ihre Hunde-Partner zu erhalten. Das Unternehmen will vor allem Gewinn machen, und das mit besonders drastischen Mitteln. So hat BioArts im Juli eine Internet-Auktion gestartet und fünf Dienstleistungspakete für das Klonen von fünf Hunden zur Versteigerung angeboten. Angesichts des begrenzten Angebots Hunde zu klonen einerseits und der großen Nachfrage andererseits, sei eine solche Auktion die gerechteste Möglichkeit, der Öffentlichkeit diesen Service anzubieten, so das Unternehmen auf seiner Website. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe von tierrechte waren zwei Klon-Pakete bereits versteigert; das Einstiegsgebot hatte bei 100.000 US-Dollar für den ersten Klon-Hund gelegen und soll für das fünfte Klon-Paket 180.000 US-Dollar betragen. Die 'Gewinner' müssen dann innerhalb von 30 Tagen eine Gewebeprobe des zu klonenden Hundes an ein südkoreanisches Labor schicken, mit dem BioArts zusammenarbeitet. Innerhalb von drei bis sechs Monaten - maximal einem Jahr - soll dann ein Klon-Hund erzeugt und im Alter von acht Wochen seinen Besitzern übergeben werden, im Falle des Transports per Flugzeug auf deren Kosten. Im Vorfeld ihrer Registrierung zu der Auktion mussten die Teilnehmer Qualifikationskriterien erfüllen, wozu der Nachweis einer Liquidität von mindestens 250.000 US-Dollar gehörte.

Außer BioArts wollen jedoch auch andere ein Stück vom Klon-Kuchen abbekommen. So hat die südkoreanische Firma RNL Bio (RNL steht für 'Revolution of Natural Life', also 'Revolution des natürlichen Lebens') aus Erbmaterial einer Hündin, die die Fähigkeit haben soll, Krebserkrankungen bei Menschen 'erschnüffeln' zu können, jedoch selbst keinen Nachwuchs mehr bekommen kann, vier Klon-Welpen erzeugt. Jeder soll 500.000 US-Dollar kosten und im Alter von drei Monaten zur Ausbildung als Krebs-Spürhund nach Japan geschickt werden. BioArts protestierte sofort und berief sich darauf, als einziges Unternehmen weltweit die Lizenz zur Anwendung des patentierten Klon-Verfahrens zu haben.

Diese Entwicklung zur totalen Bestimmung der genetischen Identität eines 'Haustieres' und die kommerzielle Vermarktung mit dem Ziel größtmöglichen Gewinns ist kaum zu fassen - aber letztlich nur die Fortführung dessen, was auch bei 'Nutztieren' durch Zucht, Genmanipulation und Klonen versucht wird. Die Vorstellung jedoch, ein Tier über seine Lebensspanne hinaus 'behalten' - und damit auch festhalten - zu wollen und dies durch Klonen auch zu können, ist ebenso realitätsfern wie lebensfremd. Denn Leben bedeutet Veränderung, Entwicklung, und Leben ist vergänglich. Damit müssen wir umgehen, wenn wir Beziehungen zu Tieren, und auch zu Menschen, eingehen.


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Quelle:
tierrechte - Nr. 45/August 2008, S. 17
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2008