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INITIATIVE/323: Gesunde und tiergerechte Nahrung findet Geschmack bei der Jugend (PROVIEH)


PROVIEH Heft 2 - Juni 2009
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

"Slow Food" und das "Youth Food Movement" (YFM):
Gesunde und tiergerechte Nahrung findet Geschmack bei der Jugend

Von Melanie Peters und Stefan Johnigk


"Buono, pulitu e giusto", auf Deutsch "gut, sauber und fair", so lautet das Motto der Slow Food Bewegung. Die Initiative aus Italien findet auch hierzulande wachsenden Zulauf bei Alt und Jung. Slow Food Deutschland wirbt in seinem Manifest von 2002 mit der Aussage "Genuss ist nur vollständig, wenn der Zusammenhang von Qualität, handwerklicher Kultur, Erhalt der natürlichen Grundlagen und der ethische Umgang mit unseren Nutztieren und Pflanzen beachtet wird." Zumindest die Jugend der Bewegung scheint dieses Motto ernst zu nehmen und auch dem Nutztierschutz Gewicht beizumessen. Auf der Slow Food Messe im April 2009 wurde eine Kooperation zwischen PROVIEH und dem "Youth Food Movement" (YFM) angebahnt.

Das YFM ist ein Netzwerk junger Landwirte, Lebensmittelhandwerker, Köche, Sozial- und Naturwissenschaftler, Politiker, Ökonomen, Studenten, Verbraucher und Künstler. Es wurde 2008 unter anderem von Studenten der Agrarwissenschaften und der Biologie gegründet. Die jungen Genießer wollen "der Landwirtschaft helfen, ihr natürliches Gleichgewicht wieder zu finden und aus unseren Nahrungsmitteln wieder Lebensmittel zu machen". In Deutschland geht die Initiative von der Uni Hohenheim aus. "Wir stecken noch in den Kinderschuhen, sind aber hochmotiviert", so Pavlos Georgiadis, Student in Hohenheim und Mitglied des Projekts "fresh - Food Revitalisation & Eco-Gastronomic Society of Hohenheim". Die Projektarbeit soll dazu beitragen, Mitmenschen über den sozialen, kulturellen und ökologischen Kontext der Ernährung aufzuklären und zu sensibilisieren.

Wenig sensibel zeigte sich dagegen der Herausgeber des "Slow Food Magazins" Ulrich Rosenbaum, Korrespondent der Hamburger Morgenpost in Berlin und glühender Italienverehrer. Unter der Rubrik "Artenschutz" veröffentlichte er in der Ausgabe 02-2009 eine Würdigung des Förderkreises "Cappone die Morozzo" (Kapaune aus Morozzo). Ausgerechnet der Begründer der Slow Food Bewegung, Carlo Petrini, rief diese Initiative zur Erhaltung und Fortführung der betäubungslosen Kastration von Masthähnen im italienischen Piemont ins Leben. "Ich möchte die Geschichte einer Speise kennen. Ich möchte wissen, woher die Nahrung kommt. Ich stelle mir gerne die Hände derer vor, die das, was ich esse, angebaut, verarbeitet und gekocht haben.", schreibt Petrini an anderer Stelle. Doch die Vorstellung, wie Masthähnen bei vollem Bewusstsein ohne Schmerzbehandlung die im Leibesinneren liegenden Hoden entfernt werden, verdirbt jedem sensiblen Menschen jeglichen Appetit auf Kapaunfleisch.

PROVIEH freut sich auf eine Zusammenarbeit mit der Slow Food Jugend des YFM. "Besser-Essern" wie Herrn Rosenbaum, für die "der ethische Umgang mit unseren Nutztieren" der "besonderen Qualität des Kapaun-Fleisches" unterzuordnen ist, sei dagegen kräftiger Gegenwind zu wünschen, auch aus den eigenen Reihen und aus Italien. Das wäre wahrhaftig "Buono, pulitu e giusto".


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Quelle:
PROVIEH Heft 2, Juni, 2009, Seite 16
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0
Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de

PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2009