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TIERHALTUNG/494: Ziegen - besondere Nutztiere mit speziellen Bedürfnissen (PROVIEH)


PROVIEH Heft 4 - Dezember 2009
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Ziegen - besondere Nutztiere mit speziellen Bedürfnissen

Von Susanne Aigner


Die Hausziege stammt von der Bezoarziege (Capra aegagrus) ab, die in den trockenen Gebirgsgegenden in mediterranen Ländern bis hin nach Vorderasien verbreitet war. Daher kommt ihr Drang nach viel Bewegung und ausgiebigem Klettern. An dem harten Felsgestein wurden auf natürlichem Weg die Hufe abgerieben. Die Kuh des kleinen Mannes war früher das ideale Haustier für arme Leute, denn für ein oder zwei Ziegen fand sich ein Platz hinter jedem Haus.

Ziegen sind intelligent, neugierig und gesellig. Werden sie in größeren Gruppen gehalten, brauchen sie ausreichend Platz, denn es finden immer wieder Kämpfe statt, um die Rangordnung für das einzelne Tier festzulegen. Ziegen sind darum für eine ganzjährige Stallhaltung ungeeignet. Wenigstens im Sommer müssen sie mehrere Stunden am Tag Auslauf haben. Der Stall sollte ausreichend mit Stroh eingestreut und gut durchlüftet sein. Ein gut strukturierter Stall mit einer zweiten Etage bietet den Tieren die Möglichkeit zu klettern. Auch liegen sie gerne auf erhöhten Plätzen. Liege- und Fressbereiche sind möglichst durch Wände zu trennen. Empfohlen werden eine Fläche von 2,5 m² und ein 40 cm breiter Futterplatz je Tier.

Für die eigene Zucht wird ein Bock in einem separaten Stall (mindestens 8 m² Grundfläche) mit ausreichend Auslauf gehalten. Ziegen lammen saisonal im Januar und Februar ab, oft mit Zwillingen und Mehrlingen. Die Lämmer bleiben die ersten Tage bei der Mutter. Danach werden sie mit der Flasche aufgezogen, um die Milch der Muttertiere gewinnen zu können.

Ziegen werden zwei Mal am Tag gemolken. In der Natur saugen die Zicklein mehrmals am Tag am Euter der Mutter. Optimal wäre darum ein dreimaliges Melken am Tag. Für größere Herden gibt es verschieden große Melkstände. Eine gute Milchziege gibt täglich zwischen drei und vier Liter Milch. Um ihren Energiebedarf zu decken, werden 500 g Kraftfutter zugefüttert. Die Kraftfuttergaben erhöhen sich mit steigender Milchleistung.

Auf der Weide bevorzugen die Tiere Klee und Kräuter und knabbern gerne an Zweigen von Laub- und Nadelbäumen. Gras fressen sie nur, wenn nichts anderes da ist. Im Stall mögen sie am liebsten frisches Kleegras, aber auch Grassilage, Rüben, Kohl und Mais. Äpfel, Kartoffelschalen, Gemüseabfälle aller Art runden den Speiseplan ab. Ein Tier frisst im Sommer täglich acht Kilo Grünfutter, im Winter verbraucht es neben dem Saft- und Kraftfutter etwa drei Kilo Heu. Als Wiederkäuer umfasst der Pansen einer Ziege etwa 10 Liter.

Werden Ziegen artgemäß gehalten, treten in der Regel nur wenige Krankheiten auf. Ihre normale Körpertemperatur liegt bei 39° C. Manchmal ist eine Behandlung gegen Parasiten nötig. Zwei Mal im Jahr müssen die Klauen geschnitten werden. In der Vergangenheit kamen Caprine-Arthritis-Enzephalitis (CAE) häufiger in Ziegenbeständen vor. Beim Zukauf neuer Ziegen sollte man darauf achten, dass sie gesund sind.

Die früheren braunen Ziegenschläge in Deutschland sind heute in der Bunten Deutschen Edelziege zusammen gefasst. Durch Einkreuzung von Schweizer Saanenziegen entstand die Weiße Deutsche Edelziege. Daneben gibt es noch Toggenburger, Thüringer Wald- und Harzziegen. Die meisten Tiere sind heute aus Kreuzungen dieser Rassen hervorgegangen.


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Quelle:
PROVIEH Heft 4, Dezember, 2009, Seite 6-7
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0
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PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Januar 2010