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FRAGEN/017: Schädlingsbekämpfung - Es geht auch anders! (tierrechte)


Magazin tierrechte - Ausgabe 1/2017
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Es geht auch anders!

Interview mit Kevin Newell von Dr. Christiane Baumgartl-Simons


Der Brite Kevin Newell geht neue Wege. Seine Firma "Humane Wildlife Solutions" ist die weltweit erste, die Konflikte mit ungewollten Wildtieren auf humane Weise löst, ohne den Tieren zu schaden. Sein Ziel ist, irgendwann die herkömmlichen Schädlingsbekämpfer mit ihren grausamen Methoden ersetzen zu können.


Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie dazu motivierte, sich für alternative Konzepte im Umgang mit Wildtieren einzusetzen?

Ich liebe wilde Tiere und finde, dass jedes Tier es verdient, so zu leben, wie es möchte, ohne dass Menschen es fangen und töten. Ich war 18 Jahre Tierrechtsaktivist und Veganer, bevor mir klar wurde, dass es nicht nur um die Tiere geht, die offensichtlich vom Menschen ausgebeutet werden. Es geht auch um viele hunderttausend Tiere, die in unseren Städten vergiftet, erschossen, gefangen und auf viele grausame Arten getötet werden - ohne dass ihnen jemand hilft. Ich beschloss etwas dagegen zu tun und begann an ethischen Alternativen zur konventionellen "Schädlingsbekämpfung" zu arbeiten, die nicht-tödlich, umweltfreundlich und vegan sind. Dabei lernte ich John Bryant kennen, der sich bereits mit solchen Konzepten beschäftigte. Das Ziel ist, unsere tierfreundlichen Alternativen bekanntzumachen, die Menschen aufzuklären und unseren Service irgendwann europaweit anzubieten.

Was machen Sie zum Beispiel, wenn jemand Probleme mit Ratten hat?

Ratten reagieren sehr sensibel auf alles, was in ihrer Umgebung geschieht. Da kann man gut ansetzen. Neben dem Abdichten von Gebäuden, kann man zum Beispiel Gerüche einsetzen, um sie zu vertreiben. Sie suchen dann oft das Weite und kommen nicht zurück.

Können Sie uns von einem Beispiel berichten, bei dem Sie damit erfolgreich waren?

Ein Kunde hatte ein Problem mit Ratten in seinem Garten. Sie lebten in seinen Komposttonnen und fraßen das Futter aus dem Vogelhäuschen. Wir haben zunächst den Zugang zum Futter unterbunden, indem wir die Tonnen versiegelten und das Vogelfüttern beendeten. Dann haben wir vorsichtig die Gänge umgegraben und die Nester entfernt. Das geht natürlich nur, wenn da keine Jungen drin sind. Das Ziel ist, dass sie von selbst das Weite suchen. Wir haben oft erlebt, dass das funktioniert. Die Ratten gingen und kamen nicht zurück. Im Grunde geht es darum, den Menschen klarzumachen, wie Ratten leben. Die Probleme sind menschengemacht und können gelöst werden.

Haben Sie den Eindruck, dass das Bewusstsein dafür wächst?

In den letzten vier Jahren kontaktieren uns immer mehr Menschen, die nach einer ethischen Alternative im Umgang mit Wildtieren suchen. Durch unseren Service erfahren die Leute überhaupt erst, dass es Alternativen gibt und dass sie die Wahl haben. Mit unserem Youtube-Kanal wollen wir möglichst viele Menschen erreichen und ihnen beibringen, wie sie mit Wildtieren umgehen sollten und die Probleme lösen, ohne den Tieren zu schaden.

Sie haben Kunden in England, Frankreich und den Niederlanden. Was ist mit Deutschland?

Wir hoffen, unseren Service auch bald in Deutschland anbieten zu können. Derzeit läuft eine Aufklärungskampagne in Deutschland über die sozialen Medien. Darauf wollen wir aufbauen. Jeder, der aktuell in Deutschland ein Problem mit Wildtieren hat, kann sich aber jetzt schon bei uns melden.

Stehen Sie in Kontakt mit den Behörden?

Ja, in Schottland stehen wir in gutem Kontakt mit den lokalen Behörden. Besonders, wenn es um Füchse geht, bekommen wir viele Anfragen. Wir haben beispielsweise schon für die Stadtverwaltung von Glasgow gearbeitet.

Gibt es Probleme mit den gesetzlichen Vorgaben und Ihrem Konzept?

Die Gesetze schreiben nicht zwingend vor, dass man Tiere unbedingt vergiften oder töten muss. Deswegen haben wir mit unseren nicht-tödlichen Konzepten viele Möglichkeiten.

Akzeptieren die Behörden Ihre Methoden?

Ja, sie akzeptieren sie als einen Ansatz, um bei Problemen mit Wildtieren Abhilfe zu schaffen. Manche stellen unseren Ansatz auch in Frage, aber wir können immer wieder beweisen, dass unsere Methoden besser funktionieren als herkömmliche, bei denen die Tiere getötet werden.

Was für Zukunftspläne haben Sie?

Wir haben noch viel vor. Derzeit arbeiten wir an neuen Methoden für Maulwürfe und Flöhe. Außerdem testen wir gerade die weltweit erste nicht-tödliche Wespenabwehr auf pflanzlicher Basis. Perspektivisch wollen wir auch Alternativen für Pestizide in der Landwirtschaft anbieten, die unschädlich für Insekten und andere Wildtiere, Mensch und Umwelt sind.

Unterstützen Sie Andere, die ihre Methoden praktizieren wollen?

Klar, deswegen versuchen wir ja, unser Konzept bekannt zu machen. Wir suchen weltweit nach Menschen, die als Franchise-Partner unsere Methoden übernehmen und umsetzen. Kostenlos!

So können wir noch mehr Leben retten. Das Ziel ist, irgendwann so viele Partner in ganz Europa zu haben, damit wir die herkömmlichen Schädlingsbekämpfer mit ihren grausamen Methoden ersetzen können.

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Quelle:
Magazin tierrechte - Ausgabe 1/2017, S. 13-14
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
eMail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
tierrechte erscheint viermal jährlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2017

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