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BERICHT/109: Niedersächsisches Tierschutzsymposium 2012 - Tierschutz in der Nutztierhaltung (aid)


aid Presseinfo-Newsletter 13/12 vom 28.03.2012

Wenn Hennen ihren Schnabel (be-)halten

Niedersächsisches Tierschutzsymposium 2012



(aid) - Ob Gruppenhaltung von Sauen oder Umgang mit Tieren am Schlachthof - das Thema Tierschutz steht in der Nutztierhaltung inzwischen bei allen Beteiligten ganz oben auf der Agenda und zwar vom Landwirt bis zum Verbraucher. Mit 170 Teilnehmern war das 8. Niedersächsische Tierschutzsymposium 2012, das das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) Mitte März 2012 in Oldenburg veranstaltete, daher voll besetzt. Zwei Tage lang befassten sich Veterinäre aus Praxen und Behörden mit aktuellen Forschungsergebnissen, Problemen und Neuregelungen zum Tierschutz.

Ein Aspekt, der Millionen von Hennen in Deutschland betrifft, ist das Stutzen von Schnäbeln. Damit sie sich nicht gegenseitig durch Federpicken verletzen, amputiert man nahezu allen in Deutschland gehaltenen Hennen vorsorglich die Schnabelspitze. Der Niedersächsische Tierschutzplan sieht vor, diesen genehmigungspflichtigen Eingriff stufenweise abzuschaffen. Ob Hennen mit intakten Schnäbeln zu Verhaltensauffälligkeiten neigen, untersucht derzeit ein Pilotprojekt der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), der Hochschule Osnabrück und weiterer norddeutscher Experten.

Die Wissenschaftler beobachten in elf Herden üblicher Legehennenrassen auf unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betrieben, wie sich die Tiere von der Aufzucht bis über die Legephase hin entwickeln. Auch Stallklima und Beleuchtung werden regelmäßig gemessen. Das Projekt zeigt bisher überwiegend gute Ergebnisse: In neun der elf Herden gehen die Hühner friedlich miteinander um. Nur in zweien kam es zu Federpicken und Verletzungen. Durch zusätzliches Beschäftigungsmaterial wie Pickblöcke, Sandbadestellen, Plastikdeckel oder auch Bälle, sorgen die Landwirte für Abwechslung und Ablenkung im Stall. Zu den vorläufigen Ergebnissen zählt, dass ungleichmäßige Beleuchtung, aber auch generelle Ängstlichkeit und Unruhe der Tiere sowie höhere Ammoniakwerte in der Luft, den Bestand anfälliger für Verhaltensprobleme machen.

"Die Tiere dürfen nicht zu leicht sein, wenn sie aus der Aufzucht kommen", ist eine weitere Beobachtung, die Dr. Birgit Spindler, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der TiHo präsentierte. Ihr bisheriges Fazit: "Es ist möglich, ohne massive Probleme mit Federpicken und Kannibalismus, Hennen mit heilen Schnäbeln zu halten."

Regina Bartel, www.aid.de

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Quelle:
aid Presseinfo-Newsletter 13/12 vom 28.03.2012
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2012