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INITIATIVE/001: Hinsehen, mitfühlen, handeln - vom Tierschutz zum Tierrecht (tierrechte)


tierrechte Nr. 52, Mai 2010
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Hinsehen, mitfühlen, handeln - vom Tierschutz zum Tierrecht

Von Stephanie Elsner


Ob Straßenaktion, Videodokumentation oder praktische Hilfe für ein Tier - sie sind vielseitig aktiv, die Tierfreunde e.V. aus Siegen. Diesen Mitgliedsverein des Bundesverbandes möchte tierrechte in dieser Ausgabe vorstellen.


Es waren 40 Euro, die im Frühjahr 2004 von zwei Tierfreunden zusammengelegt wurden, um das erste Equipment für einen neuen Verein anzuschaffen: einen gebrauchten Fernsehapparat. Denn nach dem ersten erfolglosen Versuch, die Menschen in der Siegener Innenstadt für das Leid der Tiere zu sensibilisieren, wurde den Gründern des Vereins die Tierfreunde klar, dass ein normaler Infostand nicht ausreicht, um angemessenes Interesse zu wecken.


Bilder bringen Emotionen

Aber wie konnten die Emotionen vermittelt werden, die auch die Gründungsmitglieder Tanja Günther und Jürgen Foß dazu bewegt hatten, keine Tiere mehr zu essen und sich neben dem Schutz der 'Heimtiere' auch den sogenannten Nutztieren zu widmen? Hühner, Schweine und Kühe mit in die Fußgängerzone zu nehmen, um zu zeigen, dass jedes Tier ein Individuum mit Gefühlen, Emotionen und Recht auf Leben ist, war keine Option. Aber Emotionen sind nach Auffassung der beiden Tierrechtler, die vor der Vereinsgründung zehn Jahre in einem Tierheim tätig waren, die Grundvoraussetzung zur Bewusstseins- und Verhaltensänderung zugunsten der Tiere. Somit liefen ab sofort auf den Infoständen die Bilder aus Schlachthöfen und 'Nutztier'-Haltungen über den 40-Euro-Fernsehapparat - und der Grundstein für die Tierrechtsarbeit von die Tierfreunde war gelegt.


Info-Mobil und heimliche Aufnahmen

Das Konzept ist bis heute geblieben und zentraler Bestandteil der Arbeit des Vereins. Aus dem kleinen Fernsehapparat wurde ein professionelles Info-Mobil mit großer integrierter Videoleinwand, welches abwechselnd von den mittlerweile über 100 Aktiven in 13 Ortsgruppen in ganz Deutschland eingesetzt wird. Der Verein finanziert sich durch derzeit 500 Förderer und wurde insbesondere durch viele Fernsehbeiträge bekannt. Gut möglich, dass Sie die Tierfreunde bereits kennen, ohne es zu wissen: Magazine wie Report, Panorama, Brisant und andere sendeten kritische Beiträge zur 'Nutztier'-Haltung und strahlten dabei verdeckt erstelltes Videomaterial aus Mastanlagen, Schlachthöfen und 'Pelztier'-Farmen aus, welches von die Tierfreunde zur Verfügung gestellt wurde. Das alltägliche und unerträgliche Leid der Tiere ans Licht zu bringen, welches durch die Tierindustrie hinter dicken Mauern versteckt und von Politik und Werbung schöngeredet wird, ist Hauptziel des Vereins.


Mahnwache bis Veggie Street Day

Im Laufe der Jahre wurde Infomaterial zu fast allen Tierschutz- und Tierrechtsthemen erstellt, welches auch kleineren Organisationen und Privatpersonen kostenlos zur Verfügung gestellt wird, die sonst keine Tierrechtsarbeit leisten könnten. Die Tierfreunde-Ortsgruppen nutzen dieses Material bei ihren nahezu 100 Aktionen jährlich ebenso. Zu den Aktionen zählen fantasievolles Straßentheater, Mahnwachen, Demonstrationen und vieles mehr. Außerdem wird bundesweit gemeldeten Tierschutzfällen nachgegangen. Zudem veranstalten die Tierfreunde den Veggie Street Day, das größte Vegetarierfest Deutschlands. Bei aller Öffentlichkeitsarbeit steht im Vordergrund, Gehör bei den Mitmenschen zu finden und trotz des Zieles einer veganen Gesellschaft eine breite Akzeptanz zu bekommen, statt durch Abgrenzung und 'Anderssein' Ablehnung zu provozieren.


Praktische Hilfe für Tiere

Neben der klassischen Tierrechtsarbeit leisten die Tierfreunde praktischen Tierschutz in Pflegestellen für verletzte und ausgesetzte Tiere. Ein großes Ziel ist die Schaffung einer Kombination aus Tierheim, Tierschutzzentrum und Gnadenhof. Neben der Aufnahme in Not geratener Tiere und dem Betrieb eines dauerhaften Heims für viele, insbesondere landwirtschaftliche 'Nutztiere' soll ein Zentrum entstehen, wo durch Information, Vorleben und Mitmachen allen interessierten Menschen artenübergreifende Sozialkompetenz, also der Tierrechtsgedanke, nahegebracht wird. Besucher sollen dazu einladend empfangen, informiert und gastronomisch bewirtet und Jugendliche aktiv in die Arbeit für die Tiere eingebunden werden. Das sind zwar noch Visionen und bisher leisten die Engagierten auch alles im Ehrenamt, aber sie stehen mit ihrem ja noch jungen Verein auch erst am Anfang. Doch sie wirken fest entschlossen, ihre Visionen in die Realität umzusetzen!


Kontakt:
die Tierfreunde e.V.
In der Hubach 60
57080 Siegen
Fon 0271-30320810
eMail: info@die-tierfreunde.de
www.die-tierfreunde.de


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Quelle:
tierrechte - Nr. 52/Mai 2010, S. 12
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de

tierrechte erscheint viermal jährlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2010