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BERICHT/010: Nutztier, Mensch und Lebensraum - Neubesinnung ... (SB)


Utopie für Tier und Mensch konkret gemacht

Besuch auf Hof Butenland in Butjadingen am 20. Oktober 2014



Entlegener als in Butjadingen kann der Mensch kaum wohnen. Der Nordwesten einer von Jadebusen, Nordsee und Weser umschäumten Halbinsel, die vor einigen hundert Jahren sogar einmal an allen Seiten von Wasser umgeben war, weist lediglich 48 Einwohner pro Quadratkilometer auf. Menschliche Einwohner, muß man hinzufügen, fristet doch eine erhebliche Zahl von kleinen und großen Tieren sein Dasein auf den Weiden der Dörfer Langwarden, Burhave und Stollhamm, die 1974 zur Gemeinde Butjadingen zusammengelegt wurden. Doch die ländliche Idylle dieser traditionell von Milchwirtschaft geprägten Region trügt. Der in den wohlhabenden Metropolen Westeuropas längst aufgebrochene Konflikt um den Verbrauch sogenannten Nutztieren gewaltsam ent- und genommener Körpersubstanzen, die durch ernährungstechnisch vollwertige Pflanzenprodukte ersetzbar wären, hat auch diese kleine Gemeinde am nördlichen Rande Deutschlands erreicht. In Butjadingen liegt Hof Butenland, und was dort geschieht, kann vor dem Hintergrund der die Region dominierenden bäuerlichen Landwirtschaft durchaus als revolutionär bezeichnet werden.

Jan Gerdes und Karin Mück haben diesen Hof mit dem Dach einer Tierschutzstiftung versehen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein ausbeutungs- und gewaltfreies Mensch-Tier-Verhältnis ganz lebenspraktisch in die Tat umzusetzen. Mühte sich der Landwirt dort früher damit ab, dem gerade für Kleinbauern immensen Produktivitätsdruck der Milchwirtschaft standzuhalten, so hat er heute als Vorstand der Tierschutzstiftung, der bereits 40 Hektar zuvor konventionell bewirtschafteten Landes übereignet wurden, einen nicht minder langen Arbeitstag. Dieser ist jedoch ganz anders als zuvor, als er versuchte, zumindest so viel für seine Kühe zu tun, daß sich das durch die Milchproduktion bedingte Leid in Grenzen hielt, bei allen anfallenden Problemen von der Freude darüber bestimmt, etwas für die Tiere zu tun, anstatt ihnen eine im ökonomischen Interesse qualvoll erbrachte Leistung abzunötigen.

Schwein und Hühner - Foto: © 2014 by Schattenblick

Empfangskomitee Hof Butenland
Foto: © 2014 by Schattenblick

Was Butenland so besonders macht, daß die dort geschaffene Lebenswirklichkeit im Vergleich zu den anderen Bauernhöfen in Butjadingen mindestens so exponiert ist wie die entlegene Lage nahe der Nordseeküste, erfährt der Besucher spätestens, wenn er den Innenhof betritt, der dem Wohnhaus und den Stallungen vorgelagert ist. Wo eine Eiche zum Verweilen auf den darunter postierten Gartenstühlen einlädt, trifft er als erstes auf ein freilaufendes Schwein, das ihn neugierig inspiziert. Sieht er dann, daß die Kühe des Hofes nach Belieben aus und eingehen und die Hühner freien Zutritt zum Wohnhaus haben, weiß er, daß die Regeln des normalen Landwirtschaftsbetriebs hier außer Kraft gesetzt sind.

37 Rinder, 5 Pferde, 5 Schweine, 3 Hunde, 5 Katzen, diverse Hühner, Gänse, Enten und Kaninchen bevölkern das Gelände des Hofes in nicht immer trauter Eintracht, aber ohne dem Joch leistungsorientierter Produktivität unterworfen zu sein. Wo Tiere nicht miteinander auskommen, wird dafür Sorge getragen, daß sie sich nicht begegnen, ansonsten kann hier jedes vierbeinige oder zweiflügelige Lebewesen seinen Geschäften nachgehen, wie es ihm oder ihr beliebt. Die Freiheit eines Daseins, das sie nicht mehr im Dienst des Menschen fristen müssen, nehmen diese Tiere auf eine Weise wahr, wie es ihrem natürlichen Verhalten am meisten entspricht. Die aufwendige Infrastruktur der Versorgung mit Futter und Wasser, mit Bewegungsraum im jeweils bevorzugten Milieu und einer medizinischen Versorgung, die den Problemen durch Milchproduktion, Tierversuche oder Käfighaltung geschädigter Tiere gemäß ist, aufrechtzuerhalten, ist ganz und gar Sache der Menschen, die sich diesem fundamentalen Wandel im Mensch-Tier-Verhältnis verschrieben haben. Sie können dies nur mit Hilfe zahlreicher Gleichgesonnener schaffen, die die Stiftung mit Spenden unterstützen oder Tierpatenschaften übernehmen.

Weg von der Weide zum Haus - Foto: © 2014 by Schattenblick

Für Kühe immer offen ...
Foto: © 2014 by Schattenblick

Die Betreiber von Hof Butenland haben sich zum Ziel gesetzt, "durch Aufklärung und gutes Beispiel Liebe und Verständnis für die Tierwelt zu wecken und das Wohlergehen und eine artgerechte Haltung von Tieren zu fördern". Daß sie dieses in der Satzung der Tierschutzstiftung verankerte Vorhaben erklärtermaßen frei von jeglicher Ideologie und Religion verfolgen, ändert nichts am eminent politischen Charakter dieses exemplarischen Beispiels dafür, daß es auch anders geht. Natürlich wäre eine auf millionenfacher Tierausbeutung basierende Agroindustrie nicht von einem Tag auf den anderen in eine völlig andere Produktionsweise, bei der in gleicher Menge und Nährwertigkeit Lebensmittel auf Pflanzenbasis hergestellt werden, zu transformieren. Auch käme einem Lebens- oder Gnadenhof wie diesem in einem solchen Prozeß lediglich die Funktion eines notwendigen Übergangsasyls für die nicht mehr zu schlachtenden Tiere zu. Es kann kein Modell für die Utopie einer Welt frei von Ausbeutung und Unterdrückung sein, weil die Arbeit mit Tieren, die ihrem Verbrauch durch den Menschen entkommen sind, dort nicht mehr erforderlich wäre.

Doch allein die Tatsache, daß ein Milchbauer die denkbar weitreichendste Konsequenz aus der von ihm als inakzeptabel erkannten Degradierung des Tieres zum Produktionsmittel gezogen hat, ist von Bedeutung. Sie belegt, daß es ganz und gar "menschengerecht" ist, um einmal die Kategorie der "Art" auf den funktionalen Kern ihres Interesses an der Verfügbarkeit der Tiere zurückzuführen, das Zufügen von Gewalt nicht nur für seinesgleichen auszuschließen, sondern im Grundsatz zu bestreiten. Für den italienischen Philosophen Marco Maurizi ist die Frage: "Wann haben wir damit angefangen, die anderen Tiere zu unterdrücken?" folgerichtig dahingehend zu präzisieren: "Wann haben wir vergessen, dass wir Tiere sind?" Die Betreiber von Hof Butenland sind dabei, die verlorengegangene Erinnerung an die gemeinsame Herkunft zu reaktivieren, und zwar nicht in einem rückwärtsgewandten, die Natur idealisierenden Sinne, sondern in Sicht auf die Zukunft einer verwertungsfreien Koexistenz von menschlichen und nichtmenschlichen Tieren.

Gänse und Pferde - Foto: © 2014 by Schattenblick Gänse und Pferde - Foto: © 2014 by Schattenblick

Fotos: © 2014 by Schattenblick

Enten und ein Schwein - Foto: © 2014 by Schattenblick Enten und ein Schwein - Foto: © 2014 by Schattenblick

Fotos: © 2014 by Schattenblick

Rinder mit Vergangenheit und Zukunft

Wer wurde bei einem Spaziergang auf dem Land nicht schon von einer Kuh neugierig beäugt und hat den Gedanken an ihre absehbare Zukunft nur kurz gestreift, um die darin lauernde Ohnmacht nicht verspüren zu müssen? Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wie die Tiere auf den meist baumlosen Weiden der brennenden Sonne trotzen und warum sie sich fast widerstandslos in den Tiertransporter treiben lassen? Wer hat nicht schon darüber gestaunt, wie kommunikativ und komplex das Miteinander im Herdenverbund ist?

Bei einem Gang über die nahegelegene Weide, die die Kühe auf Hof Butenland nach eigenem Belieben verlassen können, um in einem offenen Stall Unterschlupf zu suchen, haben die SB-Redakteure von Karin Mück und Jan Gerdes erfahren, daß ihre dort grasenden oder ruhenden Weggefährten über eine nicht weniger eigenständige Persönlichkeit verfügen, als es jeder Mensch für sich in Anspruch nimmt. Das trifft nicht minder auf ihre jeweilige Geschichte zu. Der Namenlosigkeit eines flüchtigen Daseins als Produktionsmittel und Rohstoff der Nahrungsmittelproduktion, als biologisches Substrat der Tierversuchsindustrie und medizinischen Ausbildung enthoben, bietet ihnen das im Mittelpunkt der Tierschutzstiftung stehende Kuhaltersheim die Möglichkeit, in denkbar größter Freiheit ohne vermeidbares Leid und Elend mit anderen Rindern zusammenzuleben.

Tier stupst Frau an - Foto: © 2014 by Schattenblick

Anna mit Karin Mück
Foto: © 2014 by Schattenblick

Anna ist immer vornean, wenn irgend etwas geschieht. Ein Orthopäde aus Hamburg hatte sie mit einer weiteren hier lebenden Kuh erstanden, um sie vor seinem Ferienhaus weiden zu lassen. Was zum einen hübsch aussieht, sollte zum andern den Zweck erfüllen, den Rasen kurz zu halten und das Mähen überflüssig zu machen. Seine Absicht, die beiden Hausgenossinnen im Herbst zu Biofleisch zu verarbeiten, stieß allerdings bei seiner Ehefrau auf so entschiedenen, bis zur Androhung der Scheidung reichenden Widerstand, daß die beiden Kühe nun kein weiteres Ungemach mehr fürchten müssen.

Hanni kommt aus einem Betrieb in Cuxhaven und wurde von einer Angestellten gerettet, die die Kälber von den Müttern trennen mußte. Als sie selber schwanger wurde und diese Prozedur nicht mehr aushielt, wandte sie sich an Hof Butenland, um vor ihrer Kündigung noch die älteste Kuh vor dem drohenden Schlachthof zu retten.

Karin Mück zeigt Verletzungen auf dem Körper der Kuh Manuela - Foto: © 2014 by Schattenblick

Spuren aus Manuelas Vergangenheit
Foto: © 2014 by Schattenblick

Manuela diente einem Labor vier Jahre lang als Versuchskuh, bevor sie nach Hof Butenland kam. Man hatte ihren Bauchraum permanent geöffnet, um täglich Panseninhalt zu entnehmen, an dem die Wirkung leistungssteigernder Futtermittel überprüft wurde. Das Leben auf der Weide war ihr vollkommen neu, doch heute ist nicht nur der Bauchraum wieder geschlossen, sie hat auch ihre Nervosität und Ruhelosigkeit abgelegt.

Kuh mit verletztem Becken - Foto: © 2014 by Schattenblick

Marie
Foto: © 2014 by Schattenblick

Marie ist als Kalb auf dem Spaltenboden, auf dem Rinder aus Gründen einer rationellen Tierhaltung leben müssen, ausgerutscht, hat sich das Becken verdreht und das Bein gebrochen. Mit einem solchen körperlichen Schaden stand ihr eigentlich nur noch der Weg zum Schlachter offen, doch sie lebt mit ihrer Geh- und Liegebehinderung schon seit acht Jahren auf Hof Butenland.

Martina gehört zur ersten Generation der Kühe, die auf Hof Butenland nicht mehr geschwängert werden, um Milch zu geben und auf dem Teller zu landen. Als Jan Gerdes vor dreizehn Jahren beschloß, die Landwirtschaft aufzugeben, verkaufte er alle Tiere. Da nicht alle Kühe in den Transporter paßten, der sie zum Schlachthof bringen sollte, war ursprünglich geplant, den Rest der Herde nach drei Monaten abholen zu lassen. Dazu gehörte auch die damals einjährige Martina. In dieser Zeit entschieden sich Jan Gerdes und Karin Mück jedoch dafür, trotz aller wirtschaftlichen Gründe, die dagegen sprachen, niemals wieder Tiere in einen Schlachthoftransporter zu laden.

Ochse auf Weide - Foto: © 2014 by Schattenblick

Martin
Foto: © 2014 by Schattenblick

Martina hat später den Bullen Martin zur Welt gebracht. Er ist wie Trine Ergebnis einer Zeugung, dessen männlicher Part unbekannt geblieben ist. Ob es der Deckbulle eines Nachbarn war, kann lediglich vermutet werden, doch auf diese Weise sind auf Hof Butenland Kälber zur Welt gekommen, die von vornherein in Freiheit aufwuchsen. Das dritte Kalb, das dort geboren wurde, heißt Mattes. Seine Mutter Dina tauchte eines Tages auf Hof Butenland auf, ohne daß einer der direkten Nachbarn eine Kuh vermißt hätte. Wie sich anhand der Ohrmarke herausstellte, stammte sie von einem mehrere Kilometer entfernt liegenden Hof. Die hochschwangere Dina wurde schließlich von einem Feriengast aus Luxemburg erstanden, der sie ihrem Besitzer mit der Erklärung abkaufte, sie mit zu sich nach Hause nehmen zu wollen. Der Bauer hätte sie womöglich nicht direkt an Hof Butenland verkauft, doch so wurde jegliche Animosität umschifft, die zwischen vielen Milchbauern und dem Aussteiger Gerdes existiert.

Liegender Ochse - Foto: © 2014 by Schattenblick

Mattis
Foto: © 2014 by Schattenblick

Dina brachte schon wenige Tage nach ihrer selbstgewählten Ankunft auf Hof Butenland den Bullen Mattis zur Welt. Wie Dina sind auch Fine und Elsa aus eigenem Antrieb an diesem Ort gelandet, wo den Kuhdamen weder die erzwungene Schwangerschaft, die Trennung von ihrem Kalb, die züchterisch hochgetunte Milchproduktion noch der Schlachter droht. Fine war nur kurz bevor sie über den Graben nach Hof Butenland sprang, von ihrem früheren Besitzer einem holländischen Mäster abgekauft worden. Sie befand sich auf der Suche nach ihrer verlorenen Familie und hatte das Glück, eine neue zu finden. Nur drei Monate später tauchte Elsa auf einer Weide der Tierschutzstiftung auf und wurde ihrem Besitzer getreu der Devise, daß jedes Tier, daß es aus eigener Kraft nach Hof Butenland schafft, auch bleiben darf, ihrem Besitzer abgekauft.

Klara wiederum wurde bis zum Skelett abgemagert auf einer Tierverladestation, wo sie gehalten wurde, nachdem sie vom Hänger gefallen war, von einer Tierschützerin entdeckt. Laut ihrem Rinderpaß wurde sie von Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern und zurück gebracht, um dann wieder nach Niedersachsen verkauft zu werden. Durch sechs verschiedene Ställe zog sich ihre Leidensgeschichte, während der sie vier Kälber gebar, um für die Milcherzeugung konditioniert zu werden.

Auf der Weide - Foto: © 2014 by Schattenblick

Jan Gerdes
Foto: © 2014 by Schattenblick

Samuel war 13 Monate in der dunklen Garage eines Restaurantbesitzers eingesperrt. Er konnte sich dort nicht einmal umdrehen und mußte fressen, was ihm an keineswegs kuhgerechter Nahrung vorgesetzt wurde. Um ihm seinem vorgezeichneten Weg in die Töpfe des gastronomischen Betriebs zu entreißen, wurde er seinem Besitzer für einen exorbitanten Betrag abgekauft.

Die Kuh Chaya hatte auf dem Schlachthof so getobt und geschrien, daß die zuständige Tierärztin intervenierte. Sie brach die Vorbereitung zur Schlachtung ab und nahm Kontakt mit der Tierschutzstiftung auf. Widerstand lohnt sich, könnte das Beispiel ihres Protestes im Angesicht des nahenden Todes auch überschrieben werden.

Die Schweine Erna und Else sind dem Tierversuchsbetrieb einer Hochschule entkommen. Sie dienten Studenten der Humanmedizin als Übungsobjekt, an denen sie den Kaiserschnitt ausprobieren konnten, wie Narben an ihren Bäuchen verrieten.

Kuh mit schwarzer, brauner und weißer Zeichnung - Foto: © 2014 by Schattenblick

Colorida
Foto: © 2014 by Schattenblick

Die dreifarbige Colorida wurde von einem Tierschützer entdeckt, der stets an ihrer Weide mit seinem Hund spazierenging. Er entwickelte eine solche Nähe zu dem Rind mit dem schwarzroten Kopf, daß er mit großem Einsatz dafür sorgte, sie ihrem künftigen Schicksal als Milchkuh zu entreißen und sie für Hof Butenland freizukaufen.

Karin Mück und Ochse - Foto: © 2014 by Schattenblick

Fiete läßt sich schmusen
Foto: © 2014 by Schattenblick

Zwischenlösung mit Vorbildcharakter

Auf Hof Butenland zu erleben, daß sogenannte Nutztiere nicht das Problem haben, ein mit ihren Angelegenheiten erfülltes Leben zu führen, selbst wenn sie Freiheitsberaubung, Mißhandlung, Ausbeutung und Todesangst erleben mußten, reicht allemal dazu aus, ihre Unterwerfung unter das Diktat der Tierverwertung mit Sicht auf die vollständige Überwindung dieser Form menschlicher Überlebenssicherung zu verneinen. Was gesellschaftlich anhand der Hölle der Massentierhaltung und industriellen Schlachtung, der Grausamkeit der Tierversuche und des sozial konstruierten Gegensatzes zwischen individualisierten Haustieren und anonymem Schlachtvieh kontrovers diskutiert wird, nimmt dort die greifbare Form einer praktischen Alternative an. Wieso sich mit kleinen Verbesserungen in der Nutztierhaltung begnügen, die dem sogenannten Schlachtvieh zu etwas weniger engen Ställen oder einem einige Wochen längeren Leben verhelfen, ohne am Warencharakter des zum Verbrauch deklarierten Tieres etwas zu ändern, wenn die Überwindung der zerstörerischen Wirkung menschlicher Produktionsweisen schon aus ureigenstem Interesse unabdinglich ist?

Gans vor Eimer - Foto: © 2014 by Schattenblick

Sortiert gerne Plastikspielzeug
Foto: © 2014 by Schattenblick

Die Tierschutzstiftung Hof Butenland enthält sich jeglichen ideologischen oder religiösen Bekenntnisses, weil die Praxis, Tiere aus jahrelanger Ausbeutung zu retten und ihren vorzeitigen Tod zu verhindern, mehr als genug ethische und damit auch gesellschaftspolitische Positionierung in sich birgt. Wo das deutsche Tierschutzgesetz sogenannte Mitgeschöpfe vor dem "Zufügen von Schmerzen, Leiden oder Schäden" lediglich dann in Schutz nimmt, wenn kein "vernünftiger Grund" vorliegt, da beherrscht die Vernunft des kleineren Übels das Feld. Sie gelangt etwa darin zur Anwendung, daß große Tierschutzverbände Fleisch, Eier und Milch produzierenden Agrokonzernen Verkaufsargumente liefern, indem sie kleine Linderungen in der Qual der Massentierhaltung mit ihrem Tierschutzsiegel honorieren.

Wer, wie Jan Gerdes und Karin Mück, aus eigener Praxis und Anschauung zu dem Schluß gelangt, nichts geringeres als das Ende des Schlachtens anzustreben, läuft Gefahr, als radikal und fundamentalistisch stigmatisiert zu werden. Dieses Risiko nicht zu scheuen, sondern einer Verpflichtung den Vorrang zu geben, die aus unmittelbarer Erkenntnis und gewachsener Überzeugung erwächst, hat zu allen Zeiten meist unbekannt gebliebene Personen ausgezeichnet, die Emanzipation und Befreiung im geschichtlichen Werden des Menschen vorangebracht haben.

Holzschild 'Kuhaltersheim' - Foto: © 2014 by Schattenblick

Foto: © 2014 by Schattenblick

11. November 2014