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VETERINÄR/407: Antibiotikaabgabe - etwas Licht und große Schatten (Ärzte gegen Massentierhaltung)


Ärzte gegen Massentierhaltung - Pressemitteilung vom 30. Juli 2015

Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin: etwas Licht und große Schatten


Am 28.7.2015 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Zahlen für die Abgabemengen von Antibiotika an Tierärzte im Jahre 2014 bekannt gegeben. Gegenüber dem Vorjahr ist die Gesamtmenge in Tonnen um 15% gesunken. Das ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung.

Nach wie vor werden aber in der Tiermedizin mit insgesamt 1.238 Tonnen erheblich mehr Antibiotika eingesetzt als in der Humanmedizin! Notwendig sind daher verbindliche Senkungsziele. Die Niederlande haben es vorgemacht: eine Reduzierung auf 50% innerhalb von 3 Jahren ist machbar. Wir fordern entsprechend eine Zielvorgabe von 600 Tonnen bis 2018.

Darüber hinaus zeigen die Zahlen des BVL eine weiterhin bedenklich hohe Abgabe sogenannter Reserveantibiotika für die Tiermedizin. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) stufen diese Wirkstoffe als besonders bedeutend für die Humanmedizin ein ("Highest Priority Critically Important Antimicrobials"). So ist beispielsweise die Abgabe von Fluorchinolonen seit 2011 um 50% gestiegen. Auch Colistin (107 t) und die Cephalosporine 3. und 4. Generation sind aus humanmedizinischer Sicht absolut unverzichtbare Reserveantibiotika, die überhaupt nicht in der Tierhaltung eingesetzt werden dürften. Wir fordern das sofortige Verbot des Einsatzes dieser Antibiotikaklassen in der Tierhaltung.

Die Detailanalyse des BVL zeigt außerdem eine bemerkenswerte regionale Verschiebung: während die Antibiotikaabgabe in einigen Regionen, insbesondere im grenznahen Gebiet zu den Niederlanden, überproportional abgenommen hat, ist für Brandenburg ein besonders starker Anstieg im zweistelligen Prozentbereich innerhalb eines Jahres zu verzeichnen. Dies spiegelt eindrucksvoll den massiven Ausbau der Massentierhaltung in den östlichen Bundesländern wider.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30. Juli 2015
Ärzte gegen Massentierhaltung
E-Mail: aerzteinitiative@t-online.de
www.aerzte-gegen-massentierhaltung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2015

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