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VETERINÄR/325: Verletzte Schwäne - Viel öfter Schäden am Hüftgelenk, als vermutet (idw)


Veterinärmedizinische Universität Wien - 26.11.2012

Verletzte Schwäne: Viel öfter Schäden am Hüftgelenk, als vermutet



Zu den häufigsten Ursachen von Verletzungen bei Höckerschwänen gehören Zusammenstöße mit Autos, Bleivergiftungen bei Schusswunden, verschluckte Fremdkörper oder Verletzungen durch Angelhaken. Verletzte Hüften gelten bei diesen Tieren aber als selten. Michaela Gumpenberger und Alexandra Scope von der Vetmeduni Vienna zeigen in einer aktuellen Studie jedoch, dass Hüftverletzungen bei Schwänen viel häufiger auftreten könnten, als bisher angenommen. Sie zeigen, dass mit Computertomografie Brüche des Hüftknochens bei Höckerschwänen weitaus besser zu diagnostizieren sind als mit den bisher üblichen Röntgenbildern. Ihre Arbeit ist in der Zeitschrift "Avian Pathology" erschienen.

Bei Höckerschwänen (Cygnus olor) eine Verletzung zu diagnostizieren, ist eine schwierige Angelegenheit. Die Tiere sind groß, oft wiegen sie mehr als 10 Kilo. Zudem wehren sie sich in der Regel dagegen, von Menschen angefasst zu werden. Die Tiere bekommen deshalb vor einer tierärztlichen Untersuchung leichte Beruhigungsmittel, was jedoch auch ein Risiko für sie darstellt.

Das Hüftgelenk gilt bei vielen Vogelarten als anfällig für Verletzungen. Von Schwänen dachte man bisher jedoch, dass sie selten von Verletzungen im Hüftbereich betroffen sind. Traditionell werden Röntgenbilder zur Untersuchung von Vogelhüften gemacht. Gumpenberger und Scope zeigen jetzt, dass die Computertomografie (CT) viel verlässlichere Bilder bringt.

Deutliche Unterschiede

Die Forscherinnen untersuchten die Hüftgelenke von fünf Höckerschwänen, die an die Klinik für Geflügel, Ziervögel, Reptilien und Fische gebracht wurden, weil sie nicht mehr stehen konnten. Bei drei dieser Vögel wurden Röntgenbilder gemacht, bei allen fünf wurden zusätzlich CT-Scans angefertigt. Die Ergebnisse waren deutlich: In den Röntgenbildern war lediglich zu erkennen, dass eines der Tiere einen Bruch am Hüftgelenk davongetragen hatte, aber auch diese Diagnose konnte nicht eindeutig gestellt werden. Anders bei den CT-Scans, die bei allen fünf Schwänen deutliche Anzeichen für Verletzungen der Hüfte zeigten.

Weniger Stress mit CT

Die Computertomografie ist also viel geeigneter dafür, Verletzungen am Hüftgelenk zu diagnostizieren, als traditionelle Röntgenbilder. Zudem ist die Arbeit mit Röntgengeräten für die Tiere mit mehr Stress verbunden. Für die Aufnahme der CT-Scans müssen die Tiere nicht narkotisiert werden, es genügt, sie in eine abgedunkelte Pappkartonschachtel zu legen, in der sie relativ bequem sitzen können.

Landeversuche auf Asphalt als Ursache?

Offenbar treten Probleme mit der Hüfte bei Schwänen also häufiger auf, als bisher angenommen. Wahrscheinlich entsteht die Mehrzahl solcher Verletzungen, wenn die Tiere versuchen, auf harten Oberflächen zu landen. Die großen Kräfte, die dabei auftreten, werden vom Fuß über die Schenkel bis zur Hüfte übertragen und führen dort zu den Verletzungen. Die Ursache für solche Notlandungen könnten Turbulenzen in der Luft sein, aber Gumpenberger hat auch eine andere einleuchtende Erklärung: "Viele der verletzten Schwäne werden am Straßenrand oder in der Nähe von Bahnschienen gefunden. Möglicherweise halten die Tiere diese Oberflächen für Wasser, und wenn sie versuchen, dort zu landen, verletzen sie sich an den Hüften."


Der Artikel "Computed tomography of coxofemoral injury in five mute swans (Cygnus olor)" von Michaela Gumpenberger und Alexandra Scope wurde in derZeitschrift "Avian Pathology" (Vol. 41(5), 465-468) veröffentlicht.

Zusammenfassung der wissenschaftlichen Artikels online (Volltext gegen Entgelt oder Subskription):
http://www.tandfonline.com/doi/abstract/10.1080/03079457.2012.712205

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1560

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Mag. Klaus Wassermann, 26.11.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2012