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HAUSTIER/154: Vegetarische Ernährung - auch für die Katz'? (tierrechte)


tierrechte Nr. 53, August 2010
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Vegetarische Ernährung - auch für die Katz'?

Von Cristeta Brause und Christiane Hohensee


Etliche Vegetarier überlegen, auch ihre Fleisch essenden Haustiere vegetarisch zu ernähren. Der Überzeugung, trotz der Haltung ihrer geliebten Vierbeiner nicht mehr zur tierquälerischen Intensivtierhaltung beitragen zu wollen, steht die Unsicherheit gegenüber, ob die vegetarische oder gar vegane Lebensweise für das Haustier nicht gesundheitsschädlich sein könnte.


Mittlerweile wird die vegetarische Ernährung von Katzen und Hunden vielfach diskutiert und es liegen auch wissenschaftliche Studien vor (1)(2).

Darin wurden eine Vielzahl vegetarisch ernährter Hunde und Katzen untersucht. Zusammenfassendes Ergebnis: Eine vegetarische Ernährung wird von Hunden gut toleriert. Allerdings müssen die Rationen ausgewogen zusammengestellt werden, es darf keinesfalls auf notwendige Ergänzungsstoffe verzichtet werden, weil es dann, wie Befunde vielfach zeigten, zu Mangelerscheinungen kommt. Bei Katzen zeigte sich die vegetarische Ernährung jedoch "problematisch". Es traten erhebliche Akzeptanzprobleme sowie "assoziierte Gesundheitsstörungen" auf. Nur bei vielseitiger Nahrungsprägung und sorgfältiger Bilanzierung der Rationen "unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Nährstoffbedarfs", wie es hieß, sei eine vegetarische Ernährung der Katze akzeptabel, anderenfalls sei darin sogar ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz zu sehen.

Hunde und Katzen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Physiologie. Zwar sind beide "Allesfresser" oder "Fleischfresser", wie schon das Gebiss aufzeigt, doch unterscheiden sie sich hinsichtlich der Nahrungsbestandteile. Katzen benötigen eine Beta-Aminosäure, die man Taurin nennt. Sie kommt normalerweise nur im Fleisch vor - z. B. besonders viel in Mäusen -, kann aber auch synthetisch hergestellt und zugefüttert werden. Die Aminosäure ist bei allen anderen Säugetieren nicht essentiell und kann aus Cystein und Methionin in Zusammenarbeit mit Vitamin B6 in der Leber hergestellt werden. Die Katze kann das nicht und muss den Stoff über das Futter zuführen. Im Gegensatz zu anderen Säugetieren produziert die Katze Gallensäure, welche bei der Fettzerlegung hilft, ausschließlich aus Taurin. Ist zu wenig Taurin vorhanden, kommt es zu einer Herzmuskelerschlaffung, das Blut wird nicht mehr ausreichend gepumpt. Zudem kann es zu einer Netzhautdegeneration kommen. Seit einiger Zeit befürchten viele Katzenhalter, dass auch im herkömmlichen Tierfutter nicht mehr genügend Taurin enthalten ist und bieten ihrer Katze diese Aminosäure als Nahrungsergänzung in Pulverform an.

Beta Carotin können Katzen ebenfalls nicht in Retinol umwandeln, daher müssen Katzen mit einer Vorform des Vitamin A versorgt werden. Natürlicherweise kommt es in der Leber der Beute vor, kann aber auch synthetisch aufgenommen werden.

Arachidonsäure können Hunde und andere Säugetiere aus Linolsäure selbst herstellen. Nicht so die Katze: ihr fehlt ein Enzym in der Leber, die essentielle Fettsäure muss daher von außen zugeführt werden. Arachidonsäuremangel kann zu Nierensteinbildung, einem erhöhten Fettgehalt in der Leber, entzündlichen Veränderungen in der Haut und erhöhter Lymphozytenzahl führen. Weibliche Katzen bekommen Fortpflanzungsprobleme. Synthetisch kann der Stoff aus der Braunalge Ascophyllum nodosum gewonnen werden.

Taurin und Arachidonsäure sind z. B. im handelsüblichen Futterzusatz "VegeCat" und "VegeKit" enthalten und können einfach dem vegetarischen, selbst zubereiteten Futter beigefügt werden. Diese Nahrungszusatzstoffe sind eine vegane Alternative, um Katzen ohne Einsatz von tierischen Produkten zu ernähren. "VegeKit" ist hierbei für junge Katzen bis zum Alter von 12 Monaten bestimmt, "VegeCat" dient der Ernährung erwachsener Katzen. Problematisch ist, wenn sich die Katze nicht auf ein neues Futter umstellen lassen will. Denn bei Katzen kann eine frühere Futterprägung dazu führen, dass das Tier kein anderes Futtermittel, also auch kein vegetarisches Futter, akzeptiert. Umgekehrt kann eine Futterprägung auf ein vegetarisches Futtermittel eine spätere, z. B. mangel- oder krankheitsbedingte Futterumstellung auf Fleisch unmöglich machen. Tierschutzrelevant ist der Umstand dann, wenn der Katze das Futter dann um jeden Preis aufgezwungen wird.


(1) Peden, J. A. (2008): Vegetarische Hunde- und Katzenernährung. Göttingen.
(2) Engelhard, R. (1998-1999): Feldstudie zur vegetarischen Ernährung von Hunden und Katzen. Dissertation, München.


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Quelle:
tierrechte - Nr. 53/August 2010, S. 12
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2010