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WISSENSCHAFT/022: Tierversuche nicht auf den Menschen übertragbar


Ärzte gegen Tierversuche e.V. - Presseerklärung vom 19. Dezember 2006

Neue Studie beweist: Tierversuche nicht auf den Menschen übertragbar


Eine aktuelle wissenschaftliche Studie belegt erneut die mangelnde Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen. Ein Team von britischen Medizinern fand erhebliche Unterschiede zwischen Tierversuchen und klinischen Studien. Laut Ärzte gegen Tierversuche mehren sich die Zweifel gegenüber dem Tierversuch gerade auch in Wissenschaftlerkreisen.

Die jetzt in der Online-Ausgabe des renommierten Fachjournals British Medical Journal erschienene systematische Untersuchung vergleicht die Ergebnisse verschiedener Behandlungsmethoden bei Versuchstieren und Patienten. Dazu wurden entsprechende Artikel in Fachzeitschriften analysiert. Bei nur drei der sechs untersuchten Krankheitsbilder gab es Übereinstimmungen, bei der anderen Hälfte nicht. Zum Beispiel hilft Kortison Versuchstieren mit einer künstlich beigebrachten Kopfverletzung. Bei menschlichen Patienten konnte diese Wirkung nicht festgestellt werden. Bei Tieren konnte ein Schlaganfall mit dem Medikament Tirilazad erfolgreich behandelt werden. Beim Menschen nützte es nichts oder war sogar schädlich. Umgekehrt war die Gabe von antifibrinolytischen Medikamenten bei Hirnblutungen bei Patienten hilfreich, im Tierversuch jedoch nicht.

"Tierversuche sollen dazu dienen, die Reaktion beim Menschen abzuschätzen", erklärt Dr. Corina Gericke von Ärzte gegen Tierversuche. "Wenn aber bei der Hälfte der untersuchten Fälle der Tipp daneben geht, kann von einer Vorhersagbarkeit keine Rede sein".

Die Autoren kritisieren auch die unrealistische Nachahmung klinischer Beschwerden. So erhielten Nagetiere zehn Minuten nach einem künstlich beigebrachten Schlaganfall eine Behandlung, während Menschen oft erst nach 24 Stunden behandelt wurden. Weiterhin fanden die Wissenschaftler Beweise für Voreingenommenheit bei der Veröffentlichung. Studien mit unerwünschten Ergebnissen würden oft nicht publiziert werden.

Zwar könne aufgrund einer Analyse von nur sechs Behandlungsmethoden kein pauschales Urteil über Tierversuche gefällt werden, heißt es in dem Artikel, aber die Ergebnisse machen die Grenzen bei der Übertragung von Tierversuchsergebnissen auf die klinische Situation deutlich.

Die Ärzte gegen Tierversuche sehen ihre Argumentation bestätigt. In den letzten Jahren seien zahlreiche ähnlich kritische wissenschaftliche Artikel erschienen.

Quelle: Pablo Perel at al: Comparison of treatment
effects between animal experiments and clinical trials:
systematic review
BMJ, Dec 2006; doi:10.1136/bmj.39048.407928.BE
http://www.bmj.com/cgi/rapidpdf/bmj.39048.407928.BEv1


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Ärzte gegen Tierversuche ist eine Vereinigung von mehreren Hundert Medizinern und Wissenschaftlern, die den Tierversuch aus ethischen und medizinischen Gründen ablehnen.


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Quelle:
Ärzte gegen Tierversuche e.V., Pressemitteilung vom 19.12.2006
Landsbergerstr. 103, 80339 München,
Tel: 089-3599349, Fax 089-35652127,
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Internet: www.aerzte-gegen-tierversuche.de