Schattenblick → INFOPOOL → THEATER UND TANZ → FAKTEN


SPIELZEIT/060: PACT Essen - Beginn der neuen Spielzeit, August bis Dezember 2018 (PACT Zollverein)


PACT Zollverein - Pressemitteilung vom 17. Juli 2018

Beginn der neuen Spielzeit: August bis Dezember bei PACT


Wie definiert sich die Freiheit jedes Einzelnen und wie die eigene Identität? Das Programm von PACT in der zweiten Jahreshälfte zeigt Positionen, die anknüpfen an Fragestellungen rund um Potentiale des Widerstandes und gesellschaftliche Machtstrukturen. Was bedeutet es etwa, sich außerhalb vermeintlicher Normen zu bewegen? In vielen der gezeigten Produktionen wird Freiheit als Verhandlungsfeld sichtbar, das stets in enger Verbindung zum eigenen Körper steht. Wie greifen außerdem digitalisierte Prozesse, politische Hierarchien und globale, ökonomische Machtverhältnisse, sichtbar und unsichtbar, in unsere Freiheit ein?

Das Programm bietet gleichermaßen Neuentdeckungen und ein Wiedersehen mit PACT-bekannten Künstler*innen wie Jefta van Dinther, Meg Stuart und Alexandra Bachzetsis. Erneut ist PACT Zollverein ein Partner der Ruhrtriennale. Vier Produktionen des Festivalprogrammes werden bei PACT gezeigt, zwei davon wurden von PACT in die Ruhrtriennale eingebracht.

Den Auftakt des Ruhrtriennale-Programms bei PACT bildet im August die Uraufführung der Theaterproduktion 'The Factory' (11. -18.08.) des syrischen Dramatikers Mohammad Al Attar und des ebenfalls aus Syrien stammenden Regisseurs Omar Abusaada: Inmitten des syrischen Kriegsgebietes wird die Produktion in einer französischen Zementfabrik, auf den Druck der Investoren und Betreiber hin, mit aller Macht fortgesetzt - bis ein banaler Betriebsunfall geschieht. Es beginnen Ermittlungen über das komplizierte Netzwerk aus Nutznießern des Krieges und schmutzigen Unternehmern. 'The Factory' nimmt dem Krieg innewohnenden sublimen Machtstrukturen in den Blick.

Ebenfalls im August wird die PACT-Koproduktion 'Black Privilege' (22. - 25.08.) der Künstlerin Mamela Nyamza im Rahmen der Ruhrtriennale erstmals in Europa gezeigt. Ausgehend von ihrer eigenen Biographie als schwarzafrikanische, lesbische Mutter setzt sich Nyamza in 'Black Privilege' mit Südafrika als gescheiterte Regenbogennation auseinander, in der Rassismen und Machismen ebenso wieder erstarken wie die Abgrenzung von Hoch- und Stammeskultur. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf gefallene und verkannte Held*innen des afrikanischen Unabhängigkeitskampfes - wie stehen diese heute? Wer wird wiederbelebt, wer gerichtet und wer gefeiert?

Unterstützt von der WerkStadt, dem Arbeitskreis Kunst und Soziales und PACT Zollverein, nimmt die Junge Triennale im Projekt#nofear, das mehreren Episoden von 2018-2020 beinhaltet, mit 40 internationalen Jugendlichen das Oberthema Ängste mit verschiedenen Schwerpunkten in den Blick. In der ersten Episode suchen die Jugendlichen das Gespräch zum Thema Sexualität - die Ergebnisse ihrer Diskussionen und Forschungen präsentieren sie vom 30.08 - 01.09. bei PACT.

Mit der Tanzperformance 'Jaguar' (06.- 09.09.) bringt PACT neben 'Black Privilege' eine zweite Produktion in die Ruhrtriennale ein. Zahlreiche Einflüsse schlagen sich in der Arbeit von Marlene Monteiro Freitas, jüngst ausgezeichnet mit dem Silbernen Löwen der Venedig Biennale, nieder: von der Künstlergruppe 'Der Blaue Reiter' ebenso wie vom Karneval ihrer Heimat auf den Kapverdischen Inseln bis zu den Erzählungen E.T.A. Hoffmanns sowie den Werken der Künstler Adolf Wölfli und Gustav Klimt. 'Jaguar' ist eine atemlose Jagd voller unbändiger Lust am Absurden, an Verzerrung, Bedeutungsentgleisung und Stummfilmkomik - Monteiro Freitas erzeugt eine soghafte Intensität und eine einmalige Ästhetik - ebenso verstörend und düster wie schrill und humorvoll.

Mit der Uraufführung ihrer neuesten Produktion kommen Fang Yun Lo und ihre deutsch-taiwanesische Kompanie Polymer DMT im September zu PACT zurück. 'UNSOLVED' (28. - 29.09.) nimmt die Zuschauer*innen mit in ein verlassenes taiwanesisches Haus, zurückgelassen, doch voller Erinnerungsstücke und Spuren der Menschen, die darin lebten. Was führte sie fort? Und wer waren sie? Und was bedeutet es fortzugehen? 'UNSOLVED' formuliert in einem sinnlichen und berührenden Irrgarten der Bilder Fragen nach Identität, kultureller Heimat und deren Flüchtigkeit, sowohl auf einer privaten und autobiographischen Ebene als auch innerhalb eines größeren politischen Kontexts.

Auch Jefta van Dinther ist erneut bei PACT zu Gast und lässt die Zuschauer*innen in fremde Welten eintauchen: 'Dark Field Analysis' (05. - 06.10.) wirkt wie ein existenzialistischer Fiebertraum in minimalistischem Setting - in diffuses Licht getaucht, bewegen sich zwei Männer auf einem Teppich. Zwischen ihnen entsteht ein Dialog darüber, was die Essenz, der Wesenskern des Menschlichen ist. 'Dark Field Analysis' ist eine Mikroskopie des Lebens, in der - von allen Attitüden und Gewissheiten befreit - das Menschsein an sich zum Gegenstand einer aufbrausenden und fesselnden Performance wird.

Alexandra Bachzetsis, die bei PACT zuletzt ihre documenta-Arbeit 'PRIVATE: Wear a mask when you talk to me' zeigte, ist im Oktober mit der Uraufführung ihrer jüngsten Arbeit 'Escape Act' (19. - 20.10.) zurück. Wie beurteilen wir, was echt ist und was nicht? Und wie sehr ist Alltag auch Performance? Mit feiner Ironie widmet sich Bachzetsis der Konstruktion von Echtheit und untersucht ihre alltäglichen wie popkulturellen Spielarten. Sie sampelt Kunstgeschichte, Popkultur und zitiert paradox wirkende Phänomene wie YouTube-Tutorials für 'Realness' und 'Posing'. Wie kann man sich aus dem Authentizitätszwang befreien? Zwischen dem etablierten Kanon körperlicher Codes und der Körpersprache der Subkultur, zwischen Improvisation und Norm, Differenz und Wiederholung, sucht Bachzetsis andere Möglichkeiten, sich selbst zu verorten.

Die Herausforderung sich der komplexen Gefüge globaler Problemstränge und einer Fülle möglicher Identitäten selbst künstlerisch und im Austausch mit anderen Disziplinen zu positionieren, stellt auch die diesjährige Ausgabe des transdisziplinären Symposiums IMPACT18 (07. - 11.11.) in den Fokus und schafft einen offenen Raum für Akteur*innen aus unterschiedlichen Wissensbereichen. Mit Beiträgen von u.a. Forensic Architecture, Paul Feigelfeld und Jaya Klara Brekke sowie Christiane Kühl und Chris Kondek (doublelucky productions) rücken künstlerische Forschungsprozesse in globalen Konflikten und der Einfluss neuer technologischer Verfahren, wie Blockchain, in den Mittelpunkt. Wie zeigen sich globale Konflikte in lokalen Kontexten? Und welche Rückkopplungseffekte haben vermeintlich unsichtbare, digitale Prozesse auf die Ökologie und unsere Körper?

Für 'Celestial Sorrow' (22. - 24.11.) arbeitete Meg Stuart, jüngst mit dem Goldenen Löwen der Venedig Biennale für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, erstmals mit dem bildenden Künstler Jompet Kuswidananto zusammen, der unter der Diktatur von Präsident Suharto in Indonesien aufwuchs. Ausgehend von einem fiktiven Trauma fragen Stuart und Kuswidananto danach, wie die Geister der Vergangenheit von uns Besitz ergreifen. In einer opulenten Szenerie aus Licht, Klang, Bewegung und Objekten nehmen sie den Zuschauer mit in die Welt der Imagination als Rückzugsort.

Zum Abschluss des Novembers freuen wir uns sehr über die Rückkehr der beliebten ATELIER-Reihe: am 30.11. stellt PACT erneut Nachwuchskünstler*innen aus NRW sowie dem In- und Ausland einen Abend lang alle Räume des Hauses zur öffentlichen Präsentation zur Verfügung und lädt Besucher*innen zu einem hybriden Abend zwischen den Künsten ein: im Haus sind Performances und Choreographien, Video- und Medienkunst, Soundart, Installation und Photographie zu entdecken.

Das Kollektiv Oblivia gehört zu den prägenden Protagonisten der finnischen Performance. Mit 'Children and other Radicals? (15. - 16.12.) bringen sie ' ihre einzigartige Mischung aus verblüffenden Ideen und minimalistischer Performance zu PACT. Die Performance, die gemeinsam mit jungen Darsteller*innen aus NRW gestaltet wird, ist für Jugendliche und Kinder ab 10 Jahren geeignet.

Neben den genannten Produktionen freuen wir uns auch im zweiten Halbjahr auf die Begründung neuer und die Wiederaufnahme bestehender Kooperationen: so gastiert etwa das NOW! Festival für Neue Musik erstmals bei PACT und zeigt mit dem 'Zwei-Mann-Orchester' (02. - 05.11.) von Mauricio Kagel eines der denkwürdigsten und originellsten Stücke der Neuen Musik, gespielt von nur zwei Musiker*innen auf einer Klangmaschine aus über 200 Instrumenten. Erneut findet die Junge Tanzplattform NRW unter dem Titel 'DYNAMO Spezial' 2018 bei PACT statt. Bereits zum 16. Mal präsentiert das nrw landesbuero tanz Stücke von Kindern und Jugendlichen im professionellen Kontext.

Programm in der WerkStadt

Als unabhängiger Satellit von PACT existiert der Projektraum WerkStadt in Essen-Katernberg seit Juni 2017: Ein vielfältiges Programm lädt Besucher*innen und Bewohner*innen der Stadt Essen zu Workshops, Aktionen und Konzerten ein. Immer dienstags bis freitags von 14 - 16 Uhr ist die WerkStadt für alle geöffnet, um gemeinsam Ideen auszutauschen, ins Gespräch zu kommen, zu lesen oder Musik zu hören. Ein besonderes Programm für Kinder wird immer freitags von 14 - 17 Uhr angeboten. Alle Veranstaltungen unter: www.pact-zollverein.de/stadtraum/werkstadt

Unten stehend finden Sie alle Termine in der Übersicht sowie Links zu Pressematerialien. Gerne reservieren wir Ihnen wie gewohnt Pressekarten. Bei Rückfragen und Kartenwünschen freue ich mich auf Ihre Nachricht oder über Ihren Anruf.


Programmübersicht
AUGUST

11. - 18. 08.| 20 UHR
Uraufführung
Ruhrtriennale
Mohammad Al Attar / Omar Abusaada
'The Factory'
Schauspiel / Neue Dramatik

22. - 25. 08.| 20 UHR
Europapremiere
Ruhrtriennale
Mamela Nyamza
'Black Privilege'
Tanz / Performance

30.08. - 01.09. | 20 UHR
Uraufführung
Ruhrtriennale
Junge Triennale+++#nofear
Begegnung / Stadtraum / Performance

SEPTEMBER

06. - 09.09. | 20 UHR
Ruhrtriennale
Marlene Monteiro Freitas
'Jaguar'
Tanz / Performance

28. - 29.09. | 20 UHR
Polymer DMT / Fang Yun Lo
'UNSOLVED'
Tanz / Performance

OKTOBER

05. - 06.10. | 20 UHR
Jefta van Dinther
'Dark Field Analysis'
Tanz / Performance

19. - 20.10. | 20 UHR
Alexandra Bachzetsis
'Escape Act'
Tanz / Performance

NOVEMBER

02. 11. | 20 UHR
03. 11. | 15 & 20 UHR
04. 11. | 12 & 16 UHR
05. 11. | 10 UHR
Im Rahmen des NOW! Festivals
Mauricio Kagel
'Zwei-Mann-Orchester'
Instrumentales Theater

07. - 11.11. IMPACT18
Ein transdisziplinäres Symposium mit öffentlichen Präsentationen u.a. mit: Forensic Architecture, Paul Feigelfeld und Jaya Klara Brekke, Christiane Kühl und Chris Kondek (doublelucky productions)

22. - 24.11. | 20 UHR
Meg Stuart & Jompet Kuswidananto / Damaged Goods
'Celestial Sorrow'
Tanz / Performance

30.11. | 19 - 23 UHR
ATELIER
Die Plattform für neue Kunst und Choreographie

DEZEMBER

04. - 07.12.
DYNAMO SPEZIAL
Junge Tanzplattform NRW
Tanz / Performance

15. - 16.12. | 15 UHR
Oblivia
'Children and other Radicals'
Für Zuschauer*innen ab 10 Jahren
Tanz / Performance


Der Kartenvorverkauf beginnt am Mittwoch, 18.07.2018.
Tickets sind erhältlich online unter www.pact-zollverein.de und telefonisch unter 0201.8122200

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 17. Juli 2018
PACT Zollverein
Choreographisches Zentrum NRW GmbH
Bullmannaue 20a, 45327 Essen
Telefon: +49 (0)201.289 47 00, Fax +49 (0)201.289 47 01
E-Mail: info@pact-zollverein.de
Internet: www.pact-zollverein.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang