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VEREINE/140: Integrativer Treff Rostock mit dem Großen Stern in Gold ausgezeichnet (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 5 / 29. Januar 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Kanzlerin lobt das große Breitensport-Engagement
Integrativer Treff Rostock mit dem Großen Stern in Gold ausgezeichnet

Von Hansjürgen Wille


(DOSB PRESSE) Der Ort passte zum Anlass. In unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tors, dem Wahrzeichen Berlins, wo einst Kennedy ausrief "Ich bin ein Berliner", fand die Preisverleihung der "Goldenen Sterne des Sports" statt und zwar im Beisein von viel Prominenz. Trotz ihres umfangreichen Terminkalenders ließ es sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht nehmen, in der Filiale der DZ-Bank jene 15 deutschen Sportvereine auszuzeichnen, die bis in die Endausscheidung gelangt waren. In ihrer Begrüßung meinte sie: " Das ehrenamtliche Engagement ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und von unschätzbaren Wert. Es kann keine Elite in einem Land geben, in dem es keinen Breitensport gibt. Der ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass viele Menschen ermutigt werden, da mitzumachen. Deshalb hat der Beitrag des organisierten Sports eine große Bedeutung."

So sah es auch DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach, der gemeinsam mit der gut gelaunten CDU-Chefin die Ehrung vornahm. Auf dem ersten Platz landete der Verein "Integrativer Treff" (IT) aus Rostock, der neben dem "Großen Stern des Sports" in Gold auch noch einen Scheck von 10.000 Euro in Empfang nehmen durfte. "Das ist eine ganz große Überraschung", sagte freudestrahlend die Geschäftsführerin Monika Beu, die sich anschließend vor Glückwünschen kaum retten konnte und immer wieder vor den TV-Kameras und in die vielen ihr entgegengehaltenen Mikrofone das erfolgreiche Integrations-Projekt erläutern musste: "Wir gehen in Einrichtungen, Schulen und Wohngemeinschaften, um Menschen mit Behinderung zum Sporttreiben zu animieren. Gemeinsam mit Nicht-Behinderten haben wir für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein vielfältiges, abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, wobei die Palette über Spiele, den Reha-Sport bis hin zu Kanu-Touren und Theater-Besuchen reicht."

Zunächst, so befand Monika Beu, habe der IT viel gegeben und wenig zurückbekommen. Doch inzwischen sei die Waage ausgeglichen, und "wir kriegen oft mehr als wir geben." Angefangen hatte alles in Rostock im Jahr 1995 mit rund 200 Mitgliedern. Inzwischen sind es 1.200, die mit Begeisterung bei der Sache sind, Selbstbewusstsein und Willensstärke erlernt haben. Besonders für Menschen mit Behinderung ist das sehr wichtig. Das Preisgeld wollen die Rostocker in ihr "Schwarzes Theater" investíeren, um Kultur, Kunst und Sport noch besser zu vereinen.

Der hochkarätig besetzten Jury, unter anderem mit DOSB-Vize Walter Schneeloch und der Weltklassefechterin Claudia Bokel, fiel es nicht leicht, aus den vielen exzellenten Angeboten eine Rangfolge zu ermitteln. Unterstützt wurde sie dabei unter anderem von Niclas Strucke, dem Vertreter des Deutschen Städtetages. Verlierer gab es nicht, nur Sieger, denn alle 15 zum Finale erschienenen Vereine bewiesen in dem vom Deutschen Olympischen Sportbund gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken initiierten Breitensport-Wettbewerb ein hohes Maß an Kreativität, Einfallsreichtum und Engagement in den Kategorien Integration, Jugendarbeit, Gesundheit und Familie.

Zweiter wurde der sächsische SV Prießnitz (7.500 Euro) mit seinen erfolgreichen Tanzprojekten vor dem niedersächsischen Todtglüsinger SV (5.000 Euro), der ein Paradebeispiel dafür lieferte, was Mut bedeutet, um in Eigenregie und gutem Vereinsmanagement zahlreiche Sportanlagen zu betreiben, darunter sogar einen Baggersee.

Die Auszeichnung in Berlin bezeichnete Thomas Bach als einen wichtigen Markstein in dem mit den Olympischen Spielen, der Fußball-EM und vier Wintersport-Weltmeisterschaften so ereignisreichen Jahr. "Dieser Wettbewerb, obwohl er erst zum vierten Mal stattfand, ist bereits fast zu einer Tradition geworden. Die Sterne des Sports haben sich zu Fixsternen entwickelt, weil dadurch bewiesen wird, welch hervorragende gesellschafts-politische Arbeit in unseren Vereinen geleistet wird. Die hier Geehrten bilden ja nur die Spitze der großen breitensportlichen Pyramide in unserem Land. Rund 7,5 Millionen ehrenamtliche Helfer stellen sich an den verschiedensten Orten und in den unterschiedlichsten Positionen in den Dienst einer guten Sache. Ihnen in einem angemessenen Rahmen Anerkennung zu zollen, ist ungemein wichtig - und das nicht nur in Sonntagsreden, sondern durch materielle Hilfe und finanzielle Unterstützung, so wie durch unseren Partner, mit dem wir diese Aktion ins Leben gerufen haben."

Der angesprochene Dr. Christopher Pleister, Präsident des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken, erklärte, dass es auch künftig bei dem Engagement bleiben wird. "Wir sehen in dem Wettbewerb eine langfristige Angelegenheit, mit der die Leistungen in den Vereinen durch die Öffentlichkeit gewürdigt werden können. Besonders beeindruckend war für mich, dass der Gedanke der Selbsthilfe heute so gut rübergekommen ist, weil dadurch auch mehr Gemeinschaftsgefühl entsteht."

Der aktive Tennis- und Golfspieler beim TC Blau-Weiß Berlin erhielt nicht nur für seine Aussagen viel Lob, sondern auch für die glänzend organisierte, festliche Veranstaltung ("Jetzt habe ich das Luxusproblem, wie man es noch besser machen kann"). Reichlich Prominenz hatte sich eingefunden: die Justizministerin Brigitte Zypries, Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der Sportausschuss des Deutschen Bundestages mit Dr. Peter Danckert und Eberhard Gienger an der Spitze.

Für Angela Merkel, die Gelegenheits-Skilangläuferin, bildete das Treffen am Brandenburger Tor auch die Möglichkeit, dem Auditorium ihr Verständnis in Sachen Sport zu unterbreiten. Wörtlich sagte sie: "Der Leistungssport ist toll. Wir alle neigen dazu, vor dem Fernseher zu sitzen, zu kommentieren und auch zu sagen, wo man es hätte leicht besser machen können. Aber wenn wir uns dann mal mit unseren eigenen Fähigkeiten auseinandersetzen, lernen wir nicht nur Demut, sondern lassen möglicherweise auch Milde gegenüber den Leistungssportlern walten. Deshalb sind Vereine wichtig, die Menschen aufnehmen und auch mal Mitleid zeigen, wenn es nicht so gut läuft."

Und noch ein weiteres Bonmot gab die Kanzlerin zum Besten, als sie einige Male von ihrem Platz in der ersten Reihe auf das Podium gebeten wurde: "Schade, dass der Weg so kurz ist. Da finde ich die Gesundheitsministerin mit ihrem Schrittzähler vorbildlich, 3.000 Schritte am Tag. Das ist eine Bewegung, der sollte sich jeder anschließen."

Die Integrations-Botschafter des DOSB, Ebru Shikh Ahmad und Ernes Erko Kalac, hielten in ihren kurzen Erklärungen fest, dass der Sport viel leisten und bewegen kann, aber dass es ohne die Politik nun einmal nicht geht. "Gerade die Integration ist heutzutage wichtiger denn je, um Kinder mit und ohne Migrationsintergrund zum Sport zu motivieren, wo Erfahrungen mit Gleichgesinnten, Menschenkenntnis, Respekt gegenüber anderen Kulturen und Religionen sowie Teamgeist gefördert werden, wo der Gewalt und dem Alkohol keine Chance gegeben wird." Doch das ist nur dann möglich, wenn Vereine da sind, die sich dem Breiten- und Freizeitsport widmen. Thomas Hofmann vom Budo-Club Mühlheim, der erste Bundessieger der Sterne des Sports 2004, kann das nur bestätigen. Er animierte zugleich alle, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen, zumal die finanzielle Unterstützung gut für weitere Aktionen sei.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 5 / 29. Januar 2009, S. 15-17
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2009