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POLITIK/279: Olympia-"Zieldreieck" - Erfolg, saubere Leistung, Repräsentation (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 23 / 3. Juni 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Olympia-"Zieldreieck": Erfolg - saubere Leistung - Repräsentation
Dr. Vesper im Sportausschuss: Stasi-Check für leitende Angestellte

Von Holger Schück


"Wir wollen die olympische Talfahrt, die sich seit Atlanta 1996 abzeichnet, in Peking stoppen. Unsere Absicht ist es, bei Olympia 2012 in London wieder unter die fünf erfolgreichsten Nationen vorzudringen." Das erklärte DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper am 28. Mai im Sportausschuss des Deutschen Bundestages. Der sportliche Erfolg sei dabei ein Bestandteil des "Zieldreiecks": "Wir wollen nur saubere Medaillen gewinnen - zu unserem konsequenten Anti-Doping-Management gibt es keine Alternative. Unsere Olympiamannschaft will natürlich auch ein würdiger Vertreter Deutschlands und seiner Kultur sein; und dazu gehört auch, dass zu politischen und Menschenrechtsfragen das Wort ergriffen wird." Dr. Vesper wies darauf hin, der DOSB habe sich "sehr offensiv" dem Menschenrechts-Diskurs gestellt. Das Positionspapier von Mai 2007 sei vorbildlich und zukunftsweisend, zumal sich damit der deutsche Sportdachverband als erstes NOK weltweit mit der Problematik in China beschäftigt habe. "Wir haben danach sehr intensive Diskussionen geführt und dabei auch einen engen Kontakt mit den Nichtregierungsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch gepflegt", führte Dr. Vesper aus. "Unsere Sportlerinnen und Sportler bekommen Zugang zu allen Materialien, die sich mit der Menschenrechtsproblematik in China beschäftigen."

Nach der ersten Nominierungsrunde am 29. Mai stehen weitere Berufungssitzungen fest im Terminkalender: der 23. Juni und der 15. Juli. Danach sollen im Bedarfsfall einzelne Nominierungen im Umlaufverfahren entschieden werden. Bis zu 470 deutsche Aktive werden nach dem derzeitigen Stand an den Olympischen Spielen teilnehmen können; hinzu kommen etwa 300 Betreuer. Dr. Vesper bezifferte die Gesamtkosten für die Entsendung der deutschen Olympiamannschaft auf fünf Millionen Euro. Als Zuwendung des Bundes flössen Haushaltsmittel in Höhe von 3,5 Millionen Euro, ergänzte er. "Alle Athleten, die für die Spiele nominiert werden, müssen sich im Juni und Juli unangekündigten Trainingskontrollen unterziehen", konstatierte der DOSB-Generaldirektor, der in Peking Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft ist. Während der Spiele werde es für alle Olympiastarter 4.500 Urin- und Bluttests geben; eingeschlossen seien 500 EPO-Tests. Aus deutscher Sicht: Anfang Juli werde die "Unabhängige Kommission zur Überprüfung von Trainern und Offiziellen mit Doping-Vergangenheit" ihre erste Arbeitssitzung mit konkreter Themenstellung haben. Die Expertengruppe unter Leitung des früheren Bundesverfassungsrichters Prof. Udo Steiner soll dabei zeitnah Verstrickungen bewerten, sollte es aktuelle Verdachtssituationen geben.

In diesen Tagen werde der DOSB leitende Trainer und Offizielle bei der Stasi-Unterlagenbehörde auf eine mögliche frühere Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Staatssicherheitsdienstes der DDR überprüfen lassen, kündigte Dr. Vesper an. Dabei sollten die rechtlichen Rahmen nach der Novellierung der gesetzlichen Bestimmungen voll ausgeschöpft werden. "Es wird auch Regelanfragen für die Verantwortlichen geben, die vor den Spielen in Athen 2004 von der Birthler-Behörde als unbelastet bewertet wurden. Inzwischen sind ja neue Unterlagen des DDR-Geheimdienstes erschlossen worden." Sollte in Einzelfällen belastendes Material von der Behörde gefunden werden und keine Unbedenklichkeitserklärung gegeben werden können, werde die sogenannte Stasi-Kommission des organisierten Sports unter der Leitung des ehemaligen DDR-Bürgerrechtlers und Pfarrers Dr. Joachim Gauck sofort zusammentreffen. Wie bisher sollten bei der fachlichen Bewertung des Vorgangs durch das Gremium die Belasteten rechtliches Gehör erhalten, erst danach werde es eine Empfehlung für das DOSB-Präsidium geben.

Der Leistungssportdirektor des DOSB, Bernhard Schwank, berichtete im Sportausschuss, der sich unter Leitung des Vorsitzenden Dr. Peter Danckert (SPD) in seiner 54. Sitzung das Schwerpunktthema "Stand der Vorbereitungen der Olympischen Spiele" gegeben hatte, über den Status quo der Nominierungen. "Bislang haben sich sieben Mannschaftssport-Teams qualifiziert", führte er aus: Hockey (Männer/Frauen), Handball (M/F), Fußball (F), Volleyball (H) und Wasserball (H). "Fünf davon haben berechtigte Chancen, erfolgreich bei Olympia aufzutreten. Hinzu könnte noch die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Männer kommen, die sich im Juli in Athen qualifizieren kann." Für die medaillenintensiven Kernsportarten gelte: Im Schwimmen seien "einige heiße Eisen im Feuer"; in der Leichtathletik sei nach dem "zufriedenstellenden Ergebnis" der WM 2007 ein "leichter Aufwärtstrend erkennbar", so dass es Medaillenhoffnungen gebe. Auf Fragen von Parlamentariern berichtete Schwank, dass zwei Beamte des Bundeskriminalamtes die deutsche Mannschaft begleiten und auch im Olympischen Dorf schlafen werden. "Wir sind in Peking für jede mögliche Gefahrensituation gerüstet", stellte er fest. "Es wird natürlich nicht für jeden Athleten Personenschutz geben können. Wir werden jedoch in der Lage sein, eine mögliche Gefährdungssituation abschätzen zu können. Jeder deutsche Olympiateilnehmer wird für besondere Notfälle über Mobiltelefon erreichbar sein." Es werde daran gearbeitet, dass abhörsichere Handys bereitgestellt werden können.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 23 / 3. Juni 2008, DOKUMENTATION II
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juni 2008