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POLITIK/269: Für die universellen Werte der olympischen Idee (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Gegen einen Olympia-Boykott - Für die universellen Werte der olympischen Idee

Aktuelle Stunde: Bundestag diskutierte über Tibet-Lage und Olympia in Peking


Gegen einen Olympia-Boykott haben sich Abgeordnete aller Fraktionen bei einer Aktuellen Stunde zur Lage in Tibet am 10. April ausgesprochen. Zum Auftakt der 90-minütigen Bundestagsdebatte erklärte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), die Gewaltanwendung in Tibet schade der chinesischen Führung und konfrontiere sie mit ihren Zusagen, "die sie im Zusammenhang mit der Vergabe der Olympischen Spiele gemacht hat". Mit Repressionen dieser Art könnte sie nicht "die gewünschte positive Präsentation des Landes im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen erreichen".

Der SPD-Parlamentarier Swen Schulz, einziger Redner mit Sitz im Sportausschuss, unterstrich "die Bedeutung und die Kraft der olympischen Idee", die "grundsätzlich hochpolitisch" sei. Das IOC habe bei der Vergabe der Spiele 2001 "mit der Chance der Öffnung Chinas und der Unterstützung der Menschenrechte argumentiert". Man könne nicht "universell ethische Grundsätze" in die IOC-Charta schreiben, "aber dann, wenn sie massiv verletzt werden, einfach da rüber hinweggehen". Schulz: "Nach Lage der Dinge hilft ein Boykott weder den Menschen in Tibet noch anderswo in China. Er muss aber im Extremfall möglich bleiben."

Eckart von Klaeden (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, argumentierte: "Ich finde, dass wir ein deutliches Zeichen setzen müssen, dass wir an der Seite all derjenigen Athletinnen und Athleten, all derjenigen Funktionäre stehen, die sich auch in Peking für die universalen Prinzipien der Menschenrechte, der Rechtsstaatlichkeit, der Demokratie und des Minderheitenschutzes einsetzen wollen und werden, die unmittelbar mit der olympischen Idee verbunden sind. Die olympische Idee der Friedenspflicht während der Spiele ist eine eminent politische Idee."

Für die FDP-Fraktion erklärte Florian Toncar: "Ein Boykott der Wettkämpfe schadet den Sportlern, ohne die Menschenrechtslage konkret auch nur um einen Deut zu verbessern. Wer aber in China ist, der sollte sich mit der Menschenrechtsproblematik befassen. Politiker müssen das tun, Sportler dürfen es tun." Athleten sollten in Peking für universelle Grundwerte eintreten können, "ohne Konsequenzen zu spüren. Dieses Maß an Sensibilität müssen das IOC und diejenigen, die auf die Regeln achten, aufbringen." Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, kritisierte mit Blick auf die olympische Idee "die vorauseilende Duckmäuserei des IOC und des Deutschen Olympischen Sportbundes". Es dürfe nicht sein, dass Sportler, die in Peking die "Menschenrechtsfrage artikulieren wollen", Sanktionen zu befürchten haben, "während die Chinesen als Ausrichter die Olympische Charta bereits verletzt haben".


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 17/22. April 2008, DOKUMENTATION IV
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2008