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POLITIK/223: Katholischer Sportbund zur Doping-Problematik (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

DJK-Präsident Monnerjahn zur Doping-Problematik

Erlaubt ist, was nicht nachweisbar ist


"Sport um der Menschen willen" ist das Leitbild des katholischen DJK-Sportverbandes, der rund 523.172 Mitglieder in 1.165 DJK-Vereinen vertritt. Im Jahre 1920 in Würzburg gegründet, hat sich die DJK die Förderung des sachgerechten Sports, die Förderung der Gemeinschaft und die Orientierung an der christlichen Botschaft zu Leitmotiven gemacht. Zur aktuellen Doping-Diskussion gab DJK-Präsident Volker Monnerjahn nachfolgende Erklärung ab.


Erlaubt ist, was nicht nachweisbar ist. So oder ähnlich scheint das Motto in der Dopingszene zu lauten. Auch die aktuellen Enthüllungen scheinen dies zu bestätigen, wird doch immer nur so viel zugegeben, dass man sich schadlos hält. Bei aller Betroffenheit über die Dopingdimensionen ist es erschreckend und ernüchternd: Weder sind umfassende Geständnisse abgelegt worden, noch ist auf Praktiken eingegangen worden, die in der jüngeren Vergangenheit durchgeführt wurden. Oder soll tatsächlich vermittelt werden, dass man früher gedopt hat, dann wieder auf den rechten Weg kam und trotzdem noch Spitzenleistungen ablegen konnte? Hier wird weiter mit allen Tricks gearbeitet, anstatt sich am Kampf gegen Doping konsequent zu beteiligen. Die Abhängigkeiten oder Ängste scheinen zu groß zu sein. Was jetzt benötigt wird sind Betroffene mit dem Mut alle Karten auf den Tisch zu legen und damit auch den Weg aufzeigen zu nachhaltigen Veränderungen.

Die grundlegende Problematik des Dopings scheint viel tiefer zu liegen, als oft beschrieben. Wenn eine wichtige Orientierung von vielen jungen Menschen mit der Regel "Erlaubt ist alles, man darf sich nur nicht erwischen lassen!" angegeben wird, so lässt sich daraus auch ganz schnell die Handhabe im Dopingbereich ableiten. Vielleicht ist dies ein Auswuchs des im letzten Jahrzehnt beschriebenen Werteverfalls? Viele schreiben sich ihre eigenen Regeln, Vorgaben von außen werden bewusst missachtet und egoistische Haltungen gegenüber allgemeingültigen Werten bevorzugt. Hier scheint auch der Grund zu liegen, dass Doping kein Problem ist, dass sich nur im Spitzensport verbreitet hat. Ganz sicher gründet der Dopingsumpf auf der Tatsache, dass die Leistung über alles zu gehen scheint. Nur Spitzenleistungen lassen sich vermarkten, bringen große Gewinne und werden entsprechend belohnt. Darüber hinaus ist der Breitensport ein riesiger Absatzmarkt von leistungssteigernden Mitteln, die nur entsprechend beworben werden müssen.

Längst vorbei sind die Zeiten, in denen der Sportler als Mensch wahr- und ernstgenommen wurde. Und genau in diesem Bereich muss jetzt ein Stellrad verändert werden. Nicht nur das Verbot von Doping, die Verfolgung und Bestrafung von Medikamentenmissbrauch ist notwendig. Jeder Sportler muss sich als Mensch begreifen, dem natürliche Leistungsgrenzen gesetzt sind, und das gesamte Umfeld des Sportlers muss genau wie der Sportler diese akzeptieren und somit auch den Sportler respektieren. Diese ethische Grundhaltung muss im Training vermittelt werden. Trainer müssen, bei aller notwendigen Leistungsorientierung, immer den Menschen, den Sportler, im Mittelpunkt ihrer Bemühungen sehen. Auch bei den Sportsponsoren ist ein Umdenken in dieser Richtung einzufordern. Der DJK-Sportverband fühlt sich bestärkt in seinem Leitbild den Menschen in den Mittelpunkt aller Bemühungen zu stellen und sein Bildungskonzept daran auszurichten. Am 29. Juni wird der DJK-Ethik-Preis des Sports in Mainz verliehen. Laudator ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Präsident des DOSB, Dr. Thomas Bach, wird ein Statement abgeben. Hier sind sicherlich auch Aussagen zur aktuellen Dopingthematik zu erwarten.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 25 vom 19. Juni 2007, DOKUMENTATION V, Seite 35
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2007