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MELDUNG/308: Bergunfallstatistik des Deutschen Alpenvereins - Zahl der Bergnotfälle leicht angestiegen (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 38 / 20. September 2016
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Bergunfallstatistik des DAV: Die Zahl der Bergnotfälle steigt leicht an


(DOSB-PRESSE) Die wichtigste Nachricht lautet: Das Risiko, beim Bergsport tödlich zu verunglücken, sinkt seit mehr als 60 Jahren und befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Gleich dahinter kommt aber diese zweite Nachricht: Seit den 90er Jahren nehmen alpine Notfälle insgesamt leicht zu. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen in die Berge gehen und im Notfall die Alarmierung mit Handy nahezu reibungslos funktioniert. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der aktuellen Bergunfallstatistik, die der Deutsche Alpenverein (DAV) am Wochenende präsentierte.

Einen sichtbaren Effekt habe aber auch die Übermotivation, mit der viele Bergsportlerinnen und Bergsportler an "Prestigebergen" wie der Zugspitze oder dem Watzmann unterwegs seien, heißt es. Und schließlich werde inzwischen auch eine neue Unfallursache sichtbar - der Klimawandel. Über alle Disziplinen hinweg gelte: "Es trifft vor allem die Unerfahrenen und diejenigen, die nicht die passenden Touren für sich auswählen", erklärt der DAV.

Für die Kletterhallen lassen sich wegen der noch sehr jungen Zahlenbasis kaum Trendaussagen machen. Fest stehe aber: Das Unfallrisiko beim Indoorklettern ist ausgesprochen gering. Statistisch gesehen müssten Kletterinnen und Kletterer mehr als 300 Jahre aktiv sein, bis sie zum ersten Mal einen Unfall erleiden. Und der sei im Durchschnitt dann auch noch mit weniger gravierenden Verletzungen verbunden, so der DAV.

Seit 1952 gibt es die DAV-Bergunfallstatistik, und seitdem ist die Zahl der Mitglieder um den Faktor elf gewachsen. Die Zahl der tödlich verunfallten Mitglieder ist im gleichen Zeitraum - mit wenigen Ausreißern zwischendurch - nahezu gleich geblieben. Insofern, so der DAV, sei das Risiko eines tödlichen Bergunfalls auf ein Elftel gesunken.

Nicht ganz so eindeutig hat sich das Risiko für Bergnotfälle insgesamt (Unfälle mit Todesfolge, Unfälle mit Verletzungsfolgen, Notlagen ohne Verletzungsfolgen) entwickelt: Nach einem deutlichen Rückgang bis in die 80er Jahre ist seit den 90er Jahren ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Verantwortlich dafür seien insbesondere die so genannten Blockierungen, also Situationen, aus denen sich Bergsteigerinnen und Bergsteiger ohne Hilfe von außen nicht mehr befreien können. Diese blieben meist ohne Verletzungsfolgen, machten aber einen Rettungseinsatz nötig. Die Anzahl der Blockierungen steige seit 20 Jahren stärker an als das Mitgliederwachstum. Neben den tödlichen Unfällen und den Blockierungen seien die Unfälle mit Verletzungsfolgen die dritte Art der Bergnotfälle. Im Verhältnis zum Mitgliederwachstum bewegten sich diese Unfälle auf einem stabilen Niveau.

Alarmierungen per Mobiltelefon deutlich gestiegen

Waren es in den Jahren 2002/03 noch 56 Prozent aller Alarmierungen, die per Mobiltelefon bei den Rettungsdiensten eingegangen sind, so sind es inzwischen über 80 Prozent. Damit einher gegangen ist eine Verminderung der Alarmierungsschwelle: Die Bergsportlerinnen und Bergsportler rufen die Bergrettung früher als zuvor. Die Rettungsdienste und der Alpenverein sehen das aber nicht negativ, im Gegenteil: Viele schwerwiegende Unfälle werden dadurch vermutlich verhindert. Weitere Vorteile der großen Verbreitung der Mobiltelefone: Die zu Rettenden können leichter geortet werden und über ihren Zustand bzw. die Situation vor Ort liegen bessere Informationen vor.

Zu leichtsinnigem Verhalten sollte die Mitnahme eines Mobiltelefons allerdings nicht verleiten. Die wirksamsten Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen sind - unabhängig von der jeweiligen Bergsportdisziplin - die richtige Selbsteinschätzung, eine entsprechende Tourenauswahl und eine an den aktuellen Verhältnissen ausgerichtete Tourenplanung.

Datengrundlage der DAV-Bergunfallstatistik

In der DAV-Bergunfallstatistik werden ausschließlich die Unfälle von DAV-Mitgliedern erfasst - unabhängig davon, wo diese Unfälle passieren. Eingang in die Statistik finden Unfälle, die die Mitglieder an die Versicherung des DAV (Alpiner Sicherheits-Service - ASS) melden, um beispielsweise Bergungskosten erstattet zu bekommen. Eine Ausnahme ist die neue Statistik zu den Unfällen beim Indoor-Klettern. Weil dort in aller Regel keine Bergekosten anfallen, liegen auch kaum Versicherungsmeldungen vor. Deshalb baut der DAV derzeit gemeinsam mit dem Kletterhallenverband KLEVER ein Netzwerk zur Meldung von Unfällen auf.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 38 / 20. September 2016, S. 22
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2016

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