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MELDUNG/187: NaturFreunde solidarisieren sich mit den Protesten in Brasilien (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 28. Juni 2013

NaturFreunde solidarisieren sich mit den Protesten in Brasilien und fordern eine konsequente Reform des internationalen Sportbusiness

NaturFreunde: Macht der internationalen Sportorganisationen muss beschränkt werden



Berlin, 28. Juni 2013 - Zu den aktuellen Massendemonstrationen in Brasilien erklärt Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:

Mehr als 9.000 Familien wurden aufgrund der überdimensionierten Forderungen der FIFA für die Fußball-WM 2014 in Brasilien zwangsumgesiedelt. Über Jahrzehnte gewachsene Stadtteile wurden für eine "saubere WM", in der kein Platz für Armut und Armutsbilder ist, einfach abgerissen. Getroffen hat es die Armen und Ausgegrenzten. Für diese internationale Fußballshow, an der Sportkonzerne, Sponsoren und vor allem auch die FIFA Milliarden verdienen, werden in Brasilien 20 Milliarden Euro Steuergelder ausgegeben, damit sich das Land bei der Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen 2016 von seiner "besten Seite" präsentiert.

Gleichzeitig fehlt das Geld für bezahlbaren Wohnraum, für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, für die Armutsbekämpfung und für die Bildung. Gegen diese Ungerechtigkeit sind in den letzten Wochen in Brasilien Hunderttausende auf die Straße gegangen und haben von der brasilianischen Regierung eine Umkehr ihrer Prioritätensetzung gefordert. Die NaturFreunde solidarisieren sich mit den Protestierenden und begrüßen, dass die Regierung in ihren aktuellen Reaktionen ein Programm zum Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und zur Armutsbekämpfung auflegen will. Gleichzeitig wird jedoch von der Regierung die gigantische Steuerverschwendung für die Großarenen des internationalen Sportbusiness verteidigt.

Die Proteste in Brasilien sind auch eine Demonstration gegen die sportlichen "Global Players", die internationale Sportereignisse zu einem gigantischen Geschäft für wenige degeneriert haben und Staaten ausbeuten. Internationale Organisationen wie die FIFA zwingen die Austragungsstaaten, für ihre Sportgroßereignisse riesige Investitionsruinen zu bauen, Gewinne der FIFA steuerfrei zu stellen und wälzen mit einem strangulierenden Regelwerk alle Risiken solcher Veranstaltungen auf die Staaten ab.

Während sich die FIFA eine "goldene Nase" verdient, bleiben die Ausrichterstaaten auf den Folgekosten sitzen. Die NaturFreunde treten für einen konsequenten Umbau des Spitzensports ein. Sportkonzerne und Verbände wie die FIFA verdienen an der Kommerzialisierung des Spitzensportes immense Milliardenbeträge, während der Breitensport immer mehr eingeschränkt wird. Gelder für den Ausbau von Schwimmhallen und Turnhallen fehlen, während Milliarden für Großereignisse verschwendet werden.

Diese Tendenz schadet dem Sport und darf nicht weiter gefördert werden. Als ersten Schritt fordern die NaturFreunde, dass die Gewinne solcher Großereignisse in den jeweiligen Ländern bleiben müssen und für die Förderung des Breitensportes eingesetzt werden.

Die Profiteure der heutigen Entwicklung sind eng miteinander verflochten. Seien es die internationalen Sportartikelhersteller, global agierende Baukonzerne und Architektenbüros, internationale Getränkehersteller oder die Großbanken und Versicherungen. Für sie sind diese Sportereignisse lediglich Projektionsflächen für ihre Werbebotschaften und kommerziellen Ziele.

Die NaturFreunde hoffen, dass die Proteste in Brasilien dazu beitragen, eine breitere Diskussion über die Ausrichtung der internationalen Sportorganisationen in Gang zu setzen und werden sich als Verband des Breitensportes für eine radikale Reform des Spitzensportes einsetzen.

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Quelle:
Presseinformation vom 28.06.2013
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2013