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FRAGEN/060: Christa Thiel zum Thema 'Konferenz der Spitzenverbände' (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 24 / 9. Juni 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Stichwort: Konferenz der Spitzenverbände
Drei Fragen an Christa Thiel, Sprecherin der Konferenz der Spitzenverbände

"Finanzielle Belastungen sind extrem gestiegen"


DOSB PRESSE: Bei ihrer Frühjahrstagung haben die Spitzenverbände des deutschen Sports mit der NADA in intensivem Dialog die Weiterentwicklung des Kontrollsystems diskutiert. Was ist der Hintergrund dafür?

THIEL: Der Ausgangslage dafür ist vielschichtig; ich will zwei Argumente nennen: Es besteht ein sehr hoher administrativer Aufwand. Die NADA schließt - jährlich - mit jedem Verband eine Trainingskontroll-Vereinbarung, deren Einhaltung für beide Seiten ein Selbstverständnis ist. Dem Anspruch auf "intelligente" Kontrollen ist aber mehr gedient, wenn die NADA auch im Verlaufe eines Jahres flexibel - nach jeweiligen Erkenntnissen - kontrollieren, d.h. auch, ihre Planungen ändern kann. Die Zahl der Trainingskontrollen, an deren Finanzierung sich die Verbände beteiligen, ist zuletzt von früher 4.000 auf rund 8.000 pro Jahr gestiegen. Die damit verbundenen finanziellen Belastungen sind extrem gestiegen. Das überfordert manche kleineren Verbände, deren Kontrollkostenfinanzierung teilweise die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen übersteigt. gen übersteigt. Andere Verbände wiederum verfügen zwar über eine breite Basis und höhere Mitgliedsbeiträge, doch das leistungssportliche Element wird dort von der Mehrheit sozusagen nur als ein kleines Momentum an der Spitze empfunden. Wenn sehr hohe Beträge für diese Elite aus Mitgliedsbeiträgen in das Kontrollsystem bezahlt werden sollen, dann findet das nicht unbedingt das Verständnis bei vielen Breitensportlern.

DOSB PRESSE: Sie sprechen auch aus eigener Erfahrung als Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes?

THIEL: Das möchte ich gar nicht verhehlen. In der Tat bedingt der Anti-Doping-Kampf im DSV mpf im DSV einen sehr hohen Kostenfaktor im Verhältnis zu Finanzierungen für den Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport.

DOSB PRESSE: Um zu sparen, könnte es sich doch ein Verband leicht machen, indem er bei der NADA weniger Trainingskontrollen bestellt und entsprechend weniger bezahlt.

THIEL: Das ist nach dem Verständnis der Verbände und vor dem Hintergrund der Null-Toleranz-Politik gegen Doping kein akzeptabler Ansatz. Außerdem sind die Spielräume äußerst begrenzt. Jede Sportart ist in eine bestimmte Gefährdungsklasse eingeordnet, und außerdem ist die Zahl ihrer Athleten in den verschiedenen Testpools klar bestimmt. In Sportarten mit höchster Gefährdungsklasse und sehr vielen Athleten, die dem höchsten Testpool angehören, kommen immense Beträge zusammen. Im Übrigen wird den Verbänden häufig unterstellt, dass versucht würde, die Anzahl der Trainingskontrollen beeinflussen zu wollen. Solchen Unterstellungen muss der Boden entzogen werden. Insofern beinhaltet die Überlegung einer Neuregelung auch eine sportpolitische Komponente.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 24 / 9. Juni 2009, S. 9
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2009