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FRAGEN/015: Der Gesundheitssport bleibt dauerhaft gefordert (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Stichwort: Prävention
"Der Gesundheitssport bleibt dauerhaft gefordert"

Fünf Fragen an den bisherigen Schatzmeister der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung, Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke (Vizepräsident des Deutschen Turner-Bundes)


DOSB PRESSE: Sie haben ihr Amt als Schatzmeister der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (BVPG) im November 2007 zur Verfügung gestellt. Wie ist ihre Bilanz? Hat sich in den vergangenen zwölf Jahren der Präventionsgedanke in Deutschland gefestigt?

SCHULKE: Im Bewußtsein der Menschen ja, bei vielen Organisationen auch, in der politischen Umsetzung nur zögerlich. 1995 sind die im Paragraf 20 des SGB V enthaltenen Möglichkeiten zu einer Förderung der Prävention schlagartig gestrichen worden. Bis heute gibt es kein Präventionsgesetz. Mit dem Leitfaden der Kassen für qualitätsgesicherte Angebote ist ein finanziell bescheidener Rahmen geschaffen worden, der in der Praxis funktioniert. Und die Akteure in der Präventionspolitik arbeiten konstruktiv und nicht konkurrierend zusammen.

DOSB PRESSE: Hat der Sport in der Präventionspolitik einen anerkannten Platz erhalten?

SCHULKE: Zweifellos, wobei anfänglich durchaus Bedenken gegen eine pauschale Anerkennung aller sportlichen Aktivitäten als präventionsgeeignet bestanden. Durch die Qualitätsstandards zunächst mit dem "Pluspunkt Gesundheit" und dann mit dem Siegel "Sport pro Gesundheit" ist die notwendige Differenzierung erfolgt. Vor allem ist es gelungen, im Leitfaden die Turn- und Sportvereine als Träger und die spezifisch qualifizierten Übungsleiter als anerkannt kompetente Fachkräfte darzustellen. Das große Potential der organisierten Sports für eine flächendeckende Prävention ist allen gesundheitspolitischen Akteuren mittlerweile gegenwärtig.

DOSB PRESSE: Welche Rolle hat dabei die BVPG gehabt?

SCHULKE: Die Bundesvereinigung umfasst viele nichtstaatliche Organisationen und ist traditionell der konzeptionelle Vordenker in der Präventionspraxis. Sie hat es in den letzten Jahren verstanden, das Netzwerk der Anbieter und Akteure im Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich zu erweitern bis hin zur Selbsthilfe, zu Verbraucherschutzverbänden, Gewerkschaften, Arbeitgebern und den Bundesländern. Sie hat zudem glaubwürdig die Gesundheitsziele und das Qualitätsmanagement in diesem Bereich vorangetrieben und komplexe Projekte wie Prävention von Kinderunfällen, Nichtraucherschutz oder Mobilität im Alter vorangetrieben. Nicht zuletzt hat sie dem Thema "Bewegung" und dem Sport in ihren Projekten, bei Kongressen oder bei den Weltgesundheitstagen einen gewichtigen Platz eingeräumt.

DOSB PRESSE: Welche Rolle kann der Sport künftig in der BVPG spielen?

SCHULKE: Eine wichtige. Er ist schon jetzt mit vier Mitgliedsorganisationen vertreten, zuvorderst mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Deutschen Turner-Bund (DTB). Bewegung wird zentrales Element der Prävention bleiben. Als Teil des Netzwerks kann der DOSB mit seinen vielen Vereinen und Verbänden politische und fachliche Akzente setzen, allein vermag er in der Gesundheitspolitik weniger auszurichten. Das bedeutet vor allem, über die Dachverbände die Vereine vor Ort weiter zu stärken. Der Gesundheitssport bleibt ein Wachstumsmotor der Vereinsentwicklung, wenn er mit seinen Angeboten die Menschen tatsächlich erreicht.

DOSB PRESSE: Wird das Präventionsgesetz auch der BVPG und dem Gesundheitssport mehr Gewicht geben?

SCHULKE: Nach dem vorliegenden Entwurf werden BVPG und DOSB im Beirat prominent vertreten sein. Allerdings wird es nicht mehr Geld für die Prävention geben; ihr verbleiben weiterhin nur ca. 0,2 % der Gesamtmittel für das Gesundheitssystem. Auch der Sport kann sein Gewicht bei der Korrektur dieses Ansatzes einbringen. Positiv ist bei dem Entwurf, daß das Lebensweltkonzept (Setting) ausdrücklich den Sport nennt. In jedem Fall wird die Qualitätssicherung das entscheidende Kriterium für die Förderung bleiben. Der Gesundheitssport bleibt hier dauerhaft gefordert.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 49, 4. Dezember 2007, S. 12-13
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2007