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GESCHICHTE/470: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 266 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 36 / 2. September 2014
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

2000/VI: Eröffnung der Kampagne "Danke den Ehrenamtlichen im Sport"
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 266)*)

Eine Serie von Friedrich Mevert



"Danke den Ehrenamtlichen im Sport" hieß die gemeinsame Kampagne des Deutschen Sportbundes und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die im Mai 2000 von DSB-Präsident Manfred von Richthofen und der Bundesministerin Dr. Christine Bergmann der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Bereits im Vorjahr hatte die Bedeutung des Ehrenamtes für die Sportorganisation im Mittelpunkt der Beratungen bei der 5. Bundeskonferenz Breitensport in Bad Honnef gestanden. Dabei hatte der zuständige DSB-Vizepräsident Prof. Dr. Peter Kapustin darauf hingewiesen, dass 1952 gerade einmal 6,2 Prozent der Bundesbürger in 2025 Turn- und Sportvereinen registriert worden seien. 1999 seien es 32,5 Prozent der Bevölkerung in 86.000 Vereinen geworden, und diese Zahlen stiegen stetig an. Um diese gewaltige Organisation "am Leben und am Laufen zu halten", seien regelmäßig rund 2,6 Millionen Bürgerinnen und Bürger in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagiert. Das "Pflänzlein Ehrenamt" müsse daher weiter gehegt und gepflegt werden.

Nachstehend Auszüge aus den Reden des DSB-Präsidenten und der Bundesministerin:
Manfred von Richthofen:

"Das kleine Wort Danke soll groß herauskommen und im Mittelpunkt der Vereinsaktion des DSB für das Jahr 2000 und die Folgejahre stehen. Wir wollen damit die geleistete Arbeit und das persönliche Engagement der Ehrenamtlichen anerkennen und diese auch für ihre zukünftige Tätigkeit motivieren. Und wir wollen dies öffentlichkeitswirksam tun unter dem eingangs erwähnten Kampagnen-Motto: "Danke den Ehrenamtlichen im Sport".

Gründe, um den Ehrenamtlichen im Sport Danke zu sagen, gibt es viele. Ich möchte an dieser Stelle nur beispielhaft einige wenige nennen:

- Danke, dass Sie sich um unsere Kinder kümmern,
- Danke, dass Sie uns im Alter aktiv halten,
- Danke, dass Sie uns helfen, den Sport besser zu lernen,
- Danke, dass Sie eine gesunde Gegenwehr gegen die Verführung von Drogen für die Jugend schaffen,
- Danke, dass durch Sie der Sport für Jedermann erschwinglich ist oder einfach
- Danke, dass Sie das Leben lebenswerter machen.

Aber wir möchten auch danken für die geopferte Freizeit und für die zusätzliche Arbeit:

- Denn während andere im Trockenen sitzen, pfeifen Ehrenamtliche bei strömendem Regen ein Fußballspiel,
- bringen sie den Kindern Judo bei, während die Eltern einen freien Abend genießen,
- schwitzen sie über der Einnahmen-/Ausgabenrechnung des Vereins, während andere vor dem Fernseher hocken,
- fahren sie am Wochenende zu einem Lehrgang, wenn andere sich einen Kurzurlaub gönnen.
Dabei wollen wir nicht zwischen Übungsleitern und Schiedsrichtern, Vorsitzenden oder Gerätewarten, "Chauffeuren" am Sonntag oder Schatzmeisterinnen unterscheiden.
Für alle gilt gleichermaßen:
- Ohne die stets willigen und bereiten Ehrenamtler können unsere Sportvereine ihren unverzichtbaren Beitrag in der Gesellschaft nicht leisten!

Betrachtet man dies zusammenfassend, dann kommt man schnell zu der Erkenntnis: Die Arbeit der Ehrenamtler in unserem Land ist im wahrsten Sinne staatstragend, und kein Politiker, auf welcher Ebene auch immer dem Gemeinwohl verpflichtet, sollte an der Förderungswürdigkeit des Ehrenamts zweifeln.

Deshalb werden wir die neue Kampagne auch nutzen, unsere berechtigten Forderungen gegenüber Politik und Wirtschaft zur Förderung und Zukunftssicherung des Ehrenamts zu formulieren und in die Öffentlichkeit zu tragen. (...)

Eines ist klar: Nur durch gemeinsames Handeln können wir unser Anliegen wirkungsvoll und glaubwürdig vertreten. Innerhalb des organisierten Sports, aber auch in. Zusammenarbeit mit Institutionen außerhalb des Sports.

Die Ziele unserer Danke-Kampagne liegen daher auf der Hand:

- wir wollen die Akzeptanz und Anerkennung der Ehrenamtlichen im Sport steigern,
- wir wollen der Öffentlichkeit die unverzichtbare Leistung ehrenamtlichen Tuns zum Vorteil der Gesellschaft bewusst machen.

Dabei setzt die Kampagne auf die Ehrenamtler selbst. Sie stehen im Mittelpunkt der Kampagnenmotive: offene, sympathische, dynamische Menschen, die sich mit einem leichten Augenzwinkern über Belastungen ihres Ehrenamts "beklagen". Die fröhlich lachenden, nicht leidvoll wirkenden Gesichter zeigen aber ganz deutlich, dass sie den Job gerne machen, dass die Lust den gelegentlichen Frust des Ehrenamts mehr als aufwiegt."

Dr. Christine Bergmann:

"Sport bringt Alt und Jung zusammen. Sport ist eine Brücke zwischen den Generationen. 27 Millionen Menschen sind Mitglieder im Deutschen Sportbund. Und davon sind 2,6 Millionen Menschen in ehrenamtlichen Funktionen tätig. Das sind Zahlen, die beeindrucken und die zeigen, dass in unserer Gesellschaft soziale Verantwortung füreinander und Spaß und Freude miteinander zusammengehen. Die vielen Ehrenamtlichen halten mit ihrer Arbeit die Vereine zusammen, vielfach sind sie die Seele des Vereins.

Da, wo jüngere und ältere Menschen gemeinsam aktiv sind, gibt es einen Dialog zwischen den Generationen, der verbindet. Jugendliche erhalten im Sport Orientierung und Unterstützung, Ermutigung und Förderung. Die Älteren bringen ihre Lebenserfahrung und ihr Wissen mit ein und erfahren in vielen Fällen durch den Kontakt mit Jüngeren eine höhere Lebensfreude.

Sport hat für die Jugend, aber auch für ältere Menschen eine große Bedeutung. Etwa 17 Prozent der 50- bis 60-Jährigen treiben regelmäßig Sport, bei den 61- bis 70-Jährigen sind es circa 13 Prozent, bei den über 70-Jährigen etwa 6 Prozent. Viele Seniorinnen und Senioren wollen körperlich fit bleiben. Zugleich suchen sie im Verein Kontakt zu Gleichaltrigen und Jüngeren und wollen mit anderen etwas erleben. Viele Senioren engagieren sich ehrenamtlich im Sport.

Das freiwillige Engagement von Alt und Jung wollen wir mit unserer Kampagne öffentlich anerkennen und weiter fördern. Wir wollen die Menschen gezielter ansprechen und ermuntern, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einzubringen. Denn ehrenamtliches Engagement ist ein Gewinn für alle: für denjenigen, der es leistet, ebenso wie für diejenigen, die davon profitieren. Ehrenamtliches Engagement hält die Gesellschaft zusammen.

Die Ehrenamts-Kampagne des Deutschen Sportbundes, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Hamburg-Mannheimer ist Vorbote des "Internationalen Jahres der Freiwilligen", das die Vereinten Nationen für das Jahr 2001 ausgerufen haben. Das Internationale Jahr der Freiwilligen", für dessen Umsetzung in Deutschland mein Ministerium zuständig ist, verfolgt vier Ziele: Anerkennung, Unterstützung, Vernetzung und Förderung des freiwilligen und ehrenamtlichen Engagements."


* Anmerkung der Redaktion:
Seit den 1990-er Jahren sind verschiedene sportpolitische Dokumente wie Sportberichte der Bundesregierung, Veröffentlichungen der Sportministerkonferenz der Länder, des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), des Deutschen Sportbundes oder von anderen Institutionen und auch Personen zunehmend im Internet dokumentiert und einsehbar. Sie wurden im Rahmen der Serie nicht mehr ausführlich zitiert.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 36 / 2. September 2014, S. 33
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2014