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GESCHICHTE/463: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 261 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 28-31 / 8. Juli 2014
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

2000/I: Manfred von Richthofen: Organisierter Sport für die Zukunft gerüstet
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 261)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Das Jahr der Jahrtausendwende brachte auch für die deutschen Sportorganisationen mehrere wichtige Jubiläen mit sich. Das begann bereits am 28. Januar 2000, als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als größter Mitgliedsverband des DSB am Gründungsort in Leipzig seinen hundertsten Geburtstag feierte. Die Deutsche Sportjugend (DSJ) als Jugendverband des DSB und größte deutsche Jugendorganisation erinnerte am 8. April in der Jugendherberge Sudelfeld bei Bayrischzell in den Alpen an ihre Begründung dort vor 50 Jahren zu Ostern 1950, und der Deutsche Sportbund beging mit einem Festakt am 8. Dezember im hannoverschen Rathaus, dem Gründungsort, und einem Festabend am 9. Dezember im Kuppelsaal der niedersächsischen Landeshauptstadt seine 50-Jahrfeier.

DSB-Präsident Manfred von Richthofen wies in seinem Neujahrsgruß zur Jahrtausendwende auf die ständig wachsenden Aufgaben und Mitgliederzahlen im organisierten Sport hin, machte aber auch deutlich, dass dieser für fast alle Probleme der Gesellschaft - von Gesundheitsfragen bis zu sozialen Belangen - einen "Schlüssel zur Lösung" biete.


Das Grußwort des DSB-Präsidenten wird nachfolgend im Wortlaut wiedergegeben:

"In einer Zeit der Jahrhundert-Bilanzen und Jahrtausend-Erwartungen steht auch der Sport auf einem besonderen Prüfstand. Da schwankt dann die Stimmung zwischen nostalgischer Verklärung der Vergangenheit, nüchterner Betrachtung der Gegenwart und hoffnungsvoll-skeptischer Vorausschau auf die sportliche Zukunft. Doch jenseits aller epochalen Brückenschläge gilt es auch, die Entwicklung in überschaubaren Zeiträumen zu sehen und sich an die entsprechenden Fakten zu halten.

Der organisierte Sport in Deutschland wird weiter von erfreulichen Aufwärtstendenzen geprägt. Die Zahl der Mitglieder wächst nach wie vor ebenso wie die der Vereine. Auch die unverzichtbare ehrenamtliche Mitarbeit gewinnt zunehmend Anerkennung und damit Attraktivität. Vom Breiten- und Freizeitsport bis zur Spitzenebene, von der Kinder- und Jugendarbeit bis zum Seniorenbereich nehmen die Aufgabenstellungen in den Vereinen und Verbänden zu. Ob Gesundheitsaspekte oder soziale Belange: im organisierten Sport gibt es für fast alle Probleme der Gesellschaft einen Schlüssel zur Lösung. Zehn Jahre nach dem Fall der Mauer ist auch in den Landessportbünden Ostdeutschlands der stetige Aufschwung unverkennbar. Von Mecklenburg-Vorpommern bis Sachsen wird das soziale Netz der Sportvereinslandschaft immer fester geknüpft und trägt einen wesentlichen Teil zur Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen West und Ost bei.

Die wachsende gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Sports setzt natürlich entsprechende Rahmenbedingungen voraus, die von Bund, Ländern und Kommunen gleichermaßen zu gewährleisten sind. Doch zunehmende Sparzwänge der Öffentlichen Hand lassen den sportpolitischen Spielraum in letzter Zeit enger werden. Andererseits stärken solche Voraussetzungen, die immer häufiger als Herausforderungen verstanden werden, die Politikfähigkeit in den Reihen des Sports.

Die Liste der Argumente zur angemessenen Förderung sportlicher Aufgaben ist jedenfalls ebenso lang wie überzeugend. Es geht etwa um die Verbesserung der Sportstättensituation in Ost und West oder die sinnvolle Berücksichtigung der natürlichen Ressourcen des Sports bei vielen gesellschaftlichen Problembewältigungsversuchen oder regierungsamtlichen Reformvorhaben. Eine bessere und preiswertere als die sportliche Hilfe ist oft nicht zu bekommen.

Allerdings darf der Sport bei der Zunahme selbstgewählter oder auch zugewachsener Aufgaben die eigene Glaubwürdigkeit nicht verlieren. Nur der saubere Sport beispielsweise und der konsequente Anti-Doping-Kampf gibt uns die Chance einer verantwortungsbewussten Zukunftsgestaltung. Diese Gestaltung der Zukunft wird angesichts vielschichtiger Interessen und unterschiedlicher Ausgangssituationen auch von der künftigen Solidarität im Sport insgesamt abhängen.

Wir haben sehr gute Voraussetzungen zur weiteren Stärkung der sportlichen Gemeinschaft. Aber die dürfen wir nicht leichtfertig verspielen oder weiter ausufernden inflationären Entwicklungen opfern. An der Schwelle zum Jahr 2000 gelten die besten Wünsche der deutschen Olympiamannschaft und dem Paralympics-Team für ein ebenso bescheidenes wie erfolgreiches Auftreten in Sydney sowie den Initiatoren der deutschen Fußball-WM-Bewerbung 2006 für einen deutlichen Vertrauensbeweis durch die internationalen Entscheidungsgremien."

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 28-31 / 8. Juli 2014, S. 40
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2014