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GESCHICHTE/408: Vor 50 Jahren wurde das Deutsch-Französische Jugendwerk gegründet (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 27 / 2. Juli 2013
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Vor 50 Jahren wurde das Deutsch-Französische Jugendwerk gegründet

von Friedrich Mevert



Es waren zahlreiche Persönlichkeiten und Institutionen in beiden Ländern, die sich nach Ende des schrecklichen Zweiten Weltkrieges mit innerer Überzeugung und großem Engagement - auch im Interesse Europas - für eine Verständigung und Zusammenarbeit der benachbarten bisherigen "Erbfeinde" Deutschland und Frankreich einsetzten und dafür auch die ersten Kontakte knüpften. Die sich langsam anbahnende Atmosphäre nachbarschaftlicher Verständigung fand ihren Höhepunkt in der Deutschlandreise des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Sommer 1962 und vor allem in seiner Ludwigsburger Rede, mit der er sich direkt an die deutsche Jugend wandte.

Ein halbes Jahr später wurde mit der Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages am 22. Januar 1963 durch Staatspräsident de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer im Pariser Elysee-Palast die Basis geschaffen, auf der sich in den kommenden Jahrzehnten in vielen Bereichen eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den beiden benachbarten Völkern im Herzen Europas entwickeln konnte.

Für die vor allem gewünschten Begegnungen zwischen der jungen Generation beider Länder wurde eigens als besonderes Instrument ein Deutsch-Französisches Jugendwerk (Office Franko-Allemand pour la Jeunesse) vorbereitet und am 5. Juli 1963 im Bonner Palais Schaumburg, dem damaligen Sitz des Bundeskanzleramtes, von den beiden Außenministern Gerhard Schröder und Couve de Murville in Anwesenheit des französischen Staatspräsidenten und des deutschen Bundeskanzlers unterzeichnet. In die Vorbereitung dieses damals einmaligen Abkommens waren auf französischer Seite der Staatssekretär für Jugend und Sport, der damals berühmte Bergsteiger Maurice Herzog, und auf deutscher Seite der Bundesminister für Familie und Jugend Bruno Heck eingebunden.

Der von den beiden Regierungen erteilte Auftrag ergab sich aus dem Text des Abkommens

"Das Jugendwerk hat die Aufgabe, die Bande zwischen der Jugend der beiden Länder enger zu gestalten und ihr Verständnis füreinander zu vertiefen. Es hat hierzu die Jugendbegegnung und den Jugendaustausch anzuregen, zu fördern und, soweit notwendig, selbst durchzuführen ..."

Das Abkommen erwähnt die wesentlichen Tätigkeitsbereiche und schließt den diesbezüglichen Artikel 2 mit der Feststellung:

"Das Jugendwerk verfolgt bei der Erfüllung seiner Aufgaben die Grundsätze der Zusammenarbeit und der Verständigung unter den Ländern Europas und den anderen Ländern der freien Welt, die es bei der Jugend zu vertiefen gilt."

Für die Umsetzung der Zielsetzungen des Jugendwerkes wurde von den Regierungen ein Generalsekretariat und je eine Abteilung in Paris und Bonn eingerichtet. Das Generalsekretariat und die Abteilung Bonn hatten ihren Sitz in einem ehemaligen Hotel in Rhöndorf, dem Wohnort von Bundeskanzler Adenauer. Zum ersten Generalsekretär wurde der Franzose Francois Altmayer, ein ENA-Absolvent, zu seinem Stellvertreter Ministerialrat Albrecht Krause aus dem Bundesinnenministerium berufen. Direktor der Abteilung Bonn wurde Ministerialrat Otto Werner Gehring, Referatsleiter Grundsatzfragen aus dem Bundesministerium für Jugend und Familie.

Als eine Art Aufsichtsrat des Jugendwerkes fungierte ein aus zwanzig Personen bestehendes ehrenamtliches Kuratorium mit Vertretern aus Ministerien und freien Organisationen aus beiden Ländern, das zweimal jährlich tagte. Bei der Berufung dieses Gremiums war übrigens zunächst auf deutscher Seite der Sport nicht berücksichtigt worden, und es bedurfte erst massiver Interventionen von DSB-Präsident Daume, um einen Platz für den DSB im Kuratorium zu erreichen.

Erster Sportvertreter im Kuratorium wurde dann der damalige LSB-Präsident von Rheinland-Pfalz und DSB-Schatzmeister August Zeuner, stellvertretendes Kuratoriumsmitglied der DSJ-Vorsitzende Wilhelm Sälter. Die beiden Regierungen stellten dem Jugendwerk jährlich zu gleichen Teilen einen Betrag von insgesamt 40 Millionen DM zur Verfügung.

Der Sport machte übrigens den Anfang bei der praktischen Umsetzung der Zielsetzungen des Jugendwerkes, denn die erste vom DFJW geförderte Begegnung war der Deutschen Sportjugend vorbehalten. Je 15 Jugendliche aus Frankreich und Niedersachsen trafen sich vom 27. Dezember 1963 an über den Jahreswechsel 1963/64 auf Einladung des Harzer Skiverbandes zum Wintersport im niedersächsischen Mittelgebirge.

Die besondere Bedeutung des Jugendsports als Mittel der Jugendbegegnung und Völkerverständigung wurde auch dadurch unterstrichen, dass schon im ersten Förderjahr 1964 fast 400 deutsch-französische Jugendbegegnungen über die Deutsche Sportjugend aus Mitteln des DFJW bezuschusst und damit die größte Teilnehmerzahl aller am DFJW beteiligten Organisationen erreicht wurde.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 27 / 2. Juli 2013, S. 23
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2013