Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → FAKTEN

GESCHICHTE/361: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 175) (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 33 / 14. August 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1988/V: Tagung zur Entwicklung des Nachkriegssports in Deutschland
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 175)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Nach der Eröffnung der ersten "Ehrengalerie des Sports" in der Bundesrepublik durch das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte Hoya (NISH) im Juni 1988 stand die kleine Weserstadt im Oktober des gleichen Jahres erneut im Blickpunkt der deutschen Sporthistoriker. In Zusammenarbeit mit der Sektion Sportgeschichte der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (DVS) veranstaltete das Hoyaer Institut die 2. Tagung zur Entwicklung des Nachkriegssports in Deutschland unter dem Titel "Von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sport (ADS) zum Deutschen Sportbund (DSB) 1948 bis 1950." Bereits 1983 hatte sich das NISH in der 1. Tagung zur Nachkriegsgeschichte des deutschen Sports mit der Zeit von 1945 bis 1948 befasst.

Über die Tagung, deren Verlauf und Ergebnisse in der Wissenschaftlichen Schriftenreihe des NISH veröffentlicht wurden, informierte die LSB-Zeitschrift "Sport in Niedersachsen":

"Prominente Sportführer und Sportpublizisten der Nachkriegszeit, an ihrer Spitze DSB-Ehrenpräsident Prof. Dr. Willi Daume, DLV-Ehrenpräsident Dr. Max Danz und DSV-Ehrenpräsident Bernhard Baier sowie der Begründer und Herausgeber des Sportinformationsdienstes Prof. Alfons Gerz, schilderten im Rahmen einer "Zeitzeugenbefragung" die harten Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der nach 1933 verbotenen Arbeitersportbewegung, den konfessionellen und bürgerlichen Sportführern und den Repräsentanten der Fachverbände, die über die Zwischenstufe der ADS zur Gründung des Deutschen Sportbundes im Dezember 1950 im Rathaus von Hannover führten.

Nach einführenden wissenschaftlichen Referaten von Prof. Hüttenberger (Düsseldorf) über die allgemeine politische Entwicklung in den ersten fünf Nachkriegsjahren in Deutschland, von Prof. Tiedemann (Hamburg) zur Entwicklung der für den Sport relevanten alliierten Rechtsvorschriften und von Franz Nitsch (Marburg) zur Quellenlage und zum Forschungsstand der Nachkriegsentwicklung im Sport brachte die Befragung und Diskussion mit den Zeitzeugen eine Fülle von historischen Aussagen und Fakten, die in dieser Kompaktheit wohl Seltenheitswert behalten dürften.

Zwar lag der Schwerpunkt der Diskussionen in den Jahren von 1948 bis 1950, einer Phase der Sportentwicklung, die durch die Anfänge regionaler und zonenübergreifender Verbandsgründungen gekennzeichnet ist, doch wurden wesentliche Ereignisse der vorangegangenen wie der nachfolgenden Jahre ebenso angesprochen.

Fast auf den Tag genau 40 Jahre nach der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sport (ADS) am 23./24. Oktober 1948 in Bad Homburg (...) stellte Willi Daume nochmals die Leistungen von Prälat Wolker von der katholischen DJK sowie Fritz Wildung und Walter Kolb von der Arbeitersportbewegung heraus, die unter Zurückstellung eigener Interessen das gemeinsame Ziel einer Einheitsbewegung im Sport angestrebt und schließlich auch vollendet hätten. Die Gründung des DSB am 10. Dezember 1950 im Hodlersaal des Rathauses zu Hannover bezeichnete Willi Daume als unausweichliche Kompromisslösung. "Wir alle waren des Streitens müde. Selbst die Turner haben um der gemeinsamen Sache willen auf die Nennung im Namen verzichtet. Ich selbst habe mich bei der Wahl als jemand gesehen, der von allen Seiten akzeptiert wurde. Es gab damals trotz aller Machtkämpfe auch viel guten Willen!"

In der zweiten Zeitzeugenrunde schilderten mit SID-Herausgeber Prof. Alfons Gerz, Ex-ZDF-Sportchef Willi Krämer und Willi B. Wange bekannte Sportpublizisten, welche Rolle der Sportjournalismus in der Phase des sich wieder organisierenden Sports der Nachkriegszeit spielte, welchen Stellenwert der Sport im Rahmen der Agenturen und Zeitungen hatte und wie auch von der Sportberichterstattung aus aktiver Einfluss auf die Sportentwicklung genommen wurde. (...)"

*

Quelle:
DOSB-Presse Nr. 33 / 14. August 2012, S. 15
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Telefon: 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. August 2012