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GESCHICHTE/349: Vor 50 Jahren in Bonn - Bundeswehr und Sport vereinbaren Kooperation (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 22 / 29. Mai 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Vor 50 Jahren in Bonn: Bundeswehr und Sport vereinbaren Kooperation

Von Friedrich Mevert



Zweieinhalb Jahre nach der Gründung des Deutschen Sportbundes (DSB) hatte es Ende Mai 1953 bereits den ersten Kontakt zwischen DSB-Präsident Willi Daume und dem späteren Bundesverteidigungsminister Theodor Blank gegeben, der seinerzeit von Bundeskanzler Konrad Adenauer als Leiter des "Amtes Blank" mit dem Aufbau der Streitkräfte in der noch jungen Bundesrepublik beauftragt worden war. In seinem Schreiben vom 29. Mai 1953 sprach Willi Daume zunächst aber vor allem die Nutzung ehemaliger Wehrmachtsanlagen durch die Sportorganisationen an. Erst im Frühjahr 1956 gab es dann ein erstes Gespräch zwischen dem zwischenzeitlich zum Bundesminister der Verteidigung ernannten Theodor Blank und Daume, in dem u.a. vereinbart wurde, dass die Bedingungen des Deutschen Sportabzeichens Grundlage für die Sportausbildung der Bundeswehr sein sollten, dass der Dienstsport der Soldaten ein "ziviler Sport" sein sollte und dass generell auf die Gründung von Militärsportvereinen, wie es sie in der Wehrmacht gab, verzichtet werden sollte.

In den folgenden Jahren wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Sport und der Bundeswehr intensiver, führte aber auch zu Spannungen, als z.B. das Bundesverteidigungsministerium aus sicherheitspolitischen Überlegungen wehrpflichtigen Spitzensportlern die Teilnahme an Wettkämpfen in Ländern des Ostblocks untersagte. Ein Gespräch des DSB-Präsidenten mit dem seit Oktober 1956 amtierenden Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß brachte zwar gewisse Fortschritte bei der Lösung der strittigen Punkte, aber keine den Sport zufriedenstellende Resultate, so dass das DSB-Präsidium zu der Auffassung kam, diese Probleme direkt mit Bundeskanzler Konrad Adenauer besprechen zu sollen.

Erst nachdem der damalige Sportreferent des Ministeriums, Oberstleutnant Jürgen Schuppan, Gastreferent der DSB-Präsidiumssitzung am 30. September 1961 war und Daume ihm den Dank für die "weitgehend gefundene Übereinstimmung" aussprach, die "eine erfreuliche Grundlage für weitere angenehme Zusammenarbeit" sei, kamen dann vor 50 Jahren - am 30. Mai 1962 - Bundesminister Strauß und DSB-Präsident Daume zu einem Spitzengespräch in Bonn zusammen. Daran nahmen für den Sport neben Daume NOK-Vizepräsident Herbert Kunze und DSB-Geschäftsführer Guido von Mengden, für die Bundeswehr neben Strauß Brigadegeneral Christian Schaeder und Oberstleutnant Jürgen Schuppan teil.

Die Ergebnisse des ausführlichen Gesprächs wurden in einer Vereinbarung in sieben Abschnitten mit 18 Punkten zusammengefasst, die sowohl im Ministerialblatt (1962/26) wie in den Presseorganen der Sportorganisationen veröffentlicht wurde. Es wurde festgehalten, dass für Soldaten "grundsätzlich eine örtliche gemeinsame sportliche Betätigung in und mit zivilen Vereinen anzustreben" sei und dass "Soldaten aller Dienstgrade in der Ausübung des außerdienstlichen Sports durch ihre Vorgesetzten zu unterstützen seien". Bei der Behandlung des Themas Beurlaubung und Förderung von Spitzenkönnern wurde Übereinstimmung erzielt, dass die Bundeswehr weitgehend auf die Wünsche des DSB und seiner Mitgliedsverbände Rücksicht nehmen werde. Für militärische Sportwettkämpfe sollten die vom Bundesverteidigungsministerium mit den Spitzenverbänden getroffenen Vereinbarungen gelten, wobei auch Terminabstimmungen zugesagt wurden.

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 22 / 29. Mai 2012, S. 33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2012