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GESCHICHTE/340: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 159 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 14-15 / 3. April 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

1985/IV: Sport für die Jugend in Europa im Mittelpunkt
Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte (Teil 159)

Eine Serie von Friedrich Mevert



Als ein Forum praktischer Arbeit erwies sich die 7. Europäische Sportkonferenz (ESK) vom 29. September bis 5. Oktober 1985 in Cardiff. Im "Internationalen Jahr der Jugend" der UNO stand der Jugendsport im Mittelpunkt der Beratungen. Für die 1981 gebildete ESK-Arbeitsgruppe "Jugendsport" hatte die darin mitwirkende DSJ einen Maßnahmenkatalog für die Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendsports in den europäischen Ländern, insbesondere für Mädchensport, Situation der Auszubildenden und Behindertensport erarbeitet. Außer zehn Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendsports wurden von der ESK zwei Resolutionen gegen das Doping und zum Thema Sport und Frieden verabschiedet.

Abschlusserklärung der 7. Europäischen Sportkonferenz (Auszug):

"- Im Rahmen der geltenden Gesetze sollten Vorschläge zur weiteren Förderung des Sports für junge Menschen eingearbeitet und die Lehrpläne des Schulsports durch qualifizierte Fachkräfte verbessert werden, die sich anerkannter wissenschaftlicher Erkenntnisse bedienen;

- die nationalen Sportorganisationen und -institutionen sollten der Förderung des Sports und der Freizeitgestaltung der jungen Generation Vorrang einräumen, wobei in einem breiten Angebot den vielfältigen Bedürfnissen junger Menschen und ihrer persönlichen Verhältnisse Rechnung zu tragen ist;

- Versuchen kommerzieller Einrichtungen, die Sportorganisationen, die Veranstaltungen und Programminhalte zu beeinflussen, ist entschlossener Widerstand entgegenzusetzen, ohne dass dadurch die Absicht aufgegeben wird, Ressourcen privatwirtschaftlicher Organisationen zu nutzen;

- besondere Anstrengungen sind erforderlich, um für die Bedürfnisse von Gruppen wie u. a. Auszubildende, Arbeitnehmer, Arbeitslose, Behinderte, Mädchen und Ausländerminderheiten geeignete sportliche Angebote zu schaffen;

- ein höheres Niveau im Kinder- und Jugendsport erfordert auch die Aus- und Weiterbildung von mehr ehren- als auch hauptamtlichen Lehrkräften und Jugendleitern, wobei die hauptamtlichen Mitarbeiter die ehrenamtlichen unterstützen sollten;

- Jugendliche sind an den Sport so heranzuführen, dass sie sich daran erfreuen und eine lebenslange Bindung eingehen, wobei ihre sportliche Erziehung im Geist des Fair play und der Olympischen Ideale erfolgt;

- um die qualitative Verbesserung sportlicher Betätigung zu fördern, müssen die bereits in einigen Ländern verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse besser genutzt und mit anderen Ländern ausgetauscht werden;

- Umfang und Qualität der den jungen Sportlern zur Verfügung stehenden medizinischen Betreuung ist weiter zu verbessern und darauf zu achten, dass junge Menschen keinen übermäßigen Druck bei der Teilnahme an Wettkämpfen ausgesetzt werden;

- die Medien sind zu ermutigen, in ihrer Berichterstattung dem Jugendsport - besonders seinen positiven Elementen - einen breiteren Raum zu geben als bisher;

- die Jugendlichen sind außerdem anzuhalten, zur Entwicklung ihrer Sportprogramme selbst beizutragen und sich auch später in ihrer Organisation zu betätigen.

(...) Auf der Grundlage des Berichts der Arbeitsgruppe "Sport für die Welt", die unter der Leitung Norwegens stand, und den Anregungen der Beratung wurden eine Doping-Arbeitsgruppe mit Großbritannien (Leitland), Bulgarien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Norwegen, Schweden, Schweiz und UdSSR, sowie eine Entwicklungshilfe-Arbeitsgruppe mit Finnland (Leitland), Norwegen, DDR, UdSSR, Bundesrepublik Deutschland, Polen, Niederlande und Jugoslawien gebildet.

Die Doping-AG wird Mittel und Wege zur Förderung und Durchführung von wirksamen politischen und organisatorischen Maßnahmen gegen das Doping in den Mitgliedsländern der ESK untersuchen und die Entwicklungshilfe-AG die Zusammenarbeit im Sport zwischen Europa und den Ländern der Dritten Welt vor allem in Afrika unter Beteiligung des IOC, der UNESCO und anderen Internationalen Föderationen in einem Symposion zu verbessern suchen.


Resolution gegen das Doping

Die Teilnehmer der ESK appellieren an alle nationalen und internationalen Sportorganisationen sowie an die anderen verantwortlichen Institutionen, das Doping-Problem im Sport nachhaltiger als bisher zu bekämpfen. Doping stellt einen Bruch der Grundregel des Fair play und aller ethischen Prinzipien des Sports dar. Es ist sowohl nachteilig als auch höchst gefährlich für die Gesundheit des Athleten. Sportlerinnen und Sportler müssen deshalb ständig auf die Folgen des Dopings für ihre Gesundheit hingewiesen werden. Diejenigen, die gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen, schließen sich selbst aus der Welt des fairen Sports aus. Dies gilt gleichermaßen für die Aktiven, Ärzte, Trainer und Betreuer.


Resolution zum Thema Sport und Frieden

Die Teilnehmer der Konferenz stimmen darin überein, dass der weltweite Beitrag des Sports zur Förderung der Freundschaft unter den Menschen und zur Festigung des Friedens im Geist der Olympischen Idee heute wichtiger ist denn je. Sie appellieren daher an die politisch Verantwortlichen aller Länder, dem Beitrag, den der Sport zum Weltfrieden leisten kann, mehr Verständnis entgegenzubringen als bisher und positive Schritte zu unternehmen, um dieses Ziel zu fördern. Nur in Frieden können Menschen durch Sport und Spiel ihr persönliches Glück, gesellschaftliches Wohlergehen und ein sinnerfülltes Leben finden. Sport weist ihnen den Weg, fair miteinander umzugehen. Die Teilnehmer der Konferenz wollen deshalb alles tun, was in ihrer Macht steht, um zur Erhaltung des Friedens durch den Sport beizutragen.

Nationale Dokumentations- und Informationszentren sollen in den Ländern, in denen sie noch fehlen, eingerichtet und bestehende Zentren verstärkt werden. Weiterhin unterstützt die ESK den Vorschlag des International Council for Sports Science und Physical Education an die UNESCO, ein internationales Informationszentrum für Sportliteratur und Dokumentation (SPORT) durch Erweiterung des Sport Information Resource Centres (SIRC) Kanada, zu schaffen. Der Austausch von Primärdokumenten zwischen allen Ländern soll in dieser Absicht verstärkt werden. Die Teilnehmer der ESK bestätigen, dass die VIII. Europäische Sportkonferenz im Oktober 1987 in Griechenland abgehalten wird; Bulgarien, Niederlande, Norwegen und die CSSR sind bereit, die IX. Europäische Sportkonferens 1989 auszurichten. Vertreter aus Griechenland, Bulgarien, DDR, Großbritannien, Österreich, Portugal, Rumänien, Schweden und Ungarn werden in das internationale Koordinierungs-Komitee für die VIII. Europäische Sportkonferenz berufen."

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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 14-15 / 3. April 2012, S. 26
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2012